Veröffentlicht am 2020-03-01 In Urheiligtum

Erinnerungen an den Einmarsch der Amerikaner in Vallendar vor 75 Jahren

Dr. Peter Wolf zu einem Gebet aus „Himmelwärts“ •

Am 25. März 1945 werden es 75 Jahre, dass die Amerikaner in Vallendar einmarschierten und die Stadt besetzten. Am 7.3. 1945 war den US-Truppen in Remagen der Durchbruch über den Rhein gelungen. Mit massiven Panzerverbänden und mit Unterstützung ihrer Luftwaffe rollten die Alliierten das Rheinland auf. Tag für Tag kamen sie näher auf Vallendar und damit auf Schönstatt zu. Im Konzentrationslager Dachau, wo Pater Josef Kentenich, der Gründer der Schönstatt-Bewegung, als Häftling der Nazis gefangen war, gab es bereits das Gerücht, Schönstatt sei entvölkert und die Schwestern seien geflohen. —

In dieser Situation diktierte Pater Kentenich ein Gebet, in dem er das „Schönstattland“ der Muttergottes anvertraute. Aus Tarngründen ist es ein Gedicht, das später in der Schönstatt-Bewegung vertont wurde und bis heute gesungen wird. Dieses Gebet wurde als Novene (neun Tage-Gebet) auf das Fest Mariae Verkündigung hin im KZ von den inhaftierten Priestern der Schönstatt-Bewegung gebetet. Kein Mensch konnte ahnen, dass ausgerechnet am letzten Tag dieser Novene, am 25.März Vallendar und so auch die Heimat der Schönstatt-Bewegung mit ihrer Gnadenkapelle besetzt wurde.

Von Bundesarchiv, Bild 146-1970-088-24 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5482570

So sah es 1945 in Koblenz – auf der anderen Rheinseite gelegen – aus Quelle: Von Bundesarchiv, Bild 146-1970-088-24 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5482570

Der 25. März 1945 in Schönstatt

In Chronik-Notizen aus den Jahren des Krieges findet sich folgender Eintrag über den Tag des Einmarsches:

In den Vormittagsstunden des Palmsonntag (25. März, Mariä Verkündigung) drangen die Amerikaner von Bendorf und Weitersburg her in die Stadt ein. Kurz vor Mittag heftiges Artilleriefeuer. In Vallendar manche Zerstörung. Eine Granate platze vor Sonneck und zerstörte einige Scheiben. Im Kapellchen sind derweil viele Schwestern. Sie verlassen diesen sicheren Schutzraum nicht und singen: “Breit‘ um uns deinen Mantel!“ Beten: „Unter deinem Schutz und Schirm.“ Gegen Abend war ein größerer Teil der Stadt in den Händen der Amerikaner. Amerikanische Artillerie stand in Weitersburg, deutsche beim Wandhof. Wir hörten, daß am anderen Tag zwei Panzerdivisionen zum Gegenstoß eingesetzt werden sollten. Die größte Gefahr drohte Sonneck, wo die Befehlsstelle untergebracht war. Es kam aber ganz anders. Da die Amerikaner weit in den Westerwald schon vorgestoßen waren, und nur der Weg nach Simmern noch frei war, wurde nachts um 2 Uhr (26.3.) der Befehl zum Rückzug gegeben. Um 9 Uhr kam noch eine Granate gesaust; wahrscheinlich von Ehrenbreitstein her. Sie flog unmittelbar am Kapellchen vorbei, krepierte in den Birnbaum an der Südwestecke der Wasserburg und – richtete keinen Schaden an. Das Kapellchen ist in der ganzen Zeit von keinem Splitter getroffen worden und hat nicht die geringste Verletzung davongetragen. – Als wir morgens in die verschiedenen Häuser und zum Kapellchen zum Zelebrieren wollten, hielten zwei amerikanische Spähwagen unmittelbar vor dem Schlößchen. Wir haben die Messen wie sonst gefeiert. Um 8.30 rollten die Panzer dann in unübersehbarer Menge durch die Stadt.“.

In den Memoiren des in Vallendar allseits bekannten langjährigen Stadtrates Heinrich Fölbach ist ebenfalls die Erinnerung festgehalten, daß die Amerikaner am Palmsonntag 1945 von Bendorf und Weitersburg nach Vallendar kamen und die Stadt besetzten. Daran fügt er folgende Erinnerung zum Tag des Einmarsches:

„Auf den Straßen war alles totenstill. Früher erfolgten in Vallendar die öffentlichen Bekanntmachungen mit der Schelle, d.h., der sogenannte „Ausscheller“ ging durch alle größeren Straßen und rief die Bekanntmachungen lautstark au. Dieser „Ausscheller“ kam an jenem Tag und hatte eine weiße Fahne an einer Stange über der Schulter und machte bekannt: „Der amerikanische Kommandant verlangt die Abgabe aller Waffen bis heute abend 6.00 Uhr im Hause des Rechtsanwalts von Nefferowski!“

Der Tag wurde als Befreiung von der Herrschaft und dem Unrecht der Nazidiktatur erlebt. Wer die Geschichte kennt und das Vertrauen und Beten in jenen Tagen des Krieges, wird auch heute die Dankbarkeit verstehen, die damals viele der Mutter des Herrn in der kleinen Schönstatt-Kapelle entgegenbrachten. Die Pfarrgemeinde Simmern pilgert bis heute jedes Jahr in solcher Dankbarkeit dorthin, was ich über mehr 20 Jahre vom Priesterhaus Berg Moriah aus beobachten konnte.

Koblenz 1945 Quelle: Von Royal Air Force – Imperial War Museum, London, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4412617

Das „Zeptergebet“

Halt das Zepter in der Hand,

Mutter, schütz dein Schönstattland;

dort bist du nur Königin,

sorg, dass alle Feinde fliehn.

 

Schaff dir dort ein Paradies,

halt den Drachen im Verlies.

Sonnenfrau, tritt klar hervor,

steig zur Mittagshöh`empor.

 

Bau von hier aus eine Welt,

wie dem Vater sie gefällt,

wie der Heiland im Gebet

einst voll Sehnsucht sie erfleht.

 

Liebe herrsch` dort allezeit,

Wahrheit und Gerechtigkeit,

Einheit, die nicht Masse wird,

nicht zum Sklavengeiste führt.

 

Offenbare deine Macht

in der dunklen Sturmesnacht;

lass die Welt dein Wirken sehn

und bewundernd vor dir stehn,

 

dass sie dich mit Liebe nennt,

sich zu deinem Reich bekennt,

weithin stark dein Banner trägt,

siegreich alle Feinde schlägt.

 

Schönstatt bleib dein Lieblingsort,

des Apostelgeistes Hort.

Führer hin zum heiligen Streit,

Quell der Werktagsheiligkeit,

 

Feuerbrand, der Christus glüht,

lodernd helle Funken sprüht,

bis die Welt als Flammenmeer

brennt zu des Dreifaltigen Ehr`. Amen.

 

Eine Anregung für die Tage bis zum 25. März:

  • Welche Zeile dieses Gebetes ist mir besonders lieb und wichtig?
  • Mit welcher Zeile verbinde ich eine besondere Erinnerung?
  • Welche Zeile ist heute besonders aktuell – für Schönstatt? für die Kirche?

Wer davon erzählen möchte, gerne – info@schoenstatt.org

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