Veröffentlicht am 2015-02-22 In Urheiligtum

Offene Türen für Flüchtlinge im Schatten des Urheiligtums

mda. „Die Gottesmutter lässt uns einige Monate in Ruhe, dann schreibt sie uns am 18.2. ….“ So, meint Rektor Egon M. Zillekens, müsste der Artikel anfangen über den Brief aus Mainz, der am Beginn der Nach-Jubiläums-Fastenzeit, am Aschermittwoch, dem 18. Februar um 18.13 Uhr bei ihm ankommt. Der Brief mit der offiziellen Bitte an Schönstatt zur Bereitstellung von Unterkünften für die vielen Flüchtlinge, die in diesen Wochen aus den vielen Krisengebieten der Welt, im Moment vor allem aus dem Kosovo, nach Deutschland kommen.

„Und es begab sich in jener Zeit, in jener Zeit nach dem Jubiläum Schönstatts… da standen sie vor den Toren Schönstatts, Männer, Frauen, Kinder, die aus ihrer Heimat geflohen waren mit nichts als dem nackten Leben, traumatisiert, verloren, heimatlos… und sie suchten Herberge… und es öffneten sich ihnen die Herzen von Menschen dort, an diesem Ort, wo Schönstatt vor 100 Jahren mitten im Krieg entstanden war – und nicht nur Herzen, sondern Häuser. Leerstehende Häuser, Häuser, in denen andere zusammenrücken, um sie aufzunehmen. Und sie zogen ein und erlebten sich aufgenommen, willkommen, geliebt. Ein Weihnachtsmärchen. Oder vielleicht…?“ –

Im Advent 2014  klang es auf schoenstatt.org wirklich noch mehr wie ein Weihnachtsmärchen, als eine Anfrage aus Vallendar das Thema „Flüchtlinge in Schönstatt“ ins Gespräch brachte und eine Welle der Freude und Solidarität auslöste – weit über die Grenzen des Ortes Schönstatts hinaus. Schönstätter aus Südafrika boten an, Erfahrungen aus dem Mercy House, dem Haus für Flüchtlinge, einzubringen, Schönstätter aus Peru und Argentinien fragten, ob sie Decken oder Kleidung schicken könnten… Angebote und Überlegungen, Bedenken und Hoffnung auf konkrete Solidarität folgten in den Wochen danach.

Und dann kommt mitten in den Karneval hinein eine ganz andere Anfrage, aus dem MINISTERIUM FÜR INTEGRATION, FAMILIE, KINDER, JUGEND UND FRAUEN RHEINLAND-PFALZ. Die Referatsleiterin „Flüchtlingspolitik, Migrantenaufnahme, Rückkehr“, Astrid Becker, meldet sich telefonisch in Schönstatt, bei Rektor Zillekens, dessen Name mit dem Thema Flüchtlinge verknüpft ist seit der ersten Anfrage im Advent: Es geht um die vielen Flüchtlinge, die jetzt ankommen und die über den Winter gebracht werden müssen – und die Erstunterkünfte von Rheinland-Pfalz sind voll, so voll, dass in Trier etwa nichts anderes übrig bleibt, als Zelte aufzustellen. Astrid Becker kennt Schönstatt aus der Jugend und erinnert sich an die vielen Häuser am Ort… Rektor Zillekens erfährt, dass es nicht um zwei oder drei Familien geht, sondern um 100 bis 150 Personen. Und er bietet das Bundesheim an, auch wenn es dort im Moment kein fließendes Wasser gibt … aber Betten und ein Dach über dem Kopf. Mehrere Tage vergehen, ohne dass aus dem Ministerium eine Reaktion kommt.

Mit dem Brief in die Bündnismesse und ins Urheiligtum

Und dann kommt am Abend des 18. Februar der Brief aus dem Ministerium, unterzeichnet von Ministerin Irene Alt, in dem sie Schönstatt um Unterstützung bei der Erstunterbringung von Flüchtlingen   bittet. „Wie Sie den Presseberichten entnehmen konnten, sind wir durch den starken Zustrom von Menschen vor allem aus dem Kosovo bei der Unterbringung an unsere Grenzen gekommen und mussten bereits Zelte in der Erstaufnahmeeinrichtung in Trier aufstellen. Wir hoffen daher auf Ihre tatkräftige Unterstützung“, so Astrid Becker im Begleitschreiben.

Die Integrationsministerin bittet in ihrem Brief um konkrete Hilfe, bis der Bau weiterer Erstaufnahmeeinrichtungen abgeschlossen sei – konkrete Hilfe für 100 – 150 Personen. Es gehe um menschenwürdige Unterbringung, um Solidarität, um spontane hochherzige Hilfe.

Rektor Zillekens nimmt den sehr persönlich geschriebenen Brief der Ministerin mit in die Bündnismesse und liest ihn dort vor… und trägt ihn danach ins Urheiligtum. Etwas von Jubiläumsgnade ist zu spüren.

Noch am selben Abend geht der Brief an die Mitglieder des Generalpräsidiums.

Am kommenden Dienstag, 24. Februar, kommt jemand aus dem Ministerium, um das Bundesheim anzuschauen und die konkreten Möglichkeiten zu prüfen. Auch zwei weitere Häuser sind im Gespräch.

Solidarische Häuser des Urheiligtums

Es war im Herbst 2013. Die Initiative der „100 Häuser als Dank für 100 Jahre unser Haus in Schönstatt“ hatte gerade begonnen – Jubiläumsprojekt der Mitarbeiter von schoenstatt.org, Ausdruck ihres solidarischen Liebesbündnisses mit Papst Franziskus. Ein Haus für eine Familie in extremer Armut am Stadtrand von Asunción für jedes Heiligtum. „Hat das Urheiligtum schon ein solidarisches Haus?“, fragte eine Frau aus der Wallfahrtsbewegung. Nein… „Kann ich es schenken?“ – Ja… „Das Urheiligtum braucht doch auch ein solidarisches Haus“.

„Dass die solidarischen Häuser und die Solidarität weitergeht“: Das war eines der Ziele, die beim Planungstreffen von schoenstatt.org am 24. Januar in Madrid formuliert wurden.

Vielleicht, so sagt jemand aus der Redaktion von schoenstatt.org, vielleicht bauen wir nicht nur weiter solidarische Häuser für Familien, die auf der Straße leben… Vielleicht haben wir bald in Schönstatt, im Schatten des Urheiligtums, solidarische Häuser für Flüchtlinge, für Menschen auf der Flucht wie damals Jesus, Maria und Josef.

Artikel zum Thema:

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