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Veröffentlicht am 2020-03-23 In Solidarisches Liebesbündnis in Zeiten von Coronavirus, Zeitenstimmen

Und das Coronavirus, wozu?

CHILE, Patricio Young •

Wir leben inmitten einer individualistischen Welt, in der meine Wünsche und mein Wille Vorrang vor denen der übrigen Gesellschaft haben, in der Rechte vor Pflichten gehen. Wo Hedonismus, Gier und Macht um der Macht willen die Maximen sind, die uns bewegen. Es gibt keine Konsequenz des Lebens, zwischen dem, was ich denke, sage und tue, sondern eine Rechtfertigung des Verhaltens. „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen.“ (Lukas 16,10). —

Das Coronavirus ist gekommen, um diese Menschheit herauszufordern, die in einer enormen Umweltkrise steckt, die wiederum ein Spiegelbild von Missbrauch und Plünderung ist. Alles Ausdruck dieses Individualismus und Egoismus, der von einer Wirtschaft geprägt ist, die tiefe Ungleichheiten erzeugt, die Privateigentum nutzt und missbraucht, ohne sich der sozialen Pflicht, der es gebührt, auch nur im Geringsten bewusst zu sein.

Die Pandemie zeigt uns auf direkte und wirksame Weise eine theologische Realität: dass wir in der Gemeinschaft und nicht individuell gerettet werden. Dass, wennsich einer ansteckt, sehr viele angesteckt werden können. Sie zeigt uns eine politische Realität; dass das Leben in der Gesellschaft gemacht wird, dass unsere Zukunft von allen abhängt (entweder heilen wir oder wir gehen zugrunde).

Sie zeigt uns auch in sozialer Hinsicht, dass die Familie in jeder ihrer Formen tatsächlich die Kernrealität der Gesellschaft ist; sie ist unsere heilende Zuflucht und damit unsere effektive und affektive Nahrung.

Globale Gesundheit beeinflusst Börsen, Märkte und Währungen

Sie lehrt uns auch, dass die Wirtschaft kein Zweck, sondern ein Mittel ist. Sie hängt von der Gesundheit aller ab, wie sie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert wird: „ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“. Aus dem gleichen Grund trägt sie nur dann ihre wahren Früchte, wenn jeder dieses Wohlbefinden und damit Gesundheit erreicht. Wenn die Aufrechterhaltung der Gesundheit die Börsen, die internationalen Märkte, die Rohstoffe, die Währungen und alles andere beeinflusst, was zu einer globalen Rezession führt, müssen wir sie zum Wohle aller erleiden. Sie zeigt uns deutlich, dass sich die Weltwirtschaft in einer Krise befindet, es ist an der Zeit, sie neu zu erfinden und über das Wohlergehen und die Gesundheit aller nachzudenken.

Es besteht kein Zweifel, dass diese Pandemiekrise uns viel lehrt, sowohl die Welt als auch unser Land.

In Chile sind wir in die so genannte „soziale Explosion“ verwickelt, die ihre Forderungen auf die Menschenwürde und die Notwendigkeit einer solidarischeren Gesellschaft konzentriert, die jedoch große Konflikte und Spaltungen hervorgerufen hat.

Angesichts der Tragödien zeigt sich die Solidarität als Weg

Das Coronavirus hat, wie jede Naturkatastrophe, einheitliche Kriterien geschaffen, wie wir auf die Pandemiekrise in unserem Land und ihre Folgen reagieren. Hätte jemand noch vor wenigen Tagen ahnen können, dass die politischen und gesellschaftlichen Kräfte selbst der Regierung vorschlagen würden, die Volksabstimmung zu verschieben?

Hätten wir überhaupt vermutet, dass alle bereit sind, sich auf ihre Häuser zu beschränken und nicht zu Märschen aufzurufen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern? Nach Monaten der gewaltsamen Zusammenstöße bereit zu akzeptieren, dass die Streitkräfte die Mobilität auf den Straßen neben den Carabineros kontrollieren?

Angesichts der Tragödie müssen wir uns zusammenschließen, um ihr gemeinsam zu begegnen. Hier erweist sich Solidarität als der große Weg. Gemeinsam stellen wir uns den Herausforderungen, und gemeinsam bewegen wir uns vorwärts. Es ist an der Zeit, dass die Welt im Zeitalter der Globalisierung und unsere Gesellschaft begreift, dass wir nur gemeinsam eine bessere Zukunft für alle erreichen können. Nur wenn wir das suchen, was uns verbindet, und nicht das, was uns trennt, können wir vorankommen. Nur wenn wir auf dem Respekt für andere und der Freude an der Vielfalt aufbauen, können wir vorankommen.

Der Coronavirus ist gekommen, um uns eine große Lehre zu geben; es liegt an uns, das auszunutzen, was Gott uns zeigen wollte.

 

iStock Getty  Images ID:1135670850, LoveTheWind – licensed for schoenstatt.org 22.03.2020

 

Original: Spanisch, 22. 03. 2020. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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