Veröffentlicht am 2016-03-11 In Was bedeutet das Jahr der Barmherzigkeit?

Gottes Name ist Barmherzigkeit

Von Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg, für schoenstatt.org –  Ein Beitrag in der Reihe: Was bedeutet das Heilige Jahr der Barmherzigkeit? •

Am 13. März 2013 war Franziskus zum Papst gewählt worden. Am Sonntag, den 17. März, betete er zum ersten Mal den sonntäglichen Engel des Herrn auf dem Petersplatz. Dabei erzählte er: „ In diesen Tagen habe ich ein Buch gelesen von einem guten Theologen, von einem richtig guten Theologen, Kardinal Walter Kasper. Das Buch hat mir so gut getan, so gut getan. Kardinal Kasper sagt da, dass sich alles ändert, wenn das Wort Barmherzigkeit fällt.“ So sieht es auch Papst Franziskus. Denn Gottes Name und was Gott am meisten kennzeichnet und auszeichnet, ist Barmherzigkeit. „ Barmherzigkeit walten zu lassen“ so der Papst, „ist ein Wesensmerkmal Gottes. Gerade darin zeigt sich seine Allmacht.“

So hat Papst Franziskus dann auch das „außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit“ ausgerufen. Er möchte dazu helfen, dass wir „in dieser Zeit großer epochaler Veränderungen“ Gott als Gott der Nähe und als „Gott mit uns“ neu erfahren. Und Gottes Nähe entfaltet sich am unmittelbarsten in dem, was wir Erbarmen und Barmherzigkeit nennen.

Jesus ist ja nicht gekommen, um uns neu die steinernen Tafeln der Zehn Gebote zu überbringen. Er ist Mensch geworden, einer von uns, um alles mit uns zu teilen. Er ist gekommen, um unsere Krankheiten zu heilen und sich all denen zuzuwenden, die sich nicht selber helfen können, die in Not und auf Hilfe angewiesen sind – auch der Menschen, die schuldig geworden sind. Jesus hat Mitleid mit uns und wendet sich uns in Liebe und Barmherzigkeit zu, wie er es in den Gleichnissen vom barmherzigen Samariter, vom verlorenen Sohn und barmherzigen Vater ausdrücklich illustriert.

Mit dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit lädt uns Papst Franziskus ein, Gott vertieft als Vater und als Gott, der sich nun in väterlicher Liebe zuwendet, kennenzulernen.

Es geht ihm darum, uns das Geheimnis des Herzens Gottes tiefer zu erschließen, indem wir uns bewusst machen, was es heißt, dass Barmherzigkeit, so der Papst, ein „Wesensmerkmal Gottes“, ja das „Schlüsselwort für Gottes Handeln uns gegenüber ist.“ Denn „Gott offenbart seine Macht vor allem in Erbarmen und Verschonen.“ Und das ist alles andere als selbstverständlich und lässt nicht nur uns, sondern auch den Papst staunen, so dass er feststellt: „Erbarmen (ist) das am meisten überraschende Attribut des Schöpfers und Erlösers. “ Es ist die Übersetzung der alles überragenden Aussage in den Alltag, dass Gott ein Gott der Zuwendung und der Liebe ist. Es macht Gottes Liebe zu uns für uns existentiell erfahrbar.

Zollitsch-Kentenich a

Begegnung: P. Josef Kentenich und Robert Zollitsch in Milwaukee

Dieser Vater-Gott lässt uns nicht nur in seiner Liebe und Barmherzigkeit geborgen sein. Er streckt uns seine Hand entgegen, lädt uns ein, in sie einzuschlagen, uns auf sein Bundesangebot einzulassen und im Bund mit ihm den Pilgerweg des Glaubens zu gehen. Er tut dies nicht in herablassender Zuwendung von oben, sondern indem er in seinem Mensch gewordenen Sohn ganz der Gott mit uns geworden ist: Jesus, „das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters“, leitet uns an, „in allen Fragen“, wie Pater Josef Kentenich uns ermutigt, „auf die unendliche Barmherzigkeit des Vatergottes zu bauen“.

Dabei begleitet uns Maria im Liebesbündnis. Sie, die unter dem Kreuz Zeugin der Worte der Vergebung aus dem Mund Jesu wurde, die die „höchste Form des Vergebens für die, die ihn gekreuzigt haben“, erlebt hat, weiß, wie weit die Barmherzigkeit Gottes geht. Und „die Barmherzigkeit Gottes ist ohne Ende“. Sie hilft uns und macht uns Mut, uns in der „grenzenlosen Barmherzigkeit Gottes“ zu bergen.

 

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