Veröffentlicht am 2012-01-17 In Kolumne - P. José María García Sepúlveda

Liebe Mutter unseres Herrn und unsere Mutter

P. José María García. “Das pilgernde Volk folgt Marias Spur”: Ein Satz von Papst Johannes Paul II., gesprochen an der Schwelle des großen Jubiläums der Erlösung im Heiligen Jahr 2000, weckt in seiner Einfachheit und Kraft spontan eine gewisse Sehnsucht, lässt Bilder und Erlebnisse dieses so ganz besonderen Klimas der Pilgerschaft hochsteigen: von Freude, Einfachheit, Liedern und Gebeten, geteiltem Glauben, Zeugnis von vielen, Wegen, Anstrengung, seliger Müdigkeit, Gemeinschaft und vor allem vom Weg zum Heiligtum. Pilgern  ist eine religiöse Erfahrung universaler Art  und mit dem Heiligtum eng verbunden, wie es  unverzichtbar zum Leben des Heiligtums gehört. Der Pilger hat das Heiligtum ebenso nötig wie das Heiligtum den Pilger.

Aus diesem Grund haben wir das Triennium der Vorbereitung auf das Jubiläum des Liebesbündnisses bei der Konferenz 2014 als Wallfahrt entworfen: Das pilgernde Schönstatt, die pilgernde Familie, folgt Marias Spuren. Das Klima, das wir schaffen und mit dem wir persönlich und gemeinschaftlich die Wallfahrt wie auch die Begegnung mit dem Kind und seiner Mutter vorbereiten, ist das Geschenk, das wir zum Heiligtum mitbringen. Unsere Wallfahrt – unser Weg zum Heiligtum – in den Spuren von Maria, der Pilgernden Mutter Gottes des Evangeliums, wird dabei zum Zeichen der Neuevangelisierung aus der Glaubenserfahrung Schönstatts, aus der verwandelnden Erfahrung von Heiligtum. Marias Besuch bei Elisabeth ist das Vorspiel der Mission Jesu, und in ihrer Mitarbeit vom Anfang bis zum Ende ihrer Mutterschaft und für immer im Werk der Erlösung ihres Sohnes, wird sie zum Modell und zur Mutter aller, die sich auf den Weg machen, um der ganzen Menschheit das Licht und die Freude Christi zu bringen.

Unser Wallfahrtsgebet weckt dieses Pilgerklima schon mit der Anrufung am Beginn: „Liebe Mutter unseres Herrn und unsere Mutter“. Darin klingt die Frage von Elisabeth an Maria: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Es klingt darin das tief innerlich berührende Staunen Tausender von Menschen beim Besuch der Pilgernden Gottesmutter: „Wer bin ich, dass die Mutter des Herrn zu mir kommt?“
Unsere Wallfahrt stellt die Kinder der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt in den aktuellen Kontext der Kirche, nicht nur der “alten Kirche”, die sich zu erneuern sucht in ihren wesentlichen Bindungen und Wurzeln, sondern zugleich in den Kontext ihres Dienstes am Menschen, am heutigen Menschen, der Hunger und Durst hat nach der persönlichen Begegnung mit dem lebendigen Gott, der Hunger und Durst hat nach dem Heiligtum. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an das Zeugnis unserer Schönstattfamilie aus Paraná, Argentinien. Vor über 25 Jahren haben zwei Jugendliche der MTA zum 18. Oktober ihre neunzig Kilometer lange Fußwallfahrt zum Heiligtum geschenkt. Das Pilgerklima war so stark, dass im Jahr darauf sieben junge Leute diese Wallfahrt machten. Jemand sagte ihnen: „Eines Tages kommen die Leute von den Feldern und aus den Dörfern gelaufen, um mit euch zu pilgern …“ Heute sind es Jahr für Jahr über 40.000 Personen, die diese Wallfahrt machen. Wäre es nun nicht möglich, dass Ähnliches bei unserer Jubiläums-Wallfahrt geschieht? Es hängt, so glaube ich, ab vom Klima des Pilgerns, das wir schon in der Vorbereitung untereinander pflegen als Pilger auf dem Weg zum Heiligtum, als pilgerndes Volk aus allen Kontinenten, Völkern und Sprachen.

Der selige Papst Johannes Paul II. sprach von der Humanisierung der Globalisierung. Da stellen wir uns hin, dahin stellt uns die MTA. Die Herausforderung des dritten Jahrtausends ist die Vermenschlichung des Menschen, damit der Mensch die Globalisierung vermenschliche. Und das geschieht – davon sind wir überzeugt – durch die Begegnung des Menschen mit der Wirklichkeit des Heiligtums, des Ortes der persönlichen Begegnung mit dem lebendigen Gott und Ort der geschwisterlichen Begegnung.

Jedes Mal, wenn wir in unserem Wallfahrtsgebet zur “Mutter des Herrn” beten, stellen wir uns in den anhaltenden Dienst am lebendigen Leib Christi in der Geschichte, und folgen den Spuren von Maria, der Mutter des Herrn, die wir „unsere Mutter“ nennen …

Maria, die Mutter des Herrn und unsere Mutter, hat das Herz und das konkrete Leben Pater Kentenichs für diesen Dienst an Christus und seiner Kirche gebildet, und mit ihm und im Bündnis das Schönstatt-Heiligtum. Auf diese Weise wollte sie der Menschheit und jedem Menschen dieser Welt, durch die wir pilgern, Wallfahrtsorte schenken für jeden, der das Leben in Fülle sucht.

Gemeinsam, als Brüder und Schwester all derer, von denen die Mutter des Herrn „unsere Mutter“ genannt werden will, brechen wir auf zu den Gnadenorten – den personalen und den lokalen -, wo man wirkliches, berührbares Leben spürt, wo der Herr heiligt und die Mutter des Herrn  erzieht…

Es gibt ein Wort in dieser ersten Zeile des Wallfahrtsgebetes, das es lohnt, es wie zum allerersten Mal zu hören und zu sagen: “Liebe”. Ein Ausdruck, der, wenn er ehrlich gemeint ist, von der Erfahrung personaler Liebe spricht … von ihrem persönlichen Blick auf jeden von uns. Es drückt die Anerkennung ihrer Aufgabe im Leben von jedem von uns aus. Sie liebt uns und darum ist sie uns „lieb“… und ermöglicht uns, auch sie mit persönlicher Liebe zu lieben. Und nur persönliche Liebe verwandelt.

LIEBE MUTTER UNSERES HERRN UND UNSERE MUTTER: Das ist das Banner unserer Wallfahrt, das Banner unserer Identität und Mission, ist das, was unseren Titel Dreimal Wunderbare Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt trägt.

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