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Veröffentlicht am 2021-07-10 In Kolumne -Manuel de la Barreda Mingot

Das Boiling Frog-Syndrom

Von Manuel de la Barreda, Madrid, Spanien •

Zunächst einmal, und angesichts der Tatsache, dass dieser Artikel von Menschen aus verschiedenen Kontinenten gelesen werden wird, entschuldige ich mich dafür, dass ich mich hauptsächlich auf die spanische Situation stütze, die in einigen Fällen auf andere Länder extrapoliert werden kann, in anderen Fällen aber nicht. Ich glaube jedoch, dass die Botschaft trotz dieser Ungenauigkeiten für alle gültig ist. Und ich entschuldige mich auch für einige Formulierungen, die in dem Bestreben, den Text zu „globalisieren“, mehr Verwirrung stiften als alles andere. —

Sicherlich ist es nicht das erste Mal, dass der Leser auf das Syndrom hingewiesen wird, das diesem Artikel den Titel gibt. Falls Sie zu denjenigen gehören, die noch nie davon gehört haben, fasse ich es für Sie zusammen. Der 1961 in der Schweiz geborene Schriftsteller und Philosoph Oliver Clerc ist derjenige, der diese Analogie erstmals in einem seiner Bücher verwendete. Darin stellt er fest, dass man einen Frosch am besten lebendig kochen kann, indem man ihn in kaltes Wasser wirft und das Wasser allmählich erhitzt. Bis der Frosch merkt, dass das Wasser zu heiß ist, ist er von der Hitze geschwächt und hat keine Kraft mehr zu entkommen, so dass er zu Tode gekocht wird. Wenn Sie den Frosch direkt in heißes Wasser werfen, springt er durch den Aufprall und die Verbrennung heraus und entkommt. Als Kuriosum wurde diese Theorie 1998 getestet. Dabei wurde festgestellt, dass sie erfüllt ist, wenn die Wassertemperatur mit einer Rate von weniger als 0,02 Grad Celsius pro Minute ansteigt.

Politisch korrekt – Einheitsdenken

Diese Analogie, dieses Syndrom, definiert perfekt, was heute in der westlichen Gesellschaft passiert. Die Werte der griechisch-römisch-christlichen Gesellschaft, auf denen die Entwicklung Europas bis ins 20. Jahrhundert beruhte und die in den letzten zwanzig Jahrhunderten nach Amerika und in andere Breitengrade exportiert wurden, werden angegriffen, gesprengt. Und das geschieht auf subtile Weise, ohne große Veränderungen. Die Aktion wurde zunächst durch neue Konzepte wie „politische Korrektheit“ vorbereitet, wo durch die Erzeugung von „Einheitsdenken“ jeder, der es wagt, anders zu denken, verurteilt und dämonisiert wird. Das erste Paradoxon unserer Zeit: Man kann nicht mehr frei denken. Entweder Sie denken so, wie das System es von Ihnen verlangt, oder Sie sind ein Geächteter.

Von diesem Punkt an baut sich allmählich die Entwicklung dieses „Einheitsdenkens“ auf, das uns von den Werten entfernt, die uns bis jetzt zusammengehalten haben. Was zum Beispiel als durchaus logischer und berechtigter Feminismus begann, wie die Verteidigung der Frauenrechte, wurde manipuliert und verzerrt bis zur heutigen Gender-Ideologie, in der es im Extremfall heißt, das jeder Mensch sein Geschlecht frei wählen könne, und wenn man das Gegenteil sagt, muss man weichen. Erwähnenswert ist der Fall des Lehrers eines Gymnasiums in Alcalá de Henares, in Madrid, der suspendiert wurde, weil er seinen Schülern gesagt hat, dass „Männer mit XY-Chromosomen und Frauen mit XX-Chromosomen geboren werden“ und dass sie, obwohl sie mit Operationen ihre inneren und äußeren Geschlechtsmerkmale ändern lassen können, „genetisch immer XY- oder XX-Chromosomen haben werden“.

Das geht bis zur Absurdität des neuesten Gesetzes zu diesem Thema in Spanien, zu dem ein Meme auf WhatsApp sagt: „Jetzt ist es in Spanien einfacher, das Geschlecht zu ändern, als Geschlechtsverkehr zu haben“, und dass gerade Feministinnen gegen dieses Gesetz sind, denn was passiert zum Beispiel, wenn ein Sexualstraftäter sich als Frau deklariert? Und wenn ein Sportler mit XY-Genen, um nicht zu sagen ein Mann, beschließt, sich wie eine Frau zu fühlen und sich dann bei irgendeinem Wettbewerb präsentiert, bei dem es auf Körperkraft ankommt? Werden all die Weltrekorde, die zahlreiche Frauen mit Anstrengung und Einsatz erreicht haben, an XY fallen, die sich, ob nun wirklich oder nicht, wie eine Frau fühlen wollen? Oder werden sie den Namen der Wettbewerbe, die bisher etwa Frauen-Fußball hießen oder Skispringen der Männer, ändern, um weiterhin Sportarten (f) und Sportarten (w) zu haben, auch wenn man sie dann XX- oder XY-Sport-Wettbewerb nennt?

Und dann das Kind mit Down-Syndrom

Aber es gibt noch mehr, viel mehr. Eine Freundin von mir, die in einer staatlichen Einrichtung in Spanien arbeitet, beantragte einige Stunden „Familienzeit“, um ihren Sohn mit Down-Syndrom vom Schulbus abholen zu können. Sie wollte nicht einfach diese Stunden weniger arbeiten, sondern die Stunden würden über die Woche umverteilt, so dass die Gesamtzahl der geleisteten Stunden die gleiche wäre. Nun, die Antwort ihres illustren Chefs war, dass er, weil sie sich entschieden hatte, ihr Kind mit einer Behinderung zu bekommen und nicht abzutreiben, nicht die Konsequenzen tragen müsse. Und er hat ihr die Genehmigung nicht erteilt. Im Jahr 2019 gab es einen Konflikt in einer Fernsehsendung in Spanien, in der einer der Gäste die Meinung vertrat, dass der Staat nicht für Gesundheitsbehandlungen für Menschen mit Down-Syndrom zahlen sollte, sondern dass die Eltern der Betroffenen dies selbst tun sollten, weil sie sich dafür entschieden haben. Es entstand eine große Kontroverse innerhalb der verschiedenen betroffenen Sektoren. Aber es war gesagt. Und getan, wie wir an dem sehen, was meiner Bekannten passiert ist.

Sexualisierte Gewalt

Letzte Woche sagte mir ein Freund, juristischer Prokurist – was in Spanien ein Fachmann mit einem Jurastudium ist, der sich auf Gerichtsverfahren spezialisiert hat, oder anders gesagt, auf das Prozessrecht, und der Einzelpersonen und Unternehmen vertritt, die vor Gericht gehen müssen – dass seiner Meinung nach die Familie gnadenlos angegriffen werde. Bei all den Gesetzen, die es in Spanien zu sexualisierter Gewalt gibt, stellt man zum Beispiel fest, dass 90 % der Anzeigen unberechtigt sind. Selbst wenn die Anzeige offensichtlich falsch ist, verbringt der angezeigte Ehemann oder männliche Partner die erste Nacht im Gefängnis, so oder so. Welche Familie zerbricht nicht angesichts einer solchen Schandtat? Wenn Ihre Frau oder Ihre Partnerin Sie wegen einer falschen Anschuldigung eine Nacht im Gefängnis verbringen lässt, braucht es eine Menge Großzügigkeit, um zu vergeben und sich zu versöhnen. Ganz zu schweigen von dem, was diese falschen Anschuldigungen für die wirklichen Opfer bedeuten. Und die letzte Überlegung, die mein befreundeter Anwalt an mich weitergegeben hat, ist auch wichtig. Nämlich dass die Familie die einzige Institution ist, die der Indoktrination und dem „Einheitsdenken“ in der Erziehung unserer Kinder widersteht.

Die Angst, das zu verlieren, was man hat

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, habe ich, außer als ich am Anfang unsere griechisch-römisch-christlichen Gesellschaftswerte erwähnte, weder Religion, Gott noch Kirche erwähnt. Es geht einfach um Fragen unserer Zivilgesellschaft.

Was also ist mit uns los, dass unsere Gesellschaft nicht aufschreit wie früher, wenn ihre ureigenen Werte verletzt wurden? Die einzige Antwort, die mir einfällt, ist, dass die Geschichte diese manipulativen Revolutionäre gelehrt hat, dass es das Wichtigste ist, das Wasser nach und nach zu erhitzen. Und nicht nur das, sondern auch, dass der Frosch, die Gesellschaft, etwas hat, vor dessen Verlust sie Angst hat. Heutzutage können wir in den meisten westlichen Ländern sagen, dass wir in einer Wohlfahrtsgesellschaft leben. Ich weiß, dass diese Aussage für viele Länder in Südamerika und einigen anderen Kontinenten schmerzhaft sein mag, und ich entschuldige mich dafür, aber ich denke, dass sie für das Argument, das ich vorbringe, gültig ist.

Heutzutage schränkt die Gesetzgebung die Kaufkraft der Mittelschicht ein, ohne ihr allerdings das Gefühl zu nehmen, etwas zu haben. Sie haben ihr Haus und oft noch ein Ferienhaus. Sie haben ein Auto. Sie können ein paar Tage im Jahr in den Urlaub fahren (immer weniger). Sie können ihre Kinder immer noch auf Privatschulen bringen (obwohl auch dies eingeschränkt wird, um sicherzustellen, dass alle Kinder gleichermaßen indoktriniert werden, denn wie Minister Celaá sagte, „Kinder gehören nicht den Eltern“. Wem dann? Der Regierung?). Und was ich als Mittelschicht bezeichne, ist in Spanien ein sehr, sehr großer Bereich der gesamten Gesellschaft.

Während früherer Revolutionen, ob 1934 in Spanien, oder 1910 in Mexiko, oder 1917 in Russland, oder in vielen anderen Revolutionen, waren die Menschen mittellos und hatten nichts zu verlieren. Mit dem Versprechen auf etwas Besseres konfrontiert, gingen sie auf die Straße und stürzten das Bestehende um. Dann, mit der Zeit, kam die Wahrheit der Revolutionen ans Licht, und deshalb sind sie auf lange Sicht gescheitert.

Heutzutage hingegen haben die Menschen etwas zu verlieren: ihr Haus, ihr Auto, ihren Urlaub, ihr Bankkonto, wie leer es auch sein mag… Und deshalb führen sie Schritt für Schritt dieselben Ideen ein wie in der Vergangenheit, passend aktualisiert, um nicht alt zu wirken, und suchen mehr und mehr eine leicht zu beeinflussende Gesellschaft aufzubauen. Und es gibt offensichtlich Verbindungen zwischen dem Kapital, dem Großkapital und der totalitärsten Linken, denn zwischen dem Haben des einen und der Revolution des anderen gibt es immer noch etwas, wovon man profitieren kann.

Es gibt immer mehr Gesetze, die uns, zumindest in Spanien, in Bezug auf unsere Werte in Frage stellen. Das Euthanasiegesetz, ohne weiter darauf einzugehen, zu dem mein Freund Javier kommentiert, dass es in Spanien einfacher ist, darum zu bitten, getötet, als geboren zu werden. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was uns umgibt.

Und was sollen wir Christen, Katholiken, angesichts all dessen tun?

Es gibt keine einheitliche Antwort und es soll auch keine geben. Jeder muss entsprechend seiner Situation einschätzen, was er tun kann und was nicht.

Was mir aber klar ist, ist, was unsere Reaktion NICHT sein sollte. Wir können nicht nichts tun. Wir dürfen nicht zulassen, dass wir manipuliert werden. Wir können unsere Freiheit nicht aufgeben. Wir können die Ausbildung unserer Kinder nicht aufgeben. Wir können nicht darauf verzichten, kritisch zu sein, die Informationen, die uns erreichen, zu analysieren und uns ein eigenes Urteil zu bilden. Wir können Menschen nicht danach beurteilen, was sie denken. Wir können nicht mit verschränkten Armen stehen bleiben und davon ausgehen, dass wir das, was wir haben, schon nicht verlieren werden. Achtung! Du bist bereits dabei, es zu verlieren. Du verlierst auch das Wichtigste, deine Würde als Mensch und die Freiheit, die Gott dir gegeben hat. Und du bist dir dessen nicht bewusst.

Wenn du es geschafft hast, bis hierher zu lesen, möchte ich nur noch eine Sache kommentieren. Wie der Leser bemerkt haben wird, habe ich nichts Neues gesagt. Ich bin mir sicher, dass du das, was ich geschrieben habe, schon tausendmal gehört hast, wenn nicht gleich, so doch in ähnlicher Art und Weise. Meine Absicht ist es daher nicht, etwas Neues zu bringen, sondern es noch einmal herauszuschreien, damit wir es nicht vergessen, damit wir uns nicht in Richtung dieses „Einheitsdenkens“ ziehen lassen, das uns nur innerlich töten will. Es ist meine bescheidene Antwort auf diesen Versuch, etwas zu tun, was das Gebot der „Nächstenliebe“ von mir verlangt.

Lasst uns unsere Energien für den Kampf gegen den wirklichen Feind aufsparen und sie nicht für interne Kämpfe innerhalb der Kirche darüber aufwenden, ob ich den Papst mehr oder weniger mag, oder ob die Bischofskonferenz von Deutschland in die eine und die Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten in die andere Richtung geht.

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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