dimensión social

Veröffentlicht am 2021-08-01 In Neue Gesellschaftsordnung, Themen - Meinungen

Unsere soziale Dimension

CHILE, Patricio Young •

Zu Beginn seines Pontifikats hat unser Papst Franziskus seinen großen Traum deutlich gemacht: „Wie sehr wünsche ich mir eine arme Kirche und für die Armen!“ Dies ist und bleibt der Weg für die gegenwärtige und zukünftige Kirche. Wie können wir also Schönstatt arm und für die Armen machen? —

In anderen Kolumnen habe ich mich mit diesem Thema befasst, aber über die Analyse und Diagnose hinaus ist es an der Zeit, eine Behandlung zu beginnen, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um mit dem Weg, den unsere Kirche einschlägt, in Einklang und Übereinstimmung zu kommen. Je länger wir zögern, desto weiter entfernen wir uns von unserer werkzeuglichen Rolle für sie.

Auch um auf die Herausforderungen, die Pater Kentenich an uns stellt, antworten zu können:

„Das ist die Not, die wir mit dem Volke teilen. Es mag ein großes Glück bedeuten, wenn wir aus unserer satten, bürgerlichen Stellung herausgerissen werden, um dem Volk gleichgeschaltet zu werden. Ideenmäßige Dinge wissens- und erfahrungsgemäß durchkosten ist eben zweierlei.

Es ist vielleicht ein Segen, wenn manche in Dachau waren, wenn man ewig spürt, dass man stark mit wirtschaftlichen Nöten belastet ist. Volksgemäße Not ist heute zum großen Teil wirtschaftliche Not. Wo ein Seelsorger einigermaßen auf der Höhe ist, wird das Volk für ihn sorgen. Umso mehr müssen wir uns bemühen, innerlich die Not mitzutragen. Die Not, die das Volk drückt, müsste einen Widerhall im eigenen Inneren finden. Wir müssen diese Not spüren, als würde sie uns selbst auf den Nägeln brennen, dann finden wir das rechte Tun. (Josef Kentenich, Kampf für die wahre Freiheit – 1946, 11. Vortrag)

Ich glaube, dass der Wandel des Bewusstseins und der sozialen Einstellung in unserer Familie nicht nur eine Frage der kollektiven Überzeugung oder Neuerkenntnis ist. Ich glaube, als Hypothese, dass das Problem eine Veränderung unserer Schönstatt-Kultur erfordert und dass es zwei transzendente Aspekte beinhaltet: Bildung und Gestaltung.

Ohne den Anspruch erheben zu wollen, die Probleme im Detail zu erörtern, möchte ich einige Überlegungen anstellen.

Pater Kentenich betonte immer den Charakter der Solidarität in unserem Glaubensleben: „Einer im Herzen des anderen und alle im Herzen Gottes“. Das Leben in der Gemeinschaft war für unsere Ausbildung von wesentlicher Bedeutung, das Liebesbündnis wird im Allgemeinen in Gemeinschaft geschlossen. Das Gnadenkapital hat auch eine Dimension der Solidarität. Das Familienprinzip spielt sicherlich auf die Tatsache an, dass wir alle einander etwas schulden (auch wenn wir manchmal eher wie eine entgleiste Familie erscheinen).

In der Ausbildung hat sich jedoch das Prinzip, das Papst Franziskus als „Privatisierung des Heils“ bezeichnet, durchgesetzt. Eine vorkonziliare Vision, die besagt, dass ich allein vor Gott gerettet werde. Dass Gutsein uns zum ewigen Leben führt. Dafür sind Selbsterziehung und asketische Mittel da. Ich werde im Dialog mit Gott geformt, nicht im Aufbau der Welt und im Dialog mit den anderen Christen um uns herum. Die Bindung an das Heiligtum ist wichtiger als die Begegnung mit den lebendigen Heiligtümern in der Welt.

Jesus, so erklärte der Papst, „hat uns alle gerettet, aber nicht allgemein. Wir alle, jeder Einzelne von uns, mit Namen und Vornamen. Und das ist das persönliche Heil“: Jeder von uns kann sagen „für mich“, denn „der Herr hat mich angeschaut, er hat sein Leben für mich gegeben, er hat diese Tür, diesen neuen Weg für mich geöffnet“. Es besteht jedoch die „Gefahr, zu vergessen, dass er jeden von uns gerettet hat, aber in einem Volk“, denn „der Herr rettet immer im Volk“. Als der Herr „Abraham rief, versprach er ihm, dass er ein Volk gründen würde“. Und deshalb heißt es im Hebräerbrief: „Lasst uns aufeinander schauen“. Wenn ich das Heil, so erinnerte Papst Franziskus, „nur als Heil für mich selbst“ interpretiere, dann „bin ich auf dem falschen Weg: Die Privatisierung des Heils ist der falsche Weg. Gott rettet jeden persönlich, aber „in einem Volk“, nicht „nur mich“ und „meine kleine Gruppe“, meine „kirchliche Elite“: „Wer den Glauben privatisiert, indem er sich in Eliten verschließt, die andere verachten, folgt nicht dem Weg Jesu.“ (29. Januar 2015)

Ich bin durch die Liebe gerettet, und das bedeutet, dass ich mich auf andere und für andere einlasse. Deshalb wird im Evangelium auch nie darauf hingewiesen, dass Gott die Guten anerkennt (nur der himmlische Vater ist gut, sagt Jesus), sondern diejenigen, die Taten der Barmherzigkeit annehmen und leben.

Diese Dimension ist in unserer Ausbildung und sogar im Allgemeinen in der Verkündigung unserer Priester nicht ausreichend präsent.

Ein Beispiel dafür sind unsere Gebete, die in der Regel in der ersten Person gesprochen werden, wie z. B. das Weihegebet, während Christus uns lehrt, dass dies im Plural geschehen soll. „Vater unser“. Im Gegrüßet seist du, Maria heißt es: Bitte für uns“. Kurz gesagt, es geht darum, sein Wort Wirklichkeit werden zu lassen: „Wo zwei oder mehr in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“.

Für manche mag das eine Lappalie sein, aber wie Humberto Maturana sagt, „Worte erzeugen Wirklichkeiten“. Wenn mein tiefstes Gebet keine solidarischen Züge trägt, so ist es zweifellos ein Zeichen meines individuellen Gewissens, das zu einer individualistischen Sicht des Glaubens führt.

Wenn wir also eine andere Sichtweise des Sozialen wollen, so scheint mir, dass dies von der Bildung selbst ausgehen muss und wir dafür eine tiefgreifende Revision der Inhalte und Formen vornehmen müssen. Nur wenn ich verstehe, dass die Erlösung das Ergebnis meiner Hingabe an andere ist, können wir verstehen, dass wir aus uns selbst herausgehen müssen, aus unserer Komfortzone. Nur dann können wir verstehen, dass meine Befreiung, meine Heiligkeit, von der Befreiung und Heiligkeit der anderen abhängt. Medellín hat dieses Thema bereits sehr deutlich angesprochen, aber die Zeit hat es vergessen.

Solange wir in Bereichen leben, in denen Ungerechtigkeit herrscht, in denen die Würde anderer Brüder und Schwestern missbraucht wird, und wir nicht besorgt, beunruhigt, betroffen oder interessiert sind, setzen wir unser wahres Heil aufs Spiel.

Es ist eine ernsthafte Veränderung der Sichtweise, der Optik, der Sprache, des Gebets und der Ausbildung.

Gestaltung

Die Realität zeigt uns, dass wir die Vision Pater Kentenichs von den Eliten falsch interpretieren. Er bezog sich auf Menschen, die durch ihr Zeugnis und ihr Engagement den Weg des Glaubens inspirieren. In Chile scheint sie jedoch gesellschaftlich verstanden worden zu sein. Die meisten Mitglieder unserer Familien leben in den wohlhabenderen Schichten des Landes.

Die Welt des Volkes dringt nicht in die Familie ein und ist auch nicht durchlässig für sie, sie erscheint nur in der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter und bei den Madrugadores, aber nicht in den Gliederungen. Diese Situation erlaubt es uns zweifellos nicht, das andere Chile kennen zu lernen, geschweige denn uns mit dieser anderen Perspektive zu bereichern. Aus diesem Grund erschien der soziale Ausbruch im Oktober 2019 einigen wie eine Explosion aus heiterem Himmel. Hätten wir eine stärkere Präsenz benachteiligter sozialer Sektoren gehabt, hätten wir dies zweifellos vorhergesehen.

Das wirft eine große Frage auf: Sind wir in dieser Situation in der Lage, wirklich auf die Stimmen der Zeit zu hören?

Nur eine einzige Sichtweise der Realität. Ohne den Blick auf die andere Seite. Das macht es für uns zweifellos sehr schwierig, die Stimmen der Zeit zu entdecken. Ganz auf das hören, was Gott uns sagen will. Das wird dadurch erschwert, dass jeder Sektor aufgrund seiner Ideologie natürlich versucht, seine eigene Komfortzone zu verteidigen, ohne die Notlage derjenigen zu erfahren und zu verstehen, die nichts haben.

Die Tatsache, dass 10 % unserer Gesellschaft über 66,5 % des Reichtums verfügen und 50 % der Bevölkerung nur 2,5 % besitzen, zeigt einen echten Mangel an Sorge oder Interesse für soziale Fragen und letztlich für das Leben und Schicksal Chiles. Wenn wir nicht an unserer Seite, in unseren Gruppen, in unseren Gemeinschaften, Menschen haben, die unter den Folgen dieser Ungleichheit leiden, sind wir nicht im Einklang mit der Realität, können wir nicht verstehen, Schmerz empfinden und uns von der Realität der Leidenden berühren lassen. Wir leben in sozialen Ghettos, in denen wir glauben, dass Chile hier beginnt und endet.

Der Papst weist uns darauf hin, dass wir nicht durch Nächstenliebe mit den Ausgestoßenen in Beziehung treten sollten, sondern indem wir gemeinsam mit ihnen gehen. Indem wir ihre Sorgen und Freuden teilen. Beim gemeinsamen Aufbau einer gerechteren und solidarischeren Gesellschaft. Denn sozialer Frieden kann nur mit sozialer Gerechtigkeit erreicht werden.

Diese Realität prägt zweifelsohne unsere Einstellung zu sozialen Fragen. Wir müssen ein Schönstatt für alle entwickeln, das die soziale Vielfalt des Landes wirklich widerspiegelt. Das wird die Bewegung bereichern und wirklich ein neues Schönstatt schaffen.

Nur ein direkter und konkreter Kontakt mit der realen Welt kann eine echte Umkehr bewirken.

Schlussfolgerungen

Wenn wir als Bewegung diesen Paradigmenwechsel in beiden Bereichen nicht vollziehen, wird es sehr schwierig sein, unsere Herangehensweise an die soziale Realität des Landes zu verändern. Wir müssen also verstehen, dass unsere Bewegung eine tiefgreifende Überarbeitung und Umgestaltung in dieser Richtung braucht.

Tiefgreifende Veränderungen gehen von innen nach außen. Das neue Schönstatt muss aus einer neuen Sichtweise des Heils hervorgehen, durch Bildung und eine neue soziale Gestaltungskraft. Es stimmt, dass all dies Zeit braucht. Aber wir müssen jetzt damit beginnen, denn das Land und die Welt entwickeln sich in einem fast schwindelerregenden Tempo.

Unsere Kirche ihrerseits macht wichtige Veränderungen durch, vielleicht nicht genug, aber sehr tiefgreifend. Wenn wir unsere Veränderungen nicht mit der gebotenen Dringlichkeit vornehmen, werden wir aus der Geschichte verschwinden, und das Denken Josef Kentenichs wird ein weiterer unerfüllter Traum sein.

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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