Von Rafael Mascayano, Chile •
In den ersten Umfragen nach dem sozialen Aufruhr vom 18. Oktober letzten Jahres in Chile war eines der Themen der Unzufriedenheit “ Misshandlung am Arbeitsplatz „. Ja, in unserem Land hat sich eine Form von missbräuchlichen Arbeitsbeziehungen etabliert, von mangelnder Achtung der Arbeitsrechte, und was noch stärker ist: von unangemessenen Formen in der Behandlung der Untergebenen durch ihre Chefs. —
Vor Jahren machte uns P. Rafael Fernández bei einer Familientagung darauf aufmerksam, wie viele Ungerechtigkeiten bereits in unseren Häusern brüteten. Er forderte uns stark heraus in Bezug auf das, was in unseren Familien erlebt wurde: Wie gehen wir mit den Leuten um, die in unseren Häusern arbeiten? Sorgen wir dafür, dass sie nicht nur den legalen Lohn haben, dass sie sozialversichert sind und Steuern bezahlt werden, sondern dass wir über das Legale hinausgehen? Es ist ein Skandal, sagte er, dass, während das Essen in unseren Häusern weggeworfen wird, die Leute, die bei uns arbeiten, nicht einmal die Grundlagen haben, um sich zu ernähren. Und so weiter mit Kleidung, Kindererziehung, Spielzeug, etc.
In vielen Häusern siehst du schöne Situationen, in denen Eltern, Kinder, Angestellte gemeinsam zu Mittag essen, und wo die Behandlung sehr herzlich ist. Es gibt jedoch andere Fälle, in denen Menschen, die in ihrem Haus arbeiten, von der Familie, mit der sie arbeiten, „unsichtbar“ gemacht werden; die Behandlung ist abwertend und sogar erniedrigend. Und was können wir über die Arbeitszeiten, das Recht auf Erholung, das Recht auf Familienleben sagen!
In einem Gespräch mit einer Schönstätterin, in dem wir unsere Sorge um das soziale Denken Pater Kentenichs teilten, bemerkte sie, dass sie mit großer Sorge die geringe Beziehung sah, die zwischen den Themen unserer Tagungen und der Art und Weise, wie Leute mit denen umgingen, bestand. Dass manche nicht einmal den Mindestlohn zahlten. Und in Gesprächen mit einigen Frauen, die in Privathaushalten arbeiten, gab es (zumindest in dieser Gruppe) nur sehr wenige, die positive Erfahrungen mit der Behandlung in der Arbeit oder persönlich gemacht hatten.
Keiner sollte unsichtbar sein
Unser Einsatz für das Heiligtum, das Liebesbündnis, das Hausheiligtum, führt uns zu der Überzeugung, dass die Erziehung unserer Kinder eine organische Realität sein sollte, da sie von zu Hause aus faire oder ungerechte Behandlung, eine liebevolle oder despotische Beziehung lernen. Und das Wichtigste ist die Kohärenz oder Inkohärenz zwischen Glauben und Leben.
Kürzlich sah ich auf Facebook ein Familienfoto eines alten Freundes aus der Mannesjugend, und was mich am meisten freute, war, dass im Zentrum Frau Emilia war, die seit vielen Jahren bei ihnen ist und die wichtigste Person in der porträtierten Gruppe war.
Wir lernen über soziale Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit aus dem täglichen Leben in den inneren Beziehungen eines Hauses und deshalb müssen wir uns unserer Kongruenzen und Ungereimtheiten als Katholiken, als Schönstätter bewusst sein. Es kann nicht sein, dass das Leben derer, die mit uns arbeiten, unbemerkt bleibt, dass wir ihr Leiden, ihre Realität nicht kennen und dass wir nicht einmal die Grundlagen tun, um sie zu respektieren und ihnen in jeder Hinsicht Würde zu verleihen: wirtschaftlich, arbeitsmäßig, beziehungsmäßig, familiar, religiös.
Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org