Veröffentlicht am 2016-04-01 In Themen - Meinungen

Der Ort des Jüngers heute beim Kreuz

von Maria Fischer, Redaktion •

Zuerst die Geschichte:

Papst Franziskus hat in der Zeit, in der in Rom am Karfreitag der Kreuzweg gebetet wurde, Schlafsäcke und kleine Ostergeschenke an die Obdachlosen verteilen lassen.

Der vatikanische Almosenier, Erzbischof Konrad Krajewski, ging mit Ehrenamtlichen und Obdachlosen über die Straßen und verteilte die Pakete an alle, die sie auf der Straße schlafend trafen.

Die Aktion geschah in „spiritueller Einheit“ mit dem Kreuzweg, der gleichzeitig am Kolosseum in Rom stattfand, und bei dem Papst Franziskus und Zehntausende von Gläubigen des Leidens Christi gedachten.

Die Gruppe machte ihren eigenen „Kreuzweg in der Stadt“ mit gut hundert Stationen; sie waren bis nach Mitternacht unterwegs.

Papst Franziskus ist sehr engagiert in Blick auf die Obdachlosen und die Menschen, die in den Straßen in der Nähe des Vatikan auf der Straße leben. Er hat Duschen, Bäder, Schlafräume und einen Friseursalon eingerichtet. Regelmäßig lässt er Schlafsäcke, Decken und andere Dinge verteilen.

Das bringt mich zum Nachdenken.

Wir suchen den Ort des Jüngers, des missionarischen Jüngers heute mit Blick auf das Kreuz Christi. Nicht angesichts eines Kreuzes, das wir Christus angeblich aufladen, weil wir am Freitag Schokolade essen oder in der Fastenzeit ein Glas Wein trinken; nicht diese „Kreuze“ einer Biedermeier-Frömmigkeit, sondern angesichts der Kreuze, die Papst Franziskus in seinem Gebet am Karfreitag beschrieb. Angesichts dieser Kreuze, die wir nicht alle wegschaffen können, weil sie einfach zu viele sind. Also geben wir auf? Ostern streichen, die Freude und die Hoffnung der Seele, weil man so nicht feiern kann?

Mein Ort.

Papst Franziskus zeigt den Ort: Es ist der von Maria. Am Fuß des Kreuzes Christi, der heute in den Obdachlosen, in den Flüchtlingen, in den Häftlingen, den Kranken, den verlassenen Kindern leidet.

Der Papst kann nicht alle Obdachlosen Roms von der Straße holen. Aber er verteilt Schlafsäcke und Süßigkeiten … und lässt Christus nicht allein am Kreuz.

Wir können nicht allen Familien, die in Paraguay und der ganzen Welt unter ein paar Plastikplanen hausen, ein Haus geben; aber wir konnten für hundert von ihnen ein Haus bauen und vielleicht dieses Jahr noch einmal für hundert. Und wir können Freunde dieser armen Familien werden. Im solidarischen Bündnis mit ihnen leben.

Das ist mein Ort als Jünger. In meinem Besuch bei dem einen Gefangenen, den ich nicht allein lasse. In meinem schönen blauen Koffer, der jetzt einem Flüchtling gehört. In meinem Stipendium für ein Kind. In meinem Gebet und meinen Tränen für die Flüchtlinge im Schlamm von Idomeni. Indem ich das Fleisch Christi berühre, in ihnen.

Dann kann ich Ostern feiern. Das Kreuz Jesu ist die Antwort Gottes auf das Böse in der Welt, hat Franziskus gesagt.

Und es ist wahr:

Christus ist auferstanden! Liebe hat den Hass besiegt, Leben den Tod überwunden, das Licht die Finsternis verbannt!“
Papst Franziskus, 27.04.2016

Und es ist wahr:

Meine lieben Freunde: Die Traurigkeit des Karfreitags ist vorbei und heute erklingen überall erneut die Osterglocken.
Was verkünden sie uns? Was singen sie in unsere Seele hinein? Wir haben es in der Liturgie gehört: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden. Alleluja!“
Pater Josef Kentenich, Ostern 1952

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer/schoenstatt.org

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