Veröffentlicht am 2015-11-11 In Themen - Meinungen

Bündniskultur in einem Drama des 21. Jahrhunderts

Von Rafael Mota und Otávio Cesarini Ávila, SMJ Brasilien, www.jumasbrasil.com.br •

Die Zahl der Flüchtlinge, die den nördlichen Teil Afrikas und Syrien verlassen, die aus Situationen fliehen, in denen Menschenrechte verletzt werden durch Elend und Krieg, hat während dieser letzten Zeit an die Aufmerksamkeit und Sensibilität der Welt appelliert. Die Erwartung, den Fuß auf europäischen Boden zu setzen, so oft unterbrochen und dramatisch enttäuscht: da sind die 71 Migranten tot und verlassen in einem Bus in Österreich; das tote Kind an der türkischen Küste.

Wir Schönstätter und als Teil davon die JUMAS (Schönstatt-Mannesjugend), wie gehen wir mit diesen Ereignissen um? Otávio Cesarini Avila bringt uns Gedanken zu diesem Thema. Er gehörte zur Mannesjugend in Ibipora und ist jetzt in Curitiba, wo er an seinem Master in Kommunikationswissenschaft an der Universität von Paraná arbeitet, an einer Schnittstelle von Kommunikation, Kultur und zeitgenössischen Migrationen.


 

Die Schönstatt-Bewegung in der Welt erlebte in den ersten Septembertagen eine Mischung aus Freude und Trauer. Die Freude kommt von einem innerschönstättischen Ereignis: die Nachricht von der Audienz unserer Schönstatt-Patres bei Papst Franziskus, der die Aufforderung betonte, die er im kommenden Jahr an die Welt richten wird: Zeuge der Barmherzigkeit zu sein. Während diese Hoffnung die Herzen der Schönstätter erfüllt, ist es gleichzeitig unmöglich, nicht zu trauern, wenn wir uns an das Leben der Flüchtlinge erinnern, die über die Meere in der ganzen Welt flüchten.

Aylan

Der Tod, der die Aufmerksamkeit des größeren Teiles im Westen erregte, war der des kleinen Aylan, einem drei Jahre alten Syrer, der an der Meeresküste der Türkei tot aufgefunden wurde. Ironischerweise war er vor dem Tod durch den Krieg in Syrien geflohen. Aber es war nicht nur Aylan, der seine Zukunft verloren hat; sein Bruder, seine Mutter und 2.500 andere Personen starben allein in diesem Jahr im Mittelmeer. Auf der Suche nach würdigen Lebensbedingungen und Frieden haben sie kein Land erreicht.

Während das Bild des toten Kindes am Strand Bestürzung hervorruft, aktiviert es internationale Solidarität für das Schicksal der 300.000 Menschen, die im Jahr 2015 bisher eingewandert sind. Die Fragen zum „Tod der Zivilisation am Meeresstrand“ verbinden sich mit dem Fehlen jeglicher Barmherzigkeit beim „Islamischen Staat“ und den Mauern, die von der EU errichtet werden, völlig vergessend, dass es nur eine einzige Rasse gibt, wenn man von Menschheit spricht. Und während Verzweiflung bei den Flüchtlingen um sich greift, greift die Kirche die theologischen Tugenden auf und ruft nach Glauben, Hoffnung und Liebe, nach einer Kultur der Begegnung, um die heutigen physischen und spirituellen Barrieren niederzureißen.

Einwanderer und Flüchtlinge fordern uns heraus: die Antwort gibt das Evangelium der Barmherzigkeit

Bei verschiedenen Anlässen hat der Papst sein Empfinden über diese menschliche Tragödie zum Ausdruck gebracht. Sei es bei einer seiner ersten großen Reden zu den Toten von Lampedusa, sei es in der harten Kritik am „Mord“, der darin besteht, Einwanderern und Flüchtlingen keine Hilfe zu geben – der Papst macht klar, dass es für die Kirche keine geographischen Grenzen gibt, wenn Leben auf dem Spiel steht. Seit 102 Jahren begeht die Kirche den Welttag der Flüchtlinge und Migranten. Im Jahr 2016 wird das Thema sein: „„Migranten und Flüchtlinge sind eine Herausforderung: Antwort gibt das Evangelium der Barmherzigkeit“

Wie vorher erwähnt, wird die Barmherzigkeit das ganze Heilige Jahr hindurch präsent sein. Familien, Jugendliche, Immigranten, Priester und die ganze Kirche sind eingeladen, diesen Geist in einer unbarmherzigen Welt zu verstärken.

Und wie die Kirche nahe bei der Migranten-Frage steht, steht Schönstatt nahe bei der Kirche und beim Papst, wie es die Bilder unserer Patres mit Franziskus beweisen. Aber seine Botschaft, eine erfreuliche Tatsache für ganz Schönstatt, wird zur Herausforderung, wenn wir uns diese aktuellen Dramen bewusst machen.

Verändern wir die Welt. Dringend.

Eine Bewegung in ständiger Bewegung

Wenn die Migrationssituation, vor allem in Bezug auf Flüchtlinge, von uns weit weg zu sein scheint, genügt es zu erinnern, dass Schönstatt eine Bewegung in ständiger Bewegung ist, die, von totalitären Kräften bedroht, in die ganze Welt emigrierte …. und sich verwurzelte.

Als Kriegskind überquerte Schönstatt Ozeane und suchte Zuflucht in neuen Ländern, ohne seine Wurzeln zu vergessen, wie die Tausende von Flüchtlingen, die wir fassungslos durch die Zeitungsberichte begleiten. Diese Internationalisierung der Bewegung und der Abbau der Grenzen des Bündnisses bilden ein Echo auf die Kritik am Individualismus, geschmiedet von Pater Kentenich. Er hat die soziale Atomisierung diagnostiziert, die aus einem Bruder einen „Anderen“, einen „Fremden“ macht durch die vielen Grenzen, die die Struktur der Nationalstaaten in der heutigen Zeit errichtet hat.

In diesem Sinn präsentiert Schönstatt interessante Elemente seiner Pädagogik als Möglichkeiten, eine Bündniskultur in dieser Welt der Unterschiede zu schaffen. Zum Beispiel erklärt Pater Kentenich die Notwendigkeit väterlich-kindlicher Bindungen im Bindungsorganismus als einen Weg, respektvolle Beziehungen unter den Menschen zu schaffen. Dieser Organismus findet jetzt Bezug bei Papst Franziskus, der „integrale Ökologie“ betont als einen Lebensstil, der Harmonie unter den unterschiedlichen Elementen unseres „gemeinsamen Hauses“ schafft.

Das Urheiligtum – ein gemeinsames Haus

Beispiele für diese barmherzige Vertrautheit konnten wir vor kurzem beim Lesen über den praktischen Glauben der Schönstatt-Bewegung in Deutschland betrachten, die Flüchtlinge in ihrem Land aufgenommen hat. Einzelne Häuser von Marienschwestern wurden als Flüchtlingsunterkünfte vermietet, Flüchtlinge leben in Borken, Dietershausen, auf der Liebfrauenhöhe, in Schönstatt. Auf der internationalen Schönstatt-Website (schoenstatt.org) war am 22. und 23. August zu lesen, dass das Urheiligtum ein wirkliches „gemeinsames Haus“ geworden ist durch ein schönes internationales Fest mit Flüchtlingen und Ordensleuten. In dem Bericht von Pater Franz Widmaier stand, wie er erlebte, dass da an seiner Seite „ein Syrer, ein Muslim mit Kerzen in den Händen“ stand und so Bündniskultur, Kultur der Begegnung Wirklichkeit wurde.

Schönstatt, das sehen wir, hört nicht auf, seine Verpflichtung als Kirche zu erfüllen mit dem Ziel, anderen zu dienen, doch indem es sich mit vielen anderen christlichen Organismen verbindet, gelingt es Schönstatt, seine Kultur über seine eigenen Mauern hinaus neu zu dimensionieren, global zu denken und zu handeln, und aktuelle Nöte mit originellen Antworten zu verbinden: Barmherzigkeit durch den Organismus menschlicher Bindungen.

Aus der väterlich-kindlichen Spiritualität entsteht ein neues Handeln, das Leben nicht tot an die Küsten spült. Aylan und seine Familie wird in uns leben, genauso wie andere schwächere Brüder und Schwestern, wie uns das tägliche Leben zeigt. Das Migrations-Drama bringt die Abwertung des menschlichen Seins hervor. Schönstatt geht mit der Kirche, die den Organismus des Lebens betont und vor allem in diesem nächsten Jahr nach Barmherzigkeit ruft … Herausforderungen, die uns die Nachrichten von Anfang September bringen, um die Bündniskultur in diesem neuen Jahrhundert zu schaffen.

Was können wir tun als Mannesjugend?

  • Mit der Hand am Puls der Zeit die Nachrichten über die Einwanderer und Flüchtlinge lesen und in unseren Gruppen diskutieren mit einer Vision von Barmherzigkeit;
  • Die Botschaft des Papstes zum „Welttag der Einwanderer und Flüchtlinge“ lesen
  • In den Angelegenheiten der Flüchtlinge beten, beten für ein Ende von Krieg und Armut in ihren Ländern;
  • Als Aktion einer Gruppe: die Vorfahren jeder Familie suchen und die Geschichten von Migranten in der eigenen Familie erzählen
  • Herausfinden, ob es Migranten in der Stadt gibt, zur Pfarrgemeinde oder zum Heiligtum gehen, schauen, ob es dort Aktivitäten für diese Personen gibt und Begrüßungsprojekte überlegen …. wie z.B. Messen in verschiedenen Sprachen oder Fußballspiel mit Fremden.
Quelle: www.jumasbrasil.com.br

Otávio Cesarini Ávila: Drei Fragen zu Schönstatt im zweiten Jahrhundert des Liebesbündnisses

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