Veröffentlicht am 2014-08-17 In Themen - Meinungen

Nach Rom pilgern, zum Vater pilgern

MIT WENIGEN WORTEN, P. Joaquin Alliende. Im Jahr 1870, fünfzehn Jahre vor der Geburt des kleinen Josef in Gymnich, tagte in Rom das I. Vatikanische Konzil. Das schwierige Thema war die Unfehlbarkeit des Papstes, die von einigen Bischöfen abgelehnt wurde. Viele von ihnen Mitteleuropäer. Unter ihnen auch der Erzbischof von Köln, der Hirte der Diözese, in dem der Geburtsort des Gründers liegt. In der Praxis nahm man nicht in aller Tiefe die Fortsetzung der Autoritätsachse in der katholischen Kirche wahr: Dreifaltigkeit – Vater in der Dreifaltigkeit – Jesus Haupt und Guter Hirte – Petrus – Papst. Manche der extremsten Gegner  verließen die katholische Kirche. Die Schismatiker waren wenige. Doch die Tatsache des Schismas hatte einen starken Widerhall in etwas so Wichtigem wie dem „Fühlen mit der Kirche“, dem „sentire cum ecclesia“. Subtiler oder offener Argwohn und eine  hyperkritische Einstellung gegenüber allem, was vom Nachfolger des heiligen Petrus kam. Kindliche Liebe und Verbundenheit war in manchen dieser Kreise kaum oder gar nicht vorhanden.

Im 20. Jahrhundert befasste sich Hans Urs von Balthasar, ein großer Schweizer Theologe, in einem schon klassischen Werk mit dem Thema: „Der antirömische Affekt“.

Was unser Schönstatt mit seinen nun 100 Jahren angeht, tut es gut daran zu erinnern, das die Apostolische Visitation Pater Kentenichs und das dramatische Exil von 14 Jahren eine innere Verbindung haben mit der kentenichianischen Vision von Autorität sowohl im Innern Schönstatts wie in Kirche und Gesellschaft.

Josef Kentenich bemerkte mehr als einmal, dass Schönstatt in dieser sensiblen Materie dem Volk Gottes gegenüber etwas schuldig sei. In seiner Sicht haben wir eine noch nicht erfüllte Aufgabe, denn in unserer Kirche ist die Frage der Unfehlbarkeit stark reduziert worden auf das rein Theologische oder Kanonische. Nach dem II.Vatikanischen Konzil bestand der Gründer darauf, das Erleben und die Mission der Kirche als Familie und des Papstes als Sakrament des kindlichen, väterlichen und priesterlichen Jesus zu vertiefen. Ein Papst, der
„pater familias“ des Volkes Gottes ist. Pater Kentenich hat Paul VI. direkt versprochen, dass Schönstatt, wo immer es sei, sich dafür einsetzen würde, eine kindlich-familienhafte Treue gegenüber allen Nachfolgern der Apostel in jeder Diözese zu leben. Dieses Leben von gemeinschaftlicher Kindlichkeit versteht Josef Kentenich im Kontext des Elternprinzips (Vater und Mutter), nach dem sich das Väterliche und das Mütterliche in einer Konvergenz familiärer, kirchlicher, apostolischer und missionarischer Fruchtbarkeit begegnen. Dieses Kentenich-Thema gehört zum Kerninhalt dessen, was der Gründer als Mission des 31. Mai bezeichnet. (Bedenken wir immer, dass in diesem Bereich das spezifische Motiv für den Kreuzweg von 14 Jahren in Milwaukee liegt.)

Jetzt, in diesem Jubiläumsjahr, pilgern wir nach Rom. Wir gehen zur Begegnung mit „unseren Vätern“. Mit dem heiligen Petrus, dem heiligen Paulus, dem heiligen Vinzenz Pallotti und besonders unserem Papst Franziskus. In dieser Wallfahrt der Söhne und Töchter folgen wir den Spuren unseres Vaters zu Paul VI. in jenem dramatischen Herbst 1965.  Es fehlen keine 10 Wochen mehr. Es gibt ein in Dachau geschriebenes Gebet, das für diese kommenden Wochen passt:

“Gib unsern Eltern (jedem Vater und jeder Mutter) Liebe,
halt ferne alles Trübe;
hilf ihnen so regieren,
uns zum Dreifaltigen führen. Amen.“

(Himmelwärts)

P. Joaquín Alliende L.

 

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

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