Veröffentlicht am 2012-03-10 In Themen - Meinungen

Abendsegen vom Urheiligtum aus

Agathe Hug. Ich muss ungefähr 8 Jahre alt gewesen sein. Zu dieser Zeit verbrachten wir die Ferien oft in München. Eines abends machten wir einen Besuch bei Frau Hiereth, einer Frau von Schönstatt und eine Münchner Institution. Sie besaß bereits ein Telefon (für mich als Kind schon per se ein Faszinosum). Dieses klingelte plötzlich – Frau Hiereth nahm aber den Hörer nicht ab. Das Gespräch stockte kurz, um dann nach einer kurzen Stille wieder weiter zu gehen. So lernte ich die Tradition des Abendsegens kennen. Die Schönstattfamilie hatte eine Telefonkette eingerichtet, die um 21 Uhr die Runde machte und alle an den Segen erinnerte. Es dauerte einige Jahre, bis ich verstand, dass dieser Abendsegen keine Münchner Eigenart war, sondern ein uralter Brauch, der sich in der Schönstattfamilie entwickelt hatte.

Zeugnisse aus dem Ersten Weltkrieg zeigen, dass Pater Kentenich die Soldaten-Sodalen und alle, die ihm am Herzen lagen, mehrmals am Tag gesegnet hat und dies auch kund tat. So schreibt er in einem Brief an den Präfekten Josef Fischer vom 14. August 1914:

“Mein lieber Präfekt!

Morgen ist Mariä Himmelfahrt – somit der festgesetzte Tag für gemein­schaftliche Kommunion. Ob wohl alle Sodalen ihren Vorsatz ausführen können?

Konder dient auf der Festung Ehrenbreitstein, als Freiwilliger. Und die anderen? Von denen ist noch nichts bekannt. Wie dem auch sei und was immer kommen möge: Mich tröstet, beruhigt und ermun­tert ungemein der Gedanke, daß Maria unsere Herrin und Heerführerin ist. Täglich empfeh­le ich ihr mehrmals alle unsere Kongreganisten. Sie wird uns helfen, daß alle wahrhaft Berufenen die schwieri­ge Probe auf ihre Cha­rakterfestigkeit in den gegenwärtigen außerordentlichen Schwie­rigkeiten bestehen!

Wie gut, daß wir die Kongregation gegründet! So haben die einzelnen doch etwas mehr Halt. Daß Sie der echten Sodalengesinnung treu blei­ben, bezweifle ich nicht. Davon überzeugt mich von neuem Ihre freund­liche Karte, wofür meinen aufrichtigen Dank.

Unser Haus hier in Vallendar, in Ehrenbreitstein und Limburg ist Laza­rett. P. Provinzial hat alle seine Patres der Regierung angeboten. Ich bleibe vorläufig noch hier.

Sonst gibts von hier nichts Neues zu berichten. Lassen Sie bald wieder etwas von sich hören.

Viele Grüße an Vogel, an Ihre Eltern und Geschwister, besonders an Sie.

In aufrichtiger Liebe

J. Kentenich PSM”

Und ebenfalls an Josef Fischer am 22. Mai 1916:

“Mein lieber Präfekt!

(…)

Meinen priesterlichen Segen gebe ich Ihnen gerne mehrmals am Tage.

(…)

Mit herzlichem Sodalengruß und priesterlichem Segen

in aufrichtiger Liebe

J. Kentenich”

Eine lange Tradition des Segens

Das Ritual des Segnens übernahmen die priesterlichen Mitarbeiter auch später, nach dem Ersten Weltkrieg und schickten oft am Tag den priesterlichen Segen los.

Aus Dachau wird berichtet, wie Pater Kentenich mit den Priestern, die um ihn herum waren beim Strohsackflicken öfters nach allen 4 Himmelsrichtungen gesegnet und den Exorzismus gesprochen hat.

Wir wissen auch, dass „früher“ – was immer das jetzt auch in Jahren bedeuten mag – die Menschen sich häufig hinknieten und um den Segen baten und ihn empfingen. Es war in weiten Kreisen der katholischen Kirche üblich. Der Volksmund sagt, dass man sich für einen Primizsegen die Schuhsohlen durchlaufen soll. Es ist auch bezeugt, wie hoch Pater Kentenich den Primizsegen einschätze und sich von jedem Neupriester segnen lies.

Ab dem 1. April: Abendsegen im Urheiligtum

Mit dem 1. April 2012 soll im Urheiligtum der Brauch des Abendsegens wieder Einzug halten. Um 21 Uhr, ehe das Urheiligtum in Zukunft abgeschlossen werden soll, wird dieser Abendsegen der ganzen Schönstattfamilie gespendet.

Am 1. April – dem Tag, ab dem das Urheiligtum der Schönstatt-Bewegung zur Nutzung überlassen wird – wird der Abendsegen besonders gestaltet werden. Von 20.30 Uhr bis 21.15 Uhr können alle vor Ort oder über schoenstatt-tv live dabei sein.

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