Veröffentlicht am 2010-12-31 In Themen - Meinungen

Der Weg der Kirche in die Zukunft

Erzbischof Dr. Robert Zollitschcics. Der Weg der Kirche in die Zukunft müsse geprägt sein vom Einstehen und Aufstehen für Glauben, Hoffnung und Liebe, so Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, in seiner Silvesteransprache.

 

 

 

„Wofür stehst du?“ – ich meine, diese provozierende Frage kann uns gerade auch in diesen Stunden des Jahreswechsels helfen, einen Rückblick und Ausblick zu halten, der mehr ist als das Aufzählen von Ereignissen des zurückliegenden Jahres. Denn in diesen Tagen zwischen den Jahren, in denen viele von den Pflichten der Arbeitswelt und den Anforderungen des Alltags entbunden sind, in denen wir das neue Jahr in den Blick nehmen und planen, kommt so manches aus den Tiefenschichten der Seele an die Oberfläche unseres Bewusstseins, das sonst eher zurückgedrängt wird oder ausgeblendet ist“, so Zollitsch, der unter anderem  an die Erdbebenkatastrophe in Haiti, die Massenpanik bei der Love-Parade und die Flutkatastrophe in Pakistan erinnert, die, einmal aus den Medien verschwunden, auch aus dem Blick und Gedächtnis geraten. Die Frage: Wo ist Gott in all dem Leid? verweise ihn auf die Geschichte der chilenischen Bergleute (zu denen die Pilgernde Gottesmutter herabgestiegen war!) und ihre Rettung als Beispiel eines Umgehens mit Gott, das diesen nicht in eine Schublade und menschliches Tun in eine andere stecke, sondern Gottes- und Menschenwirken in organischer Einheit sehe:

„Da bekennt sich ein Bergmann nach 69 bedrängenden Tagen ohne Sonnenlicht dazu, dass Gott die ganze Zeit bei ihnen war; in einem Alltag, der keineswegs konfliktfrei war und auch Phasen der Verlassenheit und der Angst ums nackte Überleben kannte. Dieses Bekenntnis macht Mut und spornt an! Es öffnet uns die Augen dafür, wofür wir Christen stehen: Mitten in unserem Alltag Jesus Christus wahrnehmen, in unserem Leben Gottes Spuren entdecken und mit dem Wirken des Heiligen Geistes rechnen. Das zeichnet uns aus, das kennzeichnet den Christen. Aber trennen wir in unseren Breitengraden nicht zu oft zwischen dem, was wir selbst können und schaffen; und dem, wobei wir Unterstützung „von oben“ benötigen? Trennen wir nicht zu sehr zwischen Alltag, den wir selber regeln, und dem Gottesdienst, wo wir uns in Gottes Hand geben? Aber Gott ist weder ein Teilzeit-Gott und Lückenbüßer, noch nur unsere spirituelle Kraftquelle – er ist viel mehr als das. Seit der Geburt des Kindes im Stall von Bethlehem, die wir an Weihnachten feiern, wissen wir: Gott ist uns bleibend und immer nahe – unserer ganzen Welt und jedem persönlich.“

Ansprache im Wortlaut (pdf)

Video: Erzbischof Zollitsch – Rückblick auf 2010

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