Veröffentlicht am 2009-12-25 In Themen - Meinungen

Eine eigenartige Geburt

Lebendige Krippe in ItuzaingóP. Nicolás Schwizer. Was feiern wir eigentlich an Weihnachten? Die Geburt eines Kindes, aber nicht eines gewöhnliches Kindes, sondern eines Gotteskindes. Wenn wir diese Geburt mit anderen vergleichen, der unserer Kinder etwa, bemerken wir einige Besonderheiten.

Dieses Kind wird unter überraschenden, verblüffenden, ja geradezu schockierenden Umständen geboren. Es ist der Sohn Gottes.

 


1. Eine erste Eigenartigkeit: Er gibt sich den Hirten zu erkennen

Er kommt auf die Erde. Ohne die Großen vorzubereiten. Ohne die Mächtigen eigens zu informieren. Ohne den Priestern Bescheid zu geben. Er hat die Hierarchie einfach ignoriert.

Lebendige Krippe in Itazaingo - Foto: Capezio

Es gab auch keine Pressekonferenz, die der Welt ein solch weltbewegendes Ereignis verkündet hätte. Und er hatte doch höchstes Interesse daran, dass jemand davon erfahren würde. Jemand würde das Recht haben, die Nachricht als Erster zu erfahren. Und dann schickt er seine Boten zu ein paar Hirten, die in der Nähe statt auf freiem Feld Schafe hüteten. Die Hirten lebten am Rand der Gesellschaft und oft genug auch am Rand der Religion. Sie sind ungebildet, sie kennen das Gesetz nicht, und darum sind sie – so die Pharisäer – für die Hölle bestimmt. Und ausgerechnet zu diesen „Exkommunizierten“ sendet Christus seine Engel, um ihnen sein Kommen zu verkünden.

Jesus möchte von Anfang an die Dinge klarstellen. Er sieht alles anders. In seinen Augen sind die Großen klein. Und die Letzten sind die Ersten. Die von der Gesellschaft ausgestoßenen seine Bevorzugten. Die Frohe Botschaft kommt als erstes und bleibt bei denen „draußen“.

2. Eine zweite Eigenartigkeit: Er wird von den Menschen nicht erkannt.

Denken wir an die Wirte in Bethlehem. Hätten sie gewusst, dass Gott vor ihnen stand, hätten sie die Türen weit geöffnet und ihn aufgenommen. Denn sie waren religiöse Menschen wie wir. Aber sie dachten, vor ihnen stünden Landstreicher, Flüchtlinge von wer weiß woher, ein paar Unbekannte.

Und die wollten sie nicht im Haus haben. Und wir, hätten wir sie aufgenommen? Wie kann man denn glauben, dass Gott sich so zeigt?

 

3. Eine dritte Eigenartigkeit: Gott wird in Armut geboren.

Gott ist ganz anders, als wir es uns vorstellen. Gott ist so ganz anders als die Macht, die Majestät, die Autorität, der Reichtum, die Kraft, die wir ihm zugeschrieben haben.

Unbeschreiblich ähnlich aber ist er den Einfachen, den Armen, denen, die sich als Brüder und Schwestern fühlen, den Barmherzigen, den Liebenden, denen, die Hunger und Durst haben nach Gerechtigkeit.

Christus ist nicht einfach ein Mensch wie wir, er ist so sehr Mensch, der einzig wirkliche Mensch: wirklich frei, einfach, liebend, treu, verfügbar. Darin besteht die Frohe Botschaft von Weihnachten.

Um Gott ähnlich zu werden, brauchen wir nicht reich, stark, majestätisch oder autonom zu sein. Es reicht, ein wenig mehr zu lieben, ein wenig mehr zu dienen, uns ein wenig mehr den Armen zu nähern, ein wenig mehr für Gerechtigkeit zu kämpfen. Wir können jetzt und hier Christusgestalten werden, in unserer jetzigen Lebenssituation, auf unserem sozio-kulturellen Niveau. Ohne Wunder und Visionen zu erwarten, sondern indem wir die Letzten von allen und die Diener aller werden.

 

Gott ist arm: arm an all dem, was wir erstreben, suchen und darzustellen versuchen. Und sagen wir nicht, dass Gott sich vor der Welt verbirgt. Gott ist unberschreiblich sichtbar und präsent. So sichtbar und präsent – oder eben nicht – wie die Armen es in unserem Leben sind.

Wenn wir dem wahren Gott, der in dieser Weihnacht zu uns kommen will, begegnen wollen, müssen wir den Armen begegnen. Und wenn die Liebe zu denen auf der Schattenseite des Lebens in uns wächst, dann wird Gott wirklich und wahrhaftig präsent sein in unserem Herzen. Das ist das Weihnachten, das werden soll. Das ist das wahre Weihnachten, das wachsen soll. Und wir sind dafür verantwortlich, dass überall dieses Weihnachten wird.

 

Quelle: Virtuelle Exerzitien mit P. Nicolás Schwizer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert