Veröffentlicht am 2009-12-18 In Themen - Meinungen

Der Advent des Heiligen Erzengels Gabriel

Damals im Advent ...

Diese Adventsgeschichte aus Schönstatt weiß nicht so recht, in welche Kategorie sie gehört… aber sie gehört zum Advent auf  schoenstatt.de

Im Himmel gibt es keine Zeit, dort ist ewiges Weihnachten, ewiges Ostern, ewiges Schauen Gottes. Eigentlich – und doch gab es die Zeit, in der der Erzengel Gabriel seinen ganz persönlichen Advent erlebte, und das war auch die Zeit, in der die Welt den wahren Advent erlebte.


Es begab sich nämlich zu der Zeit, als Gott sah, dass die Stunde gekommen war, seinen Sohn in die Welt zu senden, dass er den Erzengel Gabriel zu sich rief. Immerhin sollte der Erzengel Gabriel eine wichtige Rolle im Advent der Welt spielen und Gott wollte, dass auch er sich vorbereiten kann.

Der Advent des Erzengels Gabriel

„Gabriel“ sagte er, „ich sende meinen Sohn in diese Welt; die Welt ist so arm und kalt geworden, dass sie gar nicht mehr an die Wärme und Liebe Gottes glauben kann; die Menschen selbst beginnen kalt und hart zu werden, daher will ich ihnen meinen Sohn schicken, damit sie die Liebe und Wärme Gottes spüren können.“

Gabriel sagte lange nichts. Dann fragte er doch: „Habe ich richtig verstanden, du willst deinen Sohn in die Welt schicken, in die Welt, die alle Propheten bisher entweder verlacht oder verjagt hat oder noch Schlimmeres mit ihnen gemacht hat?“ – „Gabriel“, sagte Gott, „es ist mein Sohn, es wird ganz anders werden, wenn mein Sohn kommt, nur er kann die Welt ganz wieder ganz mit mir versöhnen, nur er kann das ewige Opfer bringen, nur er kann die Welt neu für mich öffnen“.

Das verstand Gabriel. Dass es ganz anders werden würde. Endlich, dachte Gabriel im Stillen, ist es vorbei mit der ewigen Geduld des Ewigen. Diese Menschen!!! Aber wenn Gott jetzt seinen Sohn senden würde, dann würden die Menschen sicherlich verstehen; seine Macht, seine Herrlichkeit, seine Allmacht würden die Menschen sicherlich bekehren. Gabriel dankte Gott und ging zu den himmlischen Heerscharen. Er hielt ihnen eine flammende Rede, dass alle (aber auch alle!) himmlischen Heerscharen jetzt gebraucht würden.

Und Gabriel teilte ein: die ersten Tausende der Heerscharen würden vor IHM herziehen und mit ihren Flügeln den Boden bedecken, damit kein Stein dieser unwürdigen Erde die Füße des Sohnes Gottes berühren könnten. Die nächsten Tausende der Heerscharen ließ er voller Liebe und Freude singen und singen, er ließ nicht nach, bis es glockenrein und majestätisch erklang: „Ehre sei Gott in der Höhe!“

Weitere Tausende von Heerscharen ließ er üben, einen Regenbogen in die Wolken zu setzen, der die ganze Erde umspannte, weitere Tausende lernten die Sterne des Himmels so zu bewegen, dass sich am Himmel am Tag und natürlich ganz besonders in der Nacht der Schriftzug bildete: „Hosanna, hosanna in der Höhe“.

Gabriel übte unermüdlich mit den himmlischen Heerscharen – und jeden Tag kam ihm eine weitere Idee, geboren aus Liebe zu Gott und aus dem tiefsten Wunsch, Gottes Willen zu erfüllen und Gottes Sohn den Himmel auf Erden zu bereiten. Und wenn Gabriel die Ideen ausgingen, dann kamen die Engel und Erzengel, die Thronen und Mächte mit neuen Ideen und neuen Liebesbeweisen.

Gerade als Gabriel mit einem weiteren Tausend die neueste Idee eines der jüngsten Engel ausprobierte, nämlich auch den Tieren eine Ahnung der Größe Gottes zu vermitteln, fragt ihn Gott: „Gabriel, was wird das??“

Und Gabriel erzählte, erzählte und erzählte… „Gabriel“, sagte Gott, „ich habe gesagt: Ich schicke meinen Sohn in die Welt, nicht, ich will mit allen himmlischen Heerscharen die Erde überfüllen … Mein Sohn wird als kleines Kind in diese Welt gehen, ich will, dass die Menschen sich anrühren lassen, ich will, dass sie mich lieben, nicht dass sie einfach nur beeindruckt sind. …“

Gabriel war sprachlos – zumindest eine Zeitlang. „Herr, das meinst du nicht im Ernst!!“ rutschte ihm heraus. Gott lächelte und sagte: „Gabriel“.

Mehr musste er auch nicht sagen. Gabriel schaute ihn lange an: … als kleines Kind… in diese Welt… „O Gott“, sagte er aus tiefster Seele, “ bist du groß, und wie groß erst ist deine Liebe.“

Mit dieser Liebe wollte Gabriel sich ganz erfüllen lassen…

Nicht lange, und er hatte mehr Ideen als vorher, wie er Gottes Liebe schon jetzt erwidern könnte, schon jetzt – da auf der Erde noch kein Mensch die leiseste Ahnung hatte.

Nachdem Gabriel alles gut durchdacht hatte, schickte er die ganzen himmlischen Heerscharen los: „Sucht nach Menschen reinen Herzens, sucht nach Menschen, die Gott suchen und lieben, sucht nach Menschen, die Gott ihr Herz öffnen werden, sucht… um Gottes Willen“ („Das meine ich ernst“, – sagt er zu einem der kleinsten Engel, der dabei lachen musste)“… Und die himmlischen Heerscharen zogen durch die Welt…

Viele kamen ernüchtert wieder. Sie hatten keinen finden können, der alle Bedingungen Gabriels erfüllte. Andere hatten ein paar gefunden, besonders der jüngste Engel, der bei Gabriels Rede gelacht hatte, erzählte begeistert von einer jungen Frau aus Nazareth, aber Gabriel winkte ab. „Da sind doch die Römer!!! Du glaubst doch nicht, dass so ein Unruheherd in Frage kommt, du weißt doch wie die sind: sie machen alles nieder, was nicht nach ihrer Pfeife tanzt, und wenn ich bei einem sicher bin, dann, dass Gott nie nach der Pfeife der Römer tanzen wird… nein!!!“

Schweren Herzens ging Gabriel die Meldungen durch: wenige Menschen reinen Herzens, wenige Orte, an denen Gott gesucht wurde, kaum Orte, die sich eigneten: entweder zu gefährlich oder zu gottlos oder zu lieblos oder zu unsicher …

Gerade als Gabriel die himmlischen Heerscharen ein zweites Mal losschicken wollte – ehrlich gesagt, um einigen Menschen und einigen Orten ein wenig himmlisches Feuer zuteil werden zu lassen -, und gerade seine Anweisungen an die Engel und Erzengel ausgab, und zwar wortgetreu nach den Propheten: „Macht gerade die Pfade in der Wüste, bereitet dem Herrn den Weg, jedes Tal (aber auch jedes Tal) soll sich heben, Lahme sollen gehen, sagt jedem (und ich meine: jedem): ein Gnadenjahr des Herrn beginnt… , da hörte er erneut die Frage: „Gabriel, was wird das?“

Schon etwas klüger geworden, erzählte Gabriel von dem Ergebnis der himmlischen Heerscharen.

„Es geht nicht Herr, die Menschen müssen erst etwas tun.“ – Eigentlich dachte Gabriel, dass er noch ziemlich viel tun müsse, aber er kannte ja seinen Gott.

„Gabriel“, sagte Gott, „du kennst sie schon… das Mädchen aus Nazareth, sie wird die Mutter meines Sohnes.“ – „Nein“ sagte Gabriel. „Herr, nein!“

„Gabriel“, sagte Gott, „sie wird Ja sagen. Sie wird Ja sagen, wenn du sie fragst, ob sie Mutter meines Sohnes werden will.“ – „Herr“, sagte Gabriel, „das kannst du nicht verlangen.“ Er meinte, das kannst du nicht von mir verlangen. Da Gott auch seinen Erzengel kannte, meinte er nur: „Ich weiß, was ich von ihr verlange, sie wird ja sagen.“

„Aber die Römer!!!“ sagte Gabriel. “ Ja“ sagte Gott, “ das ist schwer, unendlich schwer, aber es muss und es wird geschehen!“

Gabriel überlegte kurz, dann nickte er. Ja es wird geschehen. Mit ein bisschen Glück, dachte er, und spontan fiel ihm der Erzengel Michael ein, mit Feuer und Schwert. Das wird gehen, dachte er, wenn Michael noch ein bisschen übt und wir ihn gut unterstützen…

„Gabriel, was wird das??“ Und als Gott Gabriel dann genau erklärte, was er vorhatte, was tatsächlich geschehen würde, da war Gabriel sprachlos.

Die anderen Engel, die Thronen und Mächte machten sich schon bald Sorgen um Gabriel; er ging mit einem etwas abwesenden Blick durch den Himmel und murmelte etwas von „Römer“, „nicht nur Mensch, ein Baby“, und manchmal sagt er nur: “ O mein Gott!“ Und diesmal kam keiner auf die Idee, zu lachen. Aber Gabriel liebte Gott nicht nur, er glaubte auch unerschütterlich an ihn; er verstand gar nichts mehr, und so wirklich kamen ihm auch keine Ideen mehr, was er planen könnte. Aber, wenn Gott sagte, sie wird ja sagen, dann wird es so geschehen. Und im Stillen begann er, für diese junge Frau zu beten.

Und dann war es soweit: Gott sah seinen Erzengel an, voller Liebe, voller Freude, und sagte: „Es ist so weit. Geh zu ihr, frage sie und erkläre ihr alles.“

Und Gabriel ließ sich senden: Er ging nach Nazareth und sagte: „Sei gegrüßt, du Begnadete!“ Und da war es geschehen, um unsere Erlösung, um das Heil der Welt, aber auch um Gabriel.

Maria...

Später konnte er nie genau sagen, wie er zurück in den Himmel gekommen war, aber alle Engel und Erzengel hatten ihn noch nie so schweben sehen. Geradewegs zu Gott ging er und fragte nur “ Warum? Warum hast du Erde und Himmel so lange warten lassen, wenn es einen solchen Menschen gibt?“

Gabriel strahlte und verkündete jedem: „Ihr kann man das Heil der Welt anvertrauen!“ Natürlich war ihm immer noch Angst und Bange, jetzt nicht nur um Gottes Sohn, sonder auch um Maria, seine Mutter. Die Römer, die Menschen, die Kälte in der Welt, das war ja immer noch da. Aber sie war ja auch noch da.

Und manchmal, da war es so, dass ihm seine ganzen Ideen wieder einfielen, und dann erklärte er den Thronen und Mächten und allen himmlischen Heerscharen, dass Gott einfach doch größer und liebevoller, eben göttlicher denken und die Welt lenken könnte. Manchmal kam er sich schon sehr kleinlich vor, wenn er überlegte, was er für die besten Ideen aus Liebe gehalten hatte, und welch große Liebe Gott in die Welt schickte und welch große Liebe Maria ihrem Gott entgegenbrachte und mit ihm dem Kind, das sie trug.

Allerdings, ein paar seiner Ideen, dachte Gabriel, waren zwar grundverkehrt gedacht, aber vielleicht doch ganz gut zu gebrauchen.

So schickte er unauffällig ein paar Engel aus dem Einsatztrupp, der die Gestirne bewegen sollte, los, und so entstand der Stern, der die Weisen und die Hirten zur Krippe führen sollte.

Und ein paar der Engel aus den himmlischen Chören sangen dann doch ihr „Ehre sei Gott in der Höhe“, und sie hatten es voller Liebe zu Maria und mit ihr zu allen Menschen ergänzt um den Satz: „und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“.

Ganz unauffällig schickte Gabriel auch einen Ochsen und einen Esel los – ursprünglich aus dem Projektplan des jüngsten Engels -, damit sie den Stall von Bethlehem wenigstens ein wenig wärmer und liebevoller machten.

Da sich im Himmel – wie auch bei uns auf der Erde – nichts vor Gott verheimlichen lässt, fragte Gott immer wieder einmal: „Gabriel, was wird das????“

Und Gabriel antwortete jedes Mal: „Aber, Herr, findest du nicht, dass SIE sich das verdient hat?“ Und meist hörte man Gott antworten „Ja, Gabriel – und darum werden sie selig preisen alle Geschlechter!“

Hildegard Fischer

Und Friede auf Erden...

1 Responses

  1. Edelgard Lock sagt:

    Danke für diese schöne Geschichte. Ich bin gerührt. Diese Geschichte hat geschafft, was Adventslieder, Kerzen, Schmuck und selbst der Schnee dieses Jahr nicht schaffen konnten. Danke.

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