Veröffentlicht am 2010-01-08 In Priesterjahr

Hirten mit Herz statt kalte Manager

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch (hier in Oberkirch)www.erzbistum-freiburg.de/pef. Mit Blick auf die Weiterentwicklung der Seelsorgeeinheiten in der Erzdiözese Freiburg hat Erzbischof Dr. Robert Zollitsch dazu aufgerufen, die Unsicherheit, Fragen und Sorgen der Gläubigen ernst zu nehmen und zugleich „eine Perspektive aufzuzeigen, die neue Kräfte wecken kann“. Beim Neujahrsempfang der Priester sagte Zollitsch am Donnerstag (7.) im Priesterseminar Freiburg: „Wir dürfen nicht die kalten Manager werden, die die Gläubigen, Priester oder Hauptamtlichen wie Schachbrettfiguren von einem Feld und von einer Kirche in die andere ziehen.“ Auch in veränderten Strukturen müsse es die Möglichkeit geben, „Heimat im Glauben zu finden, sich binden zu können.“


Im Namen der Priester sicherte Dekan Matthias Bürkle (Offenburg) dem Erzbischof von Freiburg zu, ihn auch im Jahr 2010 nach Kräften dabei zu unterstützen, die Kirche von Freiburg in eine gute Zukunft zu führen. Die Frage, wie die christliche Botschaft morgen und übermorgen zu den Menschen kommen und wie sie in den Gemeinden gelebt werden könne, beschäftige die Priester sehr. Vor allem der Anhörungsentwurf zur geographischen Neu-Umschreibung der Seelsorgeeinheiten habe bei den von Veränderungen betroffenen Gemeinden zu heftigen Diskussionen geführt. Nun komme es darauf an, „auf die Betroffenen vor Ort, auf ihre Vorschläge und Argumente zu hören, bevor Entscheidungen fallen.“ Zugleich gebe es durch die Veränderungen neue Perspektiven für die Kirche: „Die Menschen sind beweglicher geworden und wählen bewusst aus (…). Dass sie sich nur in ihrer mehr oder weniger lebendigen territorial umschriebenen Pfarrgemeinde einbringen und inspirieren lassen, entspricht nicht mehr der Realität.“ Für die Seelsorgeeinheiten mit ihren unterschiedlich geprägten Gemeinden liege darin eine große Chance, erklärte Dekan Bürkle.

Wieder ganz bei den Menschen sein und sie in der alltäglichen Begegnung und in der Feier der Sakramente zu Christus führen

Dazu gehört nach den Worten von Erzbischof Zollitsch auch die Bereitschaft, „neue Wege zu finden und gemeinsam mit allen Glaubenden diese Wege zu gehen“. So müsse zum Beispiel geprüft werden, wie Priester von ihren Verwaltungsaufgaben noch weiter entlastet oder von so manchen gar befreit werden könnten, ohne ihnen gleichzeitig ihre Leitungskompetenz zu nehmen. Gerade in größeren und zunächst unübersichtlicheren Seelsorge-Strukturen gebe es auch für Priester die Gefahr, nur noch die eigenen Sorgen zu sehen. Erzbischof Zollitsch freut sich nach eigenen Worten deshalb über einen Brief, den ihm Seminaristen des Priesterseminars (Collegium Borromaeum) im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Seelsorgeeinheiten geschrieben haben. Darin heißt es: „Wir müssen uns von einer Mentalität des ´Alles kann, alles muss´ verabschieden, denn sonst laufen wir schnell Gefahr, in leeren Aktionismus zu verfallen. Wir wollen Männer des Gebetes sein: Nur so können wir dann auch wieder ganz bei den Menschen sein und sie in der alltäglichen Begegnung und in der Feier der Sakramente zu Christus führen.“ Erzbischof Zollitsch sagte, was einen Hirten zum Hirten mache, sei nicht der Stab oder Stecken, sondern sein Herz. Dies müsse im Blick bleiben, wenn sich die Strukturen veränderten.

In der Gemeinschaft der Priester des Erzbistums Freiburg soll nach den Worten des Erzbischofs mehr Miteinander erfahrbar werden. „Gerade wenn wir von den absoluten Zahlen her weniger Priester werden, ist es umso wichtiger, nicht in die Vereinzelung zu gehen, sondern das Gemeinsame zu suchen“, sagte Zollitsch beim Neujahrsempfang in seinen „Gedanken zum Priestertum im Jahr des Priesters“. Die Erzdiözese organisiere im Jahr des Priesters deshalb gemeinsame Wallfahrten und Treffen: „An verschiedenen Wallfahrtsorten unserer Diözese werden wir im Frühsommer drei Priestertage als Besinnungs- oder auch Einkehrtage halten, um damit auszudrücken, dass wir gemeinsam im Glauben unterwegs sind.“ Es können noch viel unternommen werden, „um den mitbrüderlichen Geist zu stärken“. Gerade dort, wo mehrere Priester in einer Seelsorgeeinheit tätig sind, sollte nach Ansicht des Erzbischofs ein Geist kultiviert werden, „der den anderen aufrichtet und stärkt und nicht für die eigenen Zwecke einspannt.“

Die volle Strahlkraft des Evangeliums entfalten

Diese gelebte Glaubensgemeinschaft könne dann auch ausstrahlen und junge Menschen ermutigen, den Priesterberuf anzustreben. „Denn ich zweifle nicht daran, dass Gott – wie zu allen Zeiten – junge Menschen in seine besondere Nachfolge ruft; dass es aber auf uns ankommt, diesen Ruf zu hören und zu deuten. Dort wo Gemeinschaft im Gebet gelebt wird, da kann eine solche Atmosphäre entstehen“, sagte der Erzbischof unter Hinweis auf die Gebetsinitiative um geistliche Berufungen. Das Gebet um Berufungen gelte „in besonderer Weise den Priestern, aber darüber hinaus allen, die in der Pastoral tätig sind, denn nur im Miteinander der unterschiedlichen Berufe kann die volle Strahlkraft des Evangeliums entfaltet werden.“ Erzbischof Zollitsch verwies dankbar auf den Dienst der Diakone, „da wir vor 40 Jahren am 3. Oktober zum ersten Mal in unserer Erzdiözese acht Männer zu ständigen Diakonen geweiht haben und seitdem diesen Dienst nicht mehr missen möchten. Wir alle stehen in der Gemeinschaft der Glaubenden und dürfen uns darin gegenseitig stärken.“ Für das neue Jahr 2010 wünschte Erzbischof Zollitsch beim Neujahrsempfang für die Priester das, was Papst Benedikt als Wunsch über das Jahr des Priesters gesetzt habe: Dass „die Bedeutung der Rolle und der Sendung des Priesters in der Kirche und in der zeitgenössischen Gesellschaft immer deutlicher wahrnehmbar“ werde.“

1 Responses

  1. anni.handler@aon.at sagt:

    Auf diese Ansprache paßt das Gebet von Jacques Gaillot:

    "Guter Vater,
    schau in Güte auf deine Diener,
    die durch die Auflegung der Hände
    die Gabe des Geistes empfangen haben.

    Laß sie auf den Straßen der Erde
    voller Freude und Mut
    das Evangelium weiter tragen.

    Gib ihnen das Herz eines Hirten
    voller Wärme und Mitgefühl
    in den Spuren Jesu, des Guten Hirten.

    Du hast sie ausgesondert,
    aber nicht getrennt von deinem Volk,
    damit in ihnen ganz leise,
    aber im Takt der Ewigkeit,
    das Herz dieser Welt schlagen kann. Amen.

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