Veröffentlicht am 2017-09-08 In Schönstätter

„Niemand kann es ertragen, auf die Dauer Sklave zu sein.“

DEUTSCHLAND, Schw. M. Elinor Grimm •

Am 3. September 2017 wurde der 75. Todestag von Pater Albert Eise sowohl in der KZ-Gedenkstätte Dachau wie auch in seiner Heimatgemeinde Oeffingen begangen. Von der Feier in Oeffingen gibt es leider keinen Bericht. Sie stand unter dem Motto: „Niemand kann es ertragen, auf die Dauer Sklave zu sein“ – eine Aussage von Pater Albert Eise, der er selbst den Satz vorangestellt hat: „Wie schön ist es, frei denken zu dürfen“.

Der Oeffinger Konrad E. Pflug, Jahrgang 1946, beschäftigt sich seit Jahren beruflich mit der deutschen Vergangenheit. Als ehemaliger Leiter der Abteilung „Demokratisches Engagement“ der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg war er für den Fachbereich Gedenkstättenarbeit zuständig. Er hatte die Feier in Oeffingen wesentlich vorbereitet, konnte dann aber selbst nicht daran teilnehmen.

Bei der Feier in Dachau gab es zunächst einen thematischen Rundgang für die Teilnehmer, mit einem Innehalten am Block 7,  wo Pater Eise in den Morgenstunden des 3.9. 1942 gestorben ist. Pater Fischer, einer der anderen Schönstätter in Dachau, konnte ihm wenige Tage zuvor heimlich die Krankensalbung geben. Albert Eise war als Schüler des Studienheims in Vallendar/Schönstatt bei der Gründung Schönstatts dabei; im Jahr 1925 wurde er zum Priester geweiht. In der beginnenden Verfolgung durch den Nationalsozialismus berief Pater Kentenich 1931 den jungen Mitbruder als Mitarbeiter nach Schönstatt. Eine Tagung mit Studentinnen der Schönstatt-Bewegung im August 1941, die aus Sicherheitsgründen schon von Schönstatt nach Koblenz verlegt worden war, wurde Eise zum Verhängnis. Nachdem sich auch ein Spitzel der Gestapo in die Gruppe eingeschlichen hatte, half alle Vorsicht nichts. In der Kapelle des Barbara-Klosters nahm ihn die Koblenzer Gestapo mitten im Vortrag fest und brachte ihn ins Gefängnis „Karmeliterstraße“ in „Schutzhaft“.  Am 12. November 1941 kam Eise von Koblenz aus „auf Transport“ ins KZ Dachau. Nach einer kurzen Zeit intensiver Schönstattarbeit erkrankte Albert Eise an Hungerruhr und verstarb am 3. 9. 1942 im Alter von 46 Jahren.

Nach eigenen Grundsätzen leben und nicht einfach der Mehrheit folgen

Immer wieder schauten Besucher der Gedenkstätte interessiert und fragend die Gruppe an, machten Fotos,  auch von der Todesangst-Christi-Kapelle, wo eine Pilgernde Gottesmutter und Bilder von Pater Kentenich und von Pater Eise aufgestellt waren. Die nahezu 40 Teilnehmer kamen vor allem aus dem süddeutschen Raum, zwei aus Rumänien und eine Gruppe aus Herxheim in der Pfalz.

Mitglieder des Schönstatt-Mütterbundes gestalteten eine Anbetungsstunde in der Kirche des Karmel-Klosters Heilig Blut, wo am Nachmittag die Heilige Messe gefeiert wurde. Die Lieder wurden mit Gitarren und Querflöte begleitet. Für Pater Peter Hinsen, SAC, Friedberg, war es, wie er sagte, eine Ehre, dass er diesen Gedenkgottesdienst zelebrieren durfte. Er war vor einigen Jahren Rektor im Pallottihaus in Freising. Pater Hinsen richtete Grüße von Provinzial Scharler aus.  Pater Hinsen gab auf die Frage, was man unter ‚normal’ versteht den Hinweis, dass man bei Google zwar viel dazu finden kann, dass wir uns als Christen aber eine eigene Meinung bilden müssen und nach unseren Grundsätzen leben sollen, nicht nach dem, was die Mehrheit bestimmt. Paulus fordert uns auf: Gleicht euch nicht der Welt an! Hinsen stellte die beiden Pallottinerpatres Pater Eise und Pater Reinisch als Vorbild hin. Beide seien durch die Schule Pater Kentenichs gegangen. Pater Eise war als Jugendlicher am 18. Oktober 1914 bei der Gründung Schönstatts im Urheiligtum dabei. Auch war er Zeuge der Gründung des Familienwerkes am 16. Juli 1942 im KZ Dachau.

Namen statt Nummern

Im Gesprächsraum der Evangelischen Versöhnungskirche konnte man die ganze Zeit über einen Blick in das Gedächtnisbuch ‚Namen statt Nummern’ werfen. Darin sind bereits mehrere Einträge über Häftlinge aus der Schönstatt-Bewegung: Karl Leisner, Pater Josef Kentenich, Dr. Fritz Kühr, Pater Henkes SAC und nun auch Pater Albert Eise SAC. Eine Freisinger Schülerin, Maria Gross aus Hohenbercha, hat diese Seiten verfasst und bei der Gedächtnisfeier für Albert Eise in Öffingen am 3. September vorgestellt.

Das Gedächtnisbuch ist eine stetig wachsende Sammlung von Biographien ehemaliger Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau. Die Verfasser sind ehrenamtliche Projektteilnehmer: Sie gehen auf Spurensuche und tragen Dokumente und Bilder zusammen. Anhand von Informationen aus verschiedenen Quellen, Literatur über historische Ereignisse und Erinnerungen von Überlebenden oder Angehörigen fügen sie ein Puzzleteil zum anderen.

Nach dem Festgottesdienst für Albert Eise eröffnete in der Christus König Kirche in Oeffingen am 3. September die Ausstellung „Namen statt Nummern“. Dies geschah im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 75. Todestag Albert Eises.

Maria Gross hatte ihre Arbeiten zu Albert Eise im Rahmen eines Oberstufenseminars am Camerloher Gymnasium in Freising durchgeführt. Sie erläuterte, wieso sie sich als Freisinger Schülerin genau mit dieser Person befasste: „Mein Vater ist Pastoralreferent in Freising. Wie wäre es zum Beispiel ihm ergangen, hätte er seinen Glauben in der NS-Zeit öffentlich gelebt und vertreten?“ Sie erklärt: „Durch seinen Tod hat Albert Eise viele Leute inspiriert, für ihre Meinung und ihren Glauben einzutreten und die Hoffnung auch in dunklen Zeiten zu erhalten.“

Quelle für diesen Abschnitt: www.gedaechtnisbuch.org

Redaktionelle Bearbeitung/Internationalisierung: M.Fischer, mit Material aus www.gedaechtnisbuch.org

Fotos: Schwester M. Charissa Frenzl, Herxheim

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2 Responses

  1. Sr. M. Charissa Frenzl, Herxheim sagt:

    Wenn man einen Artikel übernimmt, sollte auch bei den Bildern eine korrekte Angabe sein.
    Ich habe sie gemacht und finde keinen Hinweis.

    • Sehr geehrte Schw. Charissa,

      wir haben diesen Artikel nicht übernommen, sondern original von Ihrer Mitschwester Elinor Grimm zur Veröffentlichung erhalten, ohne Angaben zur Herkunft der Fotos. Wir ergänzen die fehlende Angabe gern.

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