Veröffentlicht am 2017-06-18 In Schönstätter

Wir müssen erzählen … vom Leben von Padre Pablo Peláez

DEUTSCHLAND/ECUADOR, Maria Fischer •

 „50, fast 51 Jahre hat Pablo diese Erde im wahrsten Sinne des Wortes durchzogen und erkundet. Eine Reise mit vielen Stationen, mit vielen Wendungen, mit viel Freude und in den letzten Jahren mit viel, mit sehr viel Leid. Und wir alle, die wir heute hier sind, und viele, viele andere sind Pablo Enrique Peláez Ronquillo auf seinen Wegen begegnet und kürzere oder längere Wege mit ihm gegangen. Und wir könnten erzählen …. und wir sollten erzählen….“

In diesem Moment der Ansprache bei der Beisetzung von „Padre Pablo“, P. Pablo Peláez, scheinen in der überfüllten und wie für ein Hochfest geschmückten Pfarrkirche St. Hubertus  in Rennerod unzählige Geschichten in den Herzen wach zu werden, Geschichten von Begegnungen mit diesem „ecuadorianischen Westerwälder“, der in seinen Pfarrgemeinden im Westerwald so beliebt war, dass an diesem kühlen 17. Juni unwahrscheinlich viele Menschen alles in Bewegung gesetzt haben, um beim Requiem für ihn dabei zu sein.

Familien und Familie

Er ist am frühen Abend des Dreifaltigkeitsfestes gestorben, wenige Minuten, nachdem im Heiligtum in seiner Heimatstadt Guayaquil, Ecuador, gerade die heilige Messe zu Ende gegangen war, in der wie so oft während seiner Krankheit und an diesem Tag so besonders intensiv für ihn gebetet worden war. Seine Schwester „Carmen schreibt, dass sie aus ganzem Herzen – fest an ihren Bruder denkend – gesungen habe, damit er sie in Deutschland höre, und dass sie ihn ganz nah gefühlt habe“, erzählt Rektor Egon M. Zillekens in der Ansprache. Er ist darum gebeten worden, in dieser Stunde zur Gemeinde und über Padre Pablo zu sprechen, und er weiß die Geschichten, den Schmerz und die Begegnungen der verschiedenen Familien von Padre Pablo anzusprechen und zu verbinden: seine Naturfamilie, die nur durch seine Nichte vertreten, aber so intensiv präsent wird; seine Schönstattfamilie in Ecuador (der Leiter der Bewegung, P. Eduardo Auza, hat einen sehr persönlichen Gruß geschickt)  und in Deutschland, die Familie des Schönstatt-Priesterbundes, die spanische Gemeinde in Wetzlar, die Ecuadorianer im Raum Schönstatt (nicht anwesend, aber auch da), und vor allem die Pfarrgemeinden, in denen er gewirkt hat mit ihren Vereinen, ihrem Chor, dessen Mitglied er war, und in denen er in seiner Krankheit immer liebevoll begleitet war.

„‚Ich habe einen großen Fehler: Ich fühle mich überall gleich zuhause‘, das hat Pablo zu der Zeit gesagt, als wir uns kennenlernten – so erinnert sich sein Mitbruder Ulrich Schäfer. Das würde ihn sehr gut beschreiben. Er habe bei vielen Menschen gleichsam „Familienanschluss“ gehabt. Das blieb auch so, wenn zwischendurch lange Pausen in der Kommunikation waren. Er gehörte einfach bei vielen zur Familie“, sagt Rektor Egon M. Zillekens, und viele nicken. Und der eine oder andere wischt sich die Tränen aus den Augen, und manche lassen sie auch einfach laufen, weil man sich ihrer hier in dieser trauernden und dankbaren und erinnernden Familie nicht schämen braucht.

Und dann erzählt Rektor Zillekens das Leben dieses Priesters aus Südamerika in Geschichten, die seine Schwester erzählt hat, die er von den Mitbrüdern und aus der Gemeinde gehört hat und vor allem mit seinen eigenen Geschichten, angefangen von einer Geschichte der Begleitung auf dem Weg zum Priestertum und seinem Ort in Schönstatt über seine Primiz – Stichwort letzte Zigarette – bis zu diesem letzten Selfie und Gruß über Whatsapp wenige Tage vor seinem Sterben. Erzählgemeinschaft. Das hat viel zu tun mit der Theologie des Volkes und mit einem Josef Kentenich, der das Erzählen als gemeinschafts- und identitätsbildende Kraft noch einmal ganz neu entdeckt und für seine Gründung gestaltet hat, Jahrzehnte bevor die Kommunikationswissenschaft das Storytelling als Nonplusultra gelingender Markenkommunikation etablierte. Und vor allem mit Jesus, der wie niemand zuvor von seinem Vater erzählt hat, so gut, dass sein Vater der Vater aller wurde, die ihm zuhörten. Zuhören.

Das Land, das ich durchwandert und erkundet habe, dieses Land ist überaus schön.

Das Land, das ich durchwandert und erkundet habe, dieses Land ist überaus schön. Sein Primizspruch, der so viel zu tun hat mit der Priestergemeinschaft, in der er seine geistliche und auch seine natürliche Heimat gefunden hatte. Das geht bei denen, die sich an einem Josef Kentenich ausrichten, ja nur zusammen. Und genauso zusammen geht da nur das Irdische und das Himmlische, und so greift Rektor Zillekens ein einziges Mal in die ganze Höhe der Theologie: „Wenn die Ärzte nach all ihrem Bemühen sagen (müssen): Exitus, dann sagt der Liebe Gott: Introitus.“

Und diese ganze Gemeinde und Gemeinschaft berührt an diesem langen Vormittag diesen Introitus ihres Padre Pablo in dieses Land Gottes. „Pablo hat über sein Priesterleben den Satz gesetzt:

Das Land, das ich durchwandert und erkundet habe, dieses Land ist überaus schön.

Heute aber sagt er uns: Das Land, das ich jetzt betreten habe, das himmlische Kanaan Patris, es ist einfach nur herrlich. Und es lohnt sich, darauf hin zu leben, zu wandern, zu forschen und zu erkunden.“

Ein schier endlos langer Zug geht dann durch Rennerod hinauf zum Friedhof. „Feierlicher kann es auch bei Helmut Kohl nicht werden“, sagt jemand und zeigt dabei auf die vielen Priester, die Fahnenträger, die Messdiener, die Schützen. „Feierlicher vielleicht“, kommt als Antwort. „Aber nicht mit mehr Herzwärme.“

„Hier haben wir P. Pablo in unseren heiligen Messen sehr präsent gehabt“, schreibt P. Eduardo Auza aus Ecuador. „Die Hingabe von P. Pablo macht uns Mut, hochherzig zu sein und unsere Beiträge zum Gnadenkapital zu schenken, damit Maria, die Mutter des Lebens, unseren Einsatz fruchtbar macht, wie sie die Hingabe und das Priestertum unseres Bruders Pablo fruchtbar gemacht hat… Mögen der Herr und die MTA Ihnen allen reichen Segen schenken und vor allem die Beharrlichkeit und Freude, die für das Leben von P. Pablo so typisch waren. Möge sein Opfer und als Beispiel dienen im Verkünden des Evangeliums an alle, die uns umgeben.“

„Die Beerdigung war ein richtiges Fest“, sagt einer aus der Pfarrei beim Kaffeetrinken, und es klingt fast erstaunt. „Ja, ein Fest. Und das hätte dem Padre Pablo richtig gefallen“, kommt als Antwort, und dann: „Hat ihm gefallen.“

„Wenn einer wirklich bei uns war und geht, dann ist er nicht gegangen. Dann ist er plötzlich anders da, nicht so im Hier und Jetzt gefangen.“ Ein Text aus dem Musical „Wagnis und Liebe“ über das Leben Pater Kentenichs. Padre Pablo war wirklich bei uns, und er ist an diesem Vormittag „plötzlich anders da.“

Ansprache beim Requiem für P. Pablo Peláez am 17. Juni 2017

Anprache beim Requiem für P. Pablo Peláez (pdf)

 

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