Veröffentlicht am 2016-11-04 In Schönstätter

Pilgern im Jahr der Barmherzigkeit vom Urheiligtum nach Rom zur Heiligen Pforte der Barmherzigkeit

DEUTSCHLAND, Klemens M. Holländer •

161104-pilgertour-hollaender-02Im diesem Heiligen Jahr machte ich mich als Schönstätter Marienbruder auf den Weg nach Rom. Was hat mich dazu veranlasst, dieses Vorhaben zu unternehmen? Zuallererst war es der Dank für das Erreichte im Leben und die wiedererlangte Gesundheit. Dann kam noch die Veränderung im Beruf dazu. Das waren Gründe, mich nach dem Aufruf unseres Papstes Franziskus auf den Weg nach Rom zu machen. Dann kam noch das dringende Anliegen hinzu, für den Nachwuchs unserer Gemeinschaft, für die SMJ Speyer und für eine junge schwerkranke Mutter zu pilgern.

Da ich Pilgern in dieser Länge nicht geübt war, war die Vorbereitung sehr wichtig. Es galt, das Wandern über längere Strecken zu trainieren und die Route festzulegen. Im Mai war es dann so weit, dass ich die erste Etappe bis Lausanne (Schweiz) starten konnte. Nach dem Pilgersegen im Urheiligtum brach ich auf.

Der Weg, wie das Leben, ist kein Wettbewerb.

Nie übertreiben wollen, dein Körper würde dir bald die Rechnung vorlegen.

Beobachten, betrachten, stehen bleiben, genießen.

Das ist es, was dich der Weg lehren wird.

 

Das erste Ziel war das Schönstatt-Zentrum Marienpfalz, meine Stätte der Berufung. Danach ging es in den Schwarzwald auf den Westweg und über die Schweiz zum Bruder Klaus. Dort auf den Jakobsweg bis Lausanne.  Wegen der sommerlichen Hitze war es angebracht, eine Pause bis September einzulegen.

Am 25. August war der Termin für den Start der zweiten Etappe. In Lausanne ging es auf die Via Francigena,  am Genfer See entlang und  zum „Großen Sankt Bernhard“ auf 2400 Meter hoch. Nun der „Via Francigena“ folgend weiter ins Aostatal, dann durch die heiße Po-Ebene, über den Apennin, durch die schöne Toskana und das Latium. Am 14. Oktober erreichte ich nach ca. 2000 km die Heilige Stadt Rom. Meine Pilgerreise beendete ich mit dem Durchschreiten der Hl. Pforte im Petersdom. Es war mir auf den letzten Kilometern schwer meine Gefühle im Zaum zu halten, denn die Aufregung war zu groß.

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Pilgern ist ein Risiko

161104-pilgertour-hollaender-05Sich auf diesen langen Weg zu machen ist ein Risiko. Ich lasse mich auf körperliche Beschwernisse ein. Auf kilometerlange Strecken jeden Tag, mit steilen, steinigen und asphaltierten Wegen. Ebenso auf die unbeeinflussbaren Wetterverhältnisse. Oft auch Regen oder Sonne, Kälte und Hitze, mehr als mir zuträglich scheint. Wird meine körperliche Kraft ausreichen? Vielleicht wird alles, was ich geglaubt und erlebt habe, in Frage gestellt, oder auch von großer Freude erfüllt. Werde ich die richtigen Wege und jeden Abend eine geeignete Unterkunft finden? Begegnen mir Menschen, lerne ich gute Orte kennen, neue Gedanken, Gefühle? Vielleicht werde ich Ereignisse erleben, die mich über das hinaus führen, was ich mir vorgestellt habe.

Ja, es sollte mit all den Anliegen eine Pilgerreise werden, unterwegs mit Gott und der Gottesmutter. In dieser Zeit wollte ich mir auch mein bisheriges Leben noch einmal vor Augen führen, um daraus Schlüsse zu ziehen. Dazu brauche ich den Weg, die Einsamkeit und Begegnung, Gebet und Ziel. Ich hoffte auf eine Zeit der Besinnung und des Gebets, die mich dem Himmel näherbringt und neuen Mut gibt,  im Alltag wieder durchzuhalten. Ebenso wünschte ich mir Tage der Einsamkeit und Tage der Gemeinschaft, die mich lehren mich selbst anzunehmen und die Anderen wie sie sind. Und ich freute mich auf den Kontakt mit der Natur. Deshalb ist die Reise auf dem Weg ein tiefes religiöses Abenteuer.

Und all das durfte ich mit großer Dankbarkeit erreichen und durch die Heilige Pforte der Barmherzigkeit im Petersdom und im Urheiligtum tragen.

Auf dem Weg sei nur du selbst und das ist alles.             

Es zählt nicht deine Rolle in der Gemeinschaft, dein Geld, deine Vergangenheit.

Du bist „allein“, aber „ganz du selbst“, so trittst du mit den anderen in Verbindung, du gibst und erhältst auch.

Es ist eine schöne Erfahrung in einer Welt, in der wir oft wie Gefangene in einer Rolle oder in einem Bild leben.

 

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