Veröffentlicht am 2016-11-06 In Schönstätter

José Antonio Alvaredo: Immer zum Höchsten

SPANIEN, Pilar de Beas •

Am 19. Mai ist José Antonio Alvaredo,  Mitglied des spanischen Familienbundes, verstorben.  Der erste aus dem Familienbund in Spanien, der ins ewige Schönstatt gegangen ist. Aus dem Familienbund kam die Bitte an seine Frau um ein Zeugnis über sein Leben und sein Engagement für Schönstatt. Hier ist es:

161015-alvaredo-02Vor ein paar Jahren hat José Antonio über unsere Ehe geschrieben, wie wir Schönstatt kennenlernten, und wie wir uns von der Gottesmutter herausgefordert erlebt haben zur Mission.

Im Alter von 19 Jahren hat er sich Schönstatt angeschlossen, war dann  sechs Jahre in der Mannesjugend, bis zu unserer Hochzeit. Am Anfang eher widerwillig, klang das Wort „Schönstatt“ doch mehr als seltsam und unaussprechlich, doch nach und nach verliebte er sich in unsere Gottesmutter und das Heiligtum, so sehr, dass wir dort geheiratet haben. Unsere sechs Kinder wurden dort getauft, sie hatten ihre Erste Kommunion, mehrere wurden dort gefirmt, und die Älteste hat auch im Schatten des Heiligtums geheiratet.

Nachdem wir verheiratet waren, nahmen wir an den Ehevorbereitungskursen in Algete (Madrid) teil, wo wir wohnten. Drei Jahre später schlossen wir uns der Familienliga an; dann machten wir die Weihe als Mitarbeiter und wenig später gründeten wir mit einigen anderen Ehepaaren den Familienbund in Spanien.

Aber unsere große Mission, der seine Leidenschaft galt, war EDUVIDA, der Verein, dem er sich mit Leib und Seele bei Ehevorbereitungskursen und Kursen zur Natürlichen Familienplanung widmete, zusammen mit anderen Ehepaaren, Müttern und Leuten aus anderen Gemeinschaften, die alle diese Projekte bereicherten. Sie entstanden je nach der Zeit und offensichtlich nach dem Willen Gottes und der Gottesmutter. Eines davon ist das Projekt Encuentro (Begegnung), das darin besteht, abends durch die Straßen zu gehen, um die Obdachlosen zu begleiten. Seine Tochter Fatima hat davon einige Male auf schoenstatt.org berichtet. Diesem Projekt hat er einen großen Teil seiner Kraft gewidmet – herausgehen auf die Straßen von Madrid, trotz der Kälte, auch als er schon krank war, um Menschen zu begleiten, die allein und verlassen waren. Er hat einen solchen Eindruck hinterlassen, dass einige der Obdachlosen zu seiner Beerdigung kamen, bekleidet mit ihren „besten Sachen“.

Heute ist er leider nicht hier unter uns, denn es hat dem Herrn gefallen, ihn letzten Mai zu sich in den Himmel zu holen.

Er war ein durch und durch „menschlicher“ Mann: Abenteurer, rastlos, unterhaltsam, mit einem enormen Willen, Kraft, froh, authentisch, und voll Leidenschaft für das Leben, seine Frau und seine Kinder. Jemand, der für das kämpfte, woran er glaubte und was er liebte. Er war ein Vater, der „immer da war“, wenn er gebraucht wurde. Er war ein liebender Ehemann und ein guter Freund, der wusste, wie man um Vergebung bittet, wenn immer es wegen seines starken Charakters nötig war. Er war stark und mutig und gleichzeitig bescheiden und schlicht. Manchmal protestierte er, aber hinter jedem Protest, das wussten wir, gab es ein herzliches Ja.

Viele Male in meinem Leben habe ich mich gefragt, wie der letzte Augenblick sein wird: Gottes Ruf. Was werde ich fühlen, wie werde ich reagieren …? Das sind Fragen, ich bin völlig sicher, die viele von uns sich im Lauf des Lebens gestellt haben. José Antonio gab mir die Antwort während der letzten Tage seines Lebens, oder besser gesagt, in den letzten Monaten, als er schon spürte, dass seine Mission auf Erden zu Ende ging.

Er litt seit fünf Jahren an einer schweren Krankheit: Lungenfibrose. Von Anfang an wussten wir um den Ernst der Lage, zumal ihm die Ärzte eine maximale Lebenserwartung von vier Jahren gaben. In solchen Fällen vergeht die Zeit schnell. Am Ende von drei Jahren tat sich eine Hoffnungstür auf: eine Lungentransplantation.

Seine Gesundheit verschlechterte sich langsam, bis zum letzten Dezember, als sie ihm mehr Sauerstoff gaben – erst nachts und kurz darauf alle Tage – seine „Hundeleine“, wie er es nannte.

Von dem Moment an begann José Antonio Gottes Ruf zu spüren, und es ist seltsam, aber er kam in einen Frieden, den nur diejenigen haben, die Gott bald sehen werden. Sein Leben änderte sich in einer solchen Weise, dass er, ein hockativer Mensch, voller Leidenschaft für die Dinge, die er machte, seine Apostolate, seine Studien … nicht aufhörte, dafür zu glühen,  aber von einem „Mir bleibt wenig Zeit“ aus und zugleich dem Bemühen, dass seine Familie, seine Kinder und ich ihn nicht leiden sehen sollten.

Jedes Mal, wenn ihm der Atem ausging oder er einen heftigen Hustenanfall hatte, wollte er nicht, dass wir ihn sehen, und wenn wir versuchten, ihm zu helfen,  wandte er sich sogar von uns ab, damit wir sein Leiden nicht bemerken. Er empfing uns immer mit einem Lächeln auf den Lippen und sagte, es ginge ihm „großartig“.

Er hat sich nie beschwert oder uns Sorgen machen wollen. Er lebte seine Krankheit als „etwas Natürliches“ im Leben selbst.

Anfang Mai öffnete sich eine „Tür für die Transplantation“, und er kam auf eine Warteliste, doch das Spenderorgan kam nicht. Am 11. Mai kam er ins Krankenhaus mit einem Atemwegsinfekt,  von dem er sich nicht mehr erholte. Er gab seine Seele am 19. Mai in die Hände Gottes, nachdem er körperlich einen großen Kalvarienberg durchlitten hat.

Vier Monate sind vergangen, und er hat eine große Leere in unserer Familie und bei unseren Freunden hinterlassen, und das Leid und der Schmerz über seine Abwesenheit werden nur erleichtert durch das Gedenken an ihn und die Sicherheit, dass er bei Gott ist.

Sein Lächeln, seine Leidenschaft für das Leben, seine Willenskraft und sein Ideal werden uns immer bleiben: IMMER HÖHER, BIS ZUM HÖCHSTEN.

So möchten wir weiterleben und im Inneren fühlen, dass er an unserer Seite ist, für uns sorgt und uns tröstet, dass, wenn der Tag kommt, wir uns im Himmel zusammen freuen können. Deswegen sind wir sicher, er lebt in mir und in jedem unserer Kinder, und er zeigt es auf vielfältige Weise jeden Tag.

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Im Jahr 2015 haben José Antonio Alvarado und seine Frau Pilar de Beas die „Drei Fragen zum Schönstatt des zweiten Jahrhunderts“ beantwortet. Es lohnt sich, sie nachzulesen (es ist die Nr. 27) als Erbe für Schönstatt im zweiten Jahrhundert.

Original: Spanisch. Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland

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