Veröffentlicht am 2016-02-07 In Schönstätter

Die kleine Geschichte… von einer uralten Rechnung

Von Maria Fischer •

Eine Rechnung, säuberlich von Hand geschrieben, aus dem Jahr 1939. Eine Mitschrift oder ein Vortragskonzept, in fast verblichener Schrift auf vergilbtem, brüchigem Papier, vergilbt wie die Blätter des Buches, das ich in der Hand halte und das einmal einem Kaplan Conrads aus Aachen gehört hat.

„Organische Aszese“ heißt es, das Standardwerk des jungen Schönstatt, eines der ersten systematischen Bücher über die Pädagogik Schönstatts, das bis in die fünfziger Jahre hinein in keinem Buchregal eines Schönstätters, der Pater Kentenich verstehen und seine Pädagogik umsetzen wollte, fehlte.

Aber in meinem fehlte es. So oft hatten mein verstorbener Vater (in dessen Bücherschrank es natürlich auch stand) und andere Schönstätter seiner Generation davon gesprochen. An irgendeinem Abend habe ich es dann auf Amazon gesucht und gefunden.

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Wer war Kaplan Conrads, der am 27. März 1939 in der Buchhandlung Meyers-Wostry in Aachen die „Organische Aszese“ für 6,50 Reichsmark gekauft hat? Und der mit Bleistift auf vier Seiten festhält, was er über die „natürlichen Anknüpfungspunkte für das Religiöse im Manne und in der Frau“ erfährt und in diesem Buch aufbewahrt, wie die Rechnung? Ein Schönstattpriester? Jemand, der Schönstatt bei den Exerzitien für Priester kennen gelernt hat?

Über 75 Jahre später blättere ich durch ein Buch, das ihm gehört hat. „Schönstätter vernetzen“, so beschreiben wir unsere Aufgabe in schoenstatt.org. Schönstatt, das gibt es nicht. Es gibt nur Schönstätter. Und mit einem von ihnen vernetze ich mich gerade und mit einer Bündnisgeschichte, die vielleicht niemand kennt, von der nur noch sein Buch und zwei vergilbte Zettel erzählen, und die doch Teil unseres Schönstatt ist.

Vielleicht lebe ich von einem Beitrag ins Gnadenkapital, den Kaplan Conrads vor über 75 Jahren geschenkt hat, in dem Jahr, in dem mein Vater Schönstatt kennengelernt hat.

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