Veröffentlicht am 2015-10-22 In Schönstätter

Allen alles werden

Von Rita Schuler, Schweiz •

Vor kurzem durfte ich eine Wallfahrt in einer Gruppe auf den Spuren von Josef Engling mitgehen, mit vorbereiten und miterleben. Ich ging mit gemischten Gefühlen – ist doch diese Kriegswelt mir so fremd, so weit weg, so unvorstellbar…Und dann noch dieses grosse Ideal von Josef Engling; allen Alles werden und Maria ganz zu Eigen sein – in so einer unvorstellbaren, unmöglichen Kriegszeit – das macht sein Leben für mich unnahbar, unwahrscheinlich viel „zu hoch gesteckt“…

Aber ich ging den Weg auf seinen Spuren, an verschiedene Orte und Gedenkstätten. Ich ging den Weg mit dem Ziel, ein wenig von seinem Leben aufzunehmen und zu versuchen, in meinem Leben Spuren zu finden und vielleicht zu entdecken. Ich ging auf diesen Weg auch mit ganz verschiedenen Anliegen, privaten und auch vielen, welche mir mitgegeben wurden. Eines von den mitgegebenen Anliegen sollte tiefe Spuren in meinem Leben hinterlassen, Spuren von Josef Engling und Spuren vom grossen Geheimnis unseres Vaters und Gründers Joseph Kentenich und von diesem Erlebnis möchte ich erzählen:

Ein Anliegen

Kurz vor der Reise bekam ich einen Telefonanruf von der Mutter eines Pflegekindes von uns. Sie erzählte, dass die Oma unseres Pflegekindes an Pfingsten eine Krebsdiagnose bekam und jetzt im Sterben liege. Sie sei noch im Spital, ihr grösster Wunsch sei es aber, zu Hause sein zu dürfen. Sie, die Tochter der Oma, werde nun die Herbstferien zur Omi gehen mit den beiden Kindern und dem Opa und der Schwester helfen zu pflegen. Ich versprach ihr, dieses Anliegen mit zu nehmen und für sie alle und ganz besonders für die Oma zu beten. Es war für mich ein Geschenk, so mittragen zu dürfen und zu wissen, wir gehören auch zu dieser Familie und es ist ihnen wichtig, dass wir mittragen und sie im Gebet einschliessen.

Am Josef – Engling – Feuer habe ich dieses Anliegen ganz besonders ihm übergeben, als Fürsprecher, dass er unseren Vater bitten möge, der Oma grosses Leiden zu ersparen und sie bald zu ihm holen in den ewigen Frieden und die ewige Freude, wenn er es denn so geplant hat…

Allen alles werden

In der Woche nach der Wallfahrt kam dann der Anruf, dass die Oma nun eingeschlafen sei und dass sie daheim sterben durfte. Ich wusste, zu dieser Beisetzung soll mir kein Weg zu weit sein (sie war in Deutschland daheim), und so machte ich mich mit meinem Mann am Beerdigungstag auf den Weg, um Abschied zu nehmen.

Diesen Abschiedsgottesdienst werde ich wohl nie mehr vergessen. Der Dekan, welchen ich schon bei der Taufe der Grosskinder von Oma erlebt habe, hielt eine kleine Ansprache über das Leben der Oma:

Sie sei eine tief gläubige Christin gewesen, marianisch tief geprägt. Habe sie doch Anliegen immer wieder zu der lieben Gottesmutter getragen und ihr anvertraut (ob sie wohl wusste, wie „schönstättisch“ sie gelebt hat?) Sie sei ein herzensguter Mensch gewesen, (welches unsere Familie am eigenen Leib erfahren hat; hat sie uns als Familie doch ganz selbstverständlich in ihre Familie aufgenommen, da wir doch als Pflegeeltern ihres Grosskindes einfach dazugehören). Er habe sie einige Male in den letzten Lebenswochen besuchen dürfen, mit der Heiligen Kommunion und habe dort ihr Leuchten in den Augen gesehen….sie hätte wohl viel weniger Trauer in sich gehabt als die Eigenen und er selber, welche den Weg mit ihr gehen mussten. Sie sei eine treue Gottesdienstbesucherin gewesen und sehr engagiert in der Pfarrei. Und sie hätte sich wohl zum Lebensmotto gemacht: allen Alles werden!

Mir blieb fast das Herz stehen. Hatte ich nicht gerade ihr Leben dem Josef Engling anvertraut, ihm, welcher in den schwersten Verhältnissen seinem Ideal – allen Alles werden und Maria ganz zu Eigen sein – , treu und aufopfernd sein Leben geschenkt hat. Hatte ich nicht vor der Wallfahrt gebeten um Zeichen in meinem Leben, welches ein wenig diesen Josef Engling heute und hier für mich spürbar macht? Wie reich wurde ich eben in dieser Ansprache beschenkt!

Dankbar

Nachdenklich, traurig, aber vor allem dankend ging ich aus dieser Beerdigungsfeier heraus. Ich bin dankbar, dass ich einen solchen Fürsprecher wie Josef Engling haben darf, der mir zuhört, mich ernst nimmt und mir Zeichen schickt. Ich bin dankbar, dass gerade diese Oma in meinem Leben einen besonderen Platz hat, vielleicht heute noch vielmehr als zu Lebzeiten. Von Herzen bitte ich nun jeden Tag um offene Augen zu meinen Mitmenschen – wie reich ist doch das Leben um mich herum! Danken möchte ich auch für unsere liebe Gottesmutter. Sie setzt immer wieder Zeichen im alltäglichen Leben, bei jedem, der sie ins Herz schliesst und im Vertrauen mit ihr den Weg geht – ganz besonders auch bei der Oma. Dankbar bin ich einmal mehr um die unendliche Liebe unseres Gott und Vaters; auch wenn er uns immer wieder Schweres zumutet – er weiss warum – es ist immer zu meinem Wohl – ich muss nur genau hinschauen und hinhören – er will, dass ich mein Leben bewusst lebe mit ihm.

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