Veröffentlicht am 2012-07-08 In Schönstätter

Fünfzig Jahre Priester im Dienst Pater Kentenichs: P. Tilmann Beller

DEUTSCHLAND, fma. „Fünfzig Jahre Priester im Dienst Pater Kentenichs“: Das steht über dem Liedblatt zur heiligen Messe, das Studenten und Postulanten der Schönstatt-Patres in München für den Festgottesdienst am späten Nachmittag dieses 30. Juni zusammengestellt haben und es beschreibt das Wirken dessen, der an diesem Tag sein Goldenes Priesterweihejubiläum feiert, eines Priesters, dem Menschen in Deutschland, Ungarn und Österreich persönliches Wachstum und Aufgaben verdanken, die sie aus sich nie auch nur gedacht, geschweige denn angefangen hätten, und dem Projekte von Akademie für Familien bis zu dieser Internetseite den entscheidenden Anstoß verdanken: Pater Tilmann Beller.

„So etwas Kleines, wie wir es damals da angefangen haben, so etwas aus dem Leben, so klein das auch war, das verändert und das prägt den ganzen Organismus. Und das stört auch das System. Das will sich ja nicht verändern. Das wehrt sich. Das gehört dann dazu. Aber es verändert und prägt alles, wenn man dann doch weitermacht. Da kommt es auch nicht darauf an, wie klein und wie unvollkommen etwas oder jemand ist. “ So ganz nebenbei einem Träger eines Projektes gesagt – und da blitzt es auf, dieses prophetische Charisma des Deutens von Lebensvorgängen auf der großen Ebene Schönstatts.

Viele sind gekommen an diesem heißen Sommernachmittag, um genau das zu erleben und genau so, wie es immer war: im Erzählen und Wahrnehmen von Lebensvorgängen, in staunendem Beobachten und nochmal Beobachten und stillen Vergleichen … bis die Beharrlichen am späten Abend noch mit der deutenden Straffung in Form von 20 Minuten Beller pur im Heiligtum belohnt werden.

Wachsen

Wirken in Deutschland unter der Jugend, Aufbauarbeit in Österreich und Ungarn, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland, Wirken in kleineren Kreisen von München aus: In Ungarn hatte die Schönstattfamilie schon am Wochenende zuvor ihren Pater Beller gefeiert, nach München waren darum vor allem Freunde und Gäste aus Österreich und Deutschland gekommen, die nach dem Empfang im Park beim Heiligtum und dem Kaffeetrinken unter der Regie von Pater Elmar Busse erzählten, was sie von Pater Beller erhalten und wozu er sie gebracht hatte. Die Rhetorik-Lehrer „der Akademie“ hatten ihr Jahrestreffen schon vorsorglich nach München verlegt, „weil die meisten ja doch von Pater Beller zum Priesterweihejubiläum eingeladen werden“. „Als ich gehört habe, dass Pater Beller sein Priesterweihejubiläum feiert, war klar, ich fahre nach München“, so Pater Carlos Cox aus Chile, der zurzeit in Schönstatt ist.

Die meisten von denen, die dann nach vorne kamen, hatte Pater Beller selbst gebeten, etwas zu erzählen und manche von ihnen taten es auch nur deshalb …

Da erzählt der Künstler Michael Fuchs von seinem Anliegen, Gott im Bild zu entdecken und wie er  durch Pater Beller dazu kam, zum Gedenkjahr 1985 ein Bild von Pater Kentenich zu zeichnen; da erzählt Pater Bernhard Schneider vom Wachsen jener Gruppe von Jungen und jungen Männern, die „mehr“ suchten und von Pater Beller auf dem Weg zu ihrer Berufung begleitet wurden und von denen mehrere „Priester werden wollten, wie Pater Beller einer ist.“ Ganz ähnlich die Erfahrungen, die später Frauen erzählen, die zum ersten Kreis der Mädchenjugend in Österreich gehörten.

Josef Wieland (heute mit Rosa Maria Leiter des Familienbundes in Deutschland) erzählt schmunzelnd, dass er Pater Beller seine Kenntnis von Frauen verdankt, und Ehepaare aus dem Kreis „Management und Familie“ vermitteln authentisch, dass ihr Versuch mit dem Familienbund zwar nicht geglückt, ihr Wachsen als Ehepaare und in Leitungsaufgaben in der Wirtschaft unter der Inspiration von Pater Beller aber immer noch weiter wächst …

Die „nachhaltigste Gründung von Pater Beller“

Die vorgegebenen drei Minuten Erzählzeit hält Martin Herzog, Schwager von Pater Beller und ehemaliger Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, nicht ein – das fällt aber kaum auf, so herzerfrischend und originell ist seine Laudatio für das „geistliche Oberhaupt der Familie“ und so herzlich ist die anschließende Gratulation von Nichten und Neffen, Großnichten und Großneffen. Ganz Mensch, ganz Teil einer Familie.

Familie: Die „nachhaltigste Gründung von Pater Beller“, so die Überzeugung der Ehepaare Fellhofer, Sickinger und Mitter, die nacheinander ihre Herausgabe stemmten, ist die FAB, ist die Zeitschrift „Familie als Berufung“, die Schönstatt und seine Familienpädagogik in weiteste Kreise tragen sollte. Und trägt – mit einer Auflage von 14.000 erreicht sie Monat für Monat eine hinreichende Zahl von Familien, um Familienkultur in Österreich zu prägen. Und darüber hinaus. Und sie schenken Pater Beller mehrere Seiten der neuesten FAB mit den Zeugnissen von Familien, die einfach erzählen, was Pater Beller ihnen gegeben hat.

In der gleichen Linie geht die Gründung der Akademie für Familienpädagogik, die vom Anfang in Wien her inzwischen in Deutschland, in der Schweiz, in Litauen, Ungarn, Kroatien und Spanien entstanden ist. „Es ging und es geht um die Weitergabe des Know-How, das in der Schönstatt-Familienbewegung entstanden ist“, so Eva und Erich Berger. Heute kommen viele Ehepaare, die führend in der Familienbewegung Schönstatts wirken, aus der Akademie … Und klassisch das, was einer der Rhetoriklehrer erzählt: „In einer Diskussion sagte ein Ehepaar: Der Pater Kentenich hat gesagt … ach nein, der Pater Beller hat gesagt …, nein, doch, der Pater Kentenich, oder ach, ist ja auch egal, ist doch das Gleiche.“

Nicht nur glückliche Kunden, sondern engagierte Mitarbeiter

In der von den Studenten und Postulanten der Schönstatt-Patres musikalisch gestalteten Fest- und Dankmesse ist Pater Elmar Busse der Festprediger. Er vergleicht Pater Beller mit Steve Jobs. Der habe kompetente und engagierte Nutzer eingeladen, selbst mitzugestalten an Apps – habe nicht nur (wie andere, die ihr Wissen streng geheim halten und auf Kundenbetreuung setzen) glückliche Kunden, sondern engagierte Mitarbeiter gewonnen. Mit „Dialog statt Betreuung“ zeichne jene wissenschaftliche Arbeit im Fach Journalismus, die Pater Beller auf dem Gewissen hat und ohne die es diesen Artikel auch nicht gäbe, einen wesentlichen Grundzug der Kommunikation im Stile Kentenichs. Und im Stile Tilmann Bellers …

Nach dem festlichen Abendessen geht das Gespräch in kleinen Gruppen und Kreisen weiter … geht lange weiter.

Die ganz große Nähe zu Maria

Um zehn Uhr soll es im Heiligtum noch zwei Lieder und den Segen geben. Von Ferne hört man das herannahende Gewitter. Einige drängen etwas näher zum Heiligtum.

Und dann spricht Pater Beller. Und nach ein paar Sätzen drängen alle ins Heiligtum und das nicht wegen des Gewitters. Es gehe heute um persönliche Zuwendung, um eine Welt, wo der eine sich dem anderen zuwendet und sagt: Ich mag dich – nicht als Pädagogik oder Strategie, sondern als ein Strom, ein göttlicher Strom. Wir haben heute einen weitestgehenden Verlust an anthropologisch solider Substanz. Da hinge entscheidend alles an der einen konkreten Frau, die in diese Welt hineingehe und sage: Da bin ich die Königin. Da reiche das Pädagogische und Psychologische nicht mehr, sondern nur noch, sich ganz nah an die Gottesmutter zu halten. Die Nähe zur Gottesmutter bedeute nicht (nur), den Rosenkranz zu beten und zu fasten, sondern dass wir lieben und mit ihr zusammen die Fühlung mit den Menschen zu suchen: mit ihr lieben, was und wen und wie sie liebt … und rechnen mit einer göttlichen Kraft, die uns befähigt, zu lieben. Das sei nicht nur ein übernatürlicher Mechanismus, sondern ein Strom, der von uns zu einem Menschen herübergeht und ihn aufbaut. „Die große Nähe zur Gottesmutter – die bringt es. Wir gehen einer Zeit der Wunder entgegen. Es muss etwas geschehen von Gott her. Da ist ein gigantisches Wunder globalen Ausmaßes nötig. Wir glauben an Wunder. Glauben Sie an ein Wunder … Bitten wir Pater Kentenich, über uns das Kreuz zu machen (- der kann das, der ist einer der Mächtigen -) und zu bitten, dass die Gottesmutter den großen Wurf mit uns und unserem Schönstatt noch einmal macht.“

Eine Dankmesse am Sonntagmorgen – die Predigt hält P. Bernhard Schneider – lässt die Erlebnisse noch einmal aufklingen. Und der Abschied zieht sich hinaus. Manche spüren Entzugserscheinungen.

Anmerkung der Redaktion: eine Abschrift der Ansprache (Wiedergabe es gesprochenen Wortes)  ist auf Wunsch erhältlich: info@schoenstatt.org

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