Veröffentlicht am 2010-09-15 In Schönstätter

Seligsprechung von Kaplan Gerhard Hirschfelder

Kaplan Georg Hirschfeldermkf. Zenit war schneller. Als die internationale katholische Nachrichtenagentur am 13./14. September in mehreren Sprachen von der bevorstehenden Seligsprechung von Kaplan Gerhard Hirschfelder, der im KZ Dachau den Märtyrertod erlitten hat, berichtete, erreichten die folgenden Anfragen aus Presse und Rundfunk ein weithin überraschtes Schönstatt. Ein neuer Seliger aus der Schönstatt-Bewegung? In der Tat. Gerhard Hirschfelder, Häftling Nr. 28 972, gehörte zur ersten Schönstattgruppe im Lager Dachau, zu der Gruppe, zu der auch Karl Leisner und P. Richard Henkes (Pallottiner) gehörten.

 

Am 19. September um 15 Uhr wird der aus der schlesischen Grafschaft Glatz stammende Kaplan Gerhard Hirschfelder (1907-1942) im St.-Paulus-Dom in Münster selig gesprochen.

Plakat zur SeligsprechungMons. Hermann Gebert aus dem Institut der Schönstatt-Diözesanpriester hat in jahrelanger akribischer Kleinarbeit kurze Biographien von Priestern zusammengestellt, die im KZ Dachau mit Schönstatt in Berührung waren, dort das Liebesbündnis geschlossen haben oder auf dem Weg dazu waren. Insgesamt 60 solcher Zeugnisse haben sich so angesammelt. Zeugnisse von Priestern, deren Leben aus dem Liebesbündnis nicht vergessen werden darf; Priester, deren Leben und Sterben mit dazu beigetragen hat, dass das Liebesbündnis fruchtbar und weltgestaltend wirkt.

Mitglied der ersten Schönstattgruppe in Dachau

Mons. Gebert schreibt: Zur ersten Schönstattgruppe im Lager gehörte laut Pater Fischer der in Glatz geborene Gerhard Hirschfelder (geb. 17. 02. 1907). Er war Kaplan in Habelschwerdt, Erzdiözese Prag. Er wurde in Habel­schwerdt verhaftet am 01. 08. 1941 und kam am 27. 12. 1941 als Häftling Nr. 28 972 in das KZ Dachau. Dort ist er am 01. 08. 1942 gestorben. (Siehe E. Weiler, S. 298, und Dokumentation von Josef Fischer I 164 und III 235 b).

1989 erschien eine Biographie von 44 Seiten mit dem Titel: Kaplan Gerhard Hirschfelder, ein Märtyrer aus der Grafschaft Glatz + am 1. August 1942 im KZ Dachau“, herausgegeben von Großdechant Franz Jung, Kanonischer Visitator für Priester und Gläubige aus der Grafschaft Glatz, im Selbstverlag des Herausgebers.

Daraus sind nachfolgende Daten entnommen:Gerhard Hirschfelder wurde am 17. Februar 1907 als Sohn der Maria Hirschfelder in Glatz / Grafschaft Glatz in Schlesien geboren. Er besuchte in Glatz das humanistische Gymnasium und legte dort 1926 die Reifeprüfung ab. Als nichtehelich Geborener war sein Weg zur Priesterweihe nicht ohne Schwierigkeiten (besondere Genehmigung zum Theologiestudium und Dispens für die höheren Weihen, die verspätet kam, sodass er nicht zusammen mit seinen Kurskollegen geweiht wurde). Am 31. Januar 1932 wurde er im Hohen Dom zu Breslau von Kardinal Bertram zum Priester geweiht. Von 1932 bis 1939 war er Kaplan in Grenzeck (Tscherbeney) und von 1939 bis 1. August 1941 Kaplan (Oberkaplan) in Habel­schwerdt und Diözesanjugendseelsorger.

Im Visier der Gestapo

Die Gestapo begann sehr bald seine erfolgreiche Jugendarbeit zu überwachen. Am 1. August 1941 wurde er während einer Jugendglaubensstunde durch die Gestapo aus Glatz verhaftet und abgeholt. Mehr als vier Monate war er im Gefängnis in Glatz. Dort schrieb er u. a. sehr beeindruckende „Kreuzweg-Gebete“, die von einem Getreuen unmittelbar nach seinem Tod in einhundert Exemplaren gedruckt und in Umlauf gebracht wurden. Mitte Dezember kam er auf Transport nach Dachau. Den Heiligen Abend musste er in einem Wiener Gefängnis verbringen. Er sprach zu einigen Mitgefangenen über das Weihnachtsgeheimnis. Nach seiner Einlieferung ins KZ kam er zuerst in den Zugangsblock (lt. Briefabsender vom 24. 1. 42: Block 9 Stube 3). In der erwähnten Biographie sind ziemlich unzuverlässige Angaben über den weiteren Aufenthalt: Im Block der Polenpriester Nr. 30 zuerst, dann in Block 26/3. Im Sommer 1942 war er auf der riesigen Plantage eingesetzt. Was über die Arbeit im Juli 1942 bei den Johannisbeersträuchern berichtet wird, erinnert an ähnliche Erfahrungen von Kaplan Dresbach ( s. Gebert, Kaplan Dresbach, S. 72/73).

„Er lernte die Dreimal Wunderbare Mutter kennen und lieben“

Ein Mithäftling, Pater Engelbert Rehling OMI berichtet: „Herr Kaplan Hirschfelder wohnte mit mir zusammen auf Block 26/3. Er machte auf seine Umgebung einen überaus bescheidenen, fast scheuen Eindruck, übte eine edle Zurückhaltung und war gleichzeitig bereit, jeden Liebesdienst zu erweisen. Ein bisschen näher lernte ich ihn über Pater Fischer kennen, der mit Hirschfelder in Verbindung getreten war und sich mit ihm über die Schönstattbewegung unterhielt. Hirschfelder bekam Interesse für diese Gemeinschaft und lernte die ‚Dreimal Wunderbare Mutter‘ kennen und lieben.“ S. 25)

Zwei Tage nach seiner Krankmeldung (heftige Lungenentzündung) kam er ins Revier (24. 7. 42). Er verstarb am 1. August 1942, gerade 35 Jahre alt.

Seligsprechung in Münster

Die Seligsprechung erfolgt in Münster, wo die Apostolische Visitatur für die Priester und Gläubigen der Grafschaft Glatz ihren Sitz hat. Es ist die Seligsprechung, die im Dom zu Münster stattfindet. Das Bistum rechnet mit 4.000 Gästen aus dem In- und Ausland. Der Gottesdienst wird daher auch in die benachbarten Kirchen Überwasser und Lamberti übertragen. Bereits am Vorabend der Seligsprechung ist ein Gottesdienst in der Überwasserkirche mit anschließender Lichterprozession zum Dom und stiller Betstunde geplant.

Bereits Ende März hatte Papst Benedikt XVI. das Dekret über das „Martyrium des Dieners Gottes Gerhard Hirschfelder“ offiziell promulgiert. Das Verfahren wurde im September 1998 mit einem Gottesdienst im Dom zu Münster eröffnet. In der Folge wurden zwei Dutzend Zeugen befragt, theologische und historische Gutachten erstellt, 500 Seiten Dokumente gingen aus Münster in den Vatikan. Im April 2002 wurde in Münster die abschließende „Positio“ mit allen Unterlagen übergeben. Zudem waren mehr als 10.000 Unterschriften von Deutschen, Polen und Tschechen für die Seligsprechung Hirschfelders gesammelt worden. Angesichts dieser Zahl sagte der Glatzer Großdechant Prälat Franz Jung, der künftige Selige könne „zum Brückenbauer eines geeinten Europas werden“.

Im polnischen Czermna (Tscherbeney) in Niederschlesien, wo Hirschfelder als Kaplan wirkte und wo seine Asche beigesetzt ist, soll es am 10. Oktober eine Nachfeier zur Seligsprechung geben.

Information: http://www.kaplanhirschfelder.de/

Information auf der „kirchensite“ des Bistums Münster

Das Domradio Köln überträgt die Seligsprechungsfeier ab 15 Uhr über UKW und Kabel und im Internet-TV. Nähere Angaben siehe unter www.domradio.de

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