Veröffentlicht am 2010-06-30 In Schönstätter

Der lächelnde Beichtvater ist heimgekehrt

P. Johannes Weikamp +P. Peter Nöthen/mkf. Viele kennen ihn und sind ihm in dankbarer Erinnerung verbunden: als Beichtvater. „Unser lächelnder Beichtvater“ nannte ihn spontan ein Ehepaar, als die Nachricht die Runde machte. Am Sonntag, dem 27. Juni 2010, starb Pater Johannes Andreas Weikamp … Die Totenmesse für ihn wird gefeiert am Samstag, dem 3. Juli, um 10.30 Uhr in der Pilgerkirche in Vallendar-Schönstatt, dem Ort, an dem in seinen letzten Lebensjahren als Beichtvater unzähligen Menschen etwas von der barmherzigen Liebe Gottes, der sich jedem Menschen lächelnd zuwendet, vermittelt hat.

 

 


P. Johannes Weikamp +Pater Weikamp erzählte im Kreise seiner Mitbrüder häufig aus seinem Leben. Gern ergriff er Daten der Erinnerung, um sich selbst in froher Runde feiern zu lassen. Das tat er nicht aus Eitelkeit, sondern aus der arglosen Freude über ein geglückt geschenktes Leben, das ihm von lieben Menschen, in letzter Instanz aber von einer wohlwollenden göttlichen Vorsehung gefügt worden ist. Seine Dankbarkeit brach lächelnd aus ihm heraus.

Behütete Kindheit

Der äußere Rahmen seines aktiven Lebens spielte sich klar gegliedert und zielstrebig in vier Abschnitten ab. Als er am 29.11.1926 in Bocholt als Sohn seines Vaters Bernhard und seiner Mutter Josefine zur Welt kam und tags darauf in der dortigen Kirche Liebfrauen getauft wurde, war in der Familie eine Taufe schon ein vielmals erlebtes Ereignis. Die Mutter hatte vor Johannes bereits 10 Kindern das Leben geschenkt, jedoch überlebten in den letzten Jahren des Ersten Weltkrieges und kurz danach drei ihrer Kinder das Säuglingsalter nicht. Mit seiner um zwei Jahre älteren Schwester Maria und dem um 10 Jahre älteren Bruder Willi wuchs er als verwöhnter kleiner Junge auf; es fehlte ihm nichts an Liebe, auch nicht in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, während dessen er seine Schulzeit bis zum Abitur (März 1945) im Gymnasium in Bocholt fortsetzen und abschließen konnte. Selbst in dieser ansonsten belastenden Zeit wurde ihm ein weithin unbelasteter Grundstock für sein späteres Wirken geschenkt. Ein Ruf zum Militär erreichte ihn vor Abschluß des Weltkrieges nicht mehr.

Berufung

Noch im Jahre 1945, als die Berufsfrage anstand, machte ihn der Schönstattpriester Heinrich Struth auf Schönstatt und die Pallottiner aufmerksam. Anlässlich einer abenteuerlichen Fahrt nach Schönstatt begegnete er dort Pater Alex Menningen. Noch viele Jahrzehnte später konnte Pater Weikamp belustigt davon erzählen, wie Pater Menningen von der irrtümlichen Information ausging, Johannes wolle sich zum Noviziat der Pallottiner anmelden, woran der Kandidat noch nie gedacht hatte. Doch stimmte Johannes sofort dem Plan zu, so dass ihn am Beginn des zweiten Abschnittes seines Lebens (1947-1948) der Weg ins Noviziat der Pallottiner nach Olpe führte.

Es schlossen sich die Jahre des Studiums auf der Hochschule der Pallottiner in Schönstatt an. Johannes sog die Lehrinhalte in sich auf, vor allem aber auch die marianische Spiritualität Schönstatts. Er registrierte es wach als Gnadengeschenk, an einen Gnadenort der Gottesmutter geführt worden zu sein. Voller Heiterkeit erzählte er auch gern eine Begegnung mit dem Gründer Pater Kentenich, der sich bei ihm nach dem Fortgang des Studiums erkundigte. Auf die Bemerkung von Johannes, er werde in Kürze zum Priester geweiht, zeigte Pater Kentenich eine unverhohlene Verwunderung über die Jugendlichkeit des Priesterkandidaten und scherzte mit ihm über diesen Vorgang. Voller Hintersinn konnte Pater Weikamp immer wieder die Erfahrungen seines Lebens zusammenfassen: „Ich war immer jung, und mein Leben war immer zielstrebig gefügt, ich brauchte nur im Nachhinein Ja sagen, wie die Gottesmutter in der Verkündigungsstunde.“ Der Gemeinschaft der Pallottiner, der er sein Studium verdankte, blieb er zeitlebens in Dankbarkeit und herzlicher Freundschaft verbunden. Selbst in seinen letzten Jahren und trotz mancher gesundheitlicher Probleme versäumte er es nie, von Schönstatt aus nach Limburg zu fahren, wenn dort ein Mitbruder zu Grabe getragen werden mußte.

Südafrika

Am 27.7.1952 erhielt Pater Johannes durch Bischof Bernhard Stein von Trier in Schönstatt die Priesterweihe. Schon im Mai 1953 reiste er in die Mission nach Südafrika aus. Die englische Sprache lernte er leicht, und vor allem kam ihm sein Heimatdialekt vom Niederrhein zugute, so dass er in Kürze Afrikaans beherrschte. So ausgerüstet durfte er von 1955 bis 1970 in Hot Springs die erste Phase seiner fruchtbaren Priesterjahre gestalten. Bis zu seinem heutigen Tode ließ er keine sich bietende Gelegenheit aus, alle neueren Erfahrungen mit denen jener 15 Jahre zu vergleichen und entsprechende Schlüsse zu ziehen. Er kümmerte sich in breitestem Interesse vor allem um zwei sehr unterschiedliche Menschengruppen. Den schwarzen Afrikanern war er mit Herzlichkeit und Wärme zugetan als klassischer Missionar, der sich zusammen mit den Pallottinerbrüdern der Landwirtschaft und als Priester allen menschlichen Problemen (als Standesbeamter auch den vielen Ehefragen) gleicherweise zuwandte.

Seine besondere Liebe und Sorge galt vereint mit der Marienschwester Lätitia der Gruppe einheimischer Schwestern, die von Bischof Bruno Hippel SAC gegründet worden war und den Weg zu einem Anschluß an die Schönstätter Marienschwestern suchte. Als 1965 die Neugründung der Schönstattpatres möglich geworden war, wußte er sich sofort zu ihr berufen. In einem Gespräch in Schönstatt versprach er jedoch Pater Kentenich, in den bisherigen Lebensumständen auszuharren, bis der Gründer Schönstatts anlässlich einer geplanten Afrikareise die Fragen um die dortigen einheimischen Schwestern gelöst habe. Sowohl die unerwartete Beendigung des Experimentes mit einheimischen Schwestern durch den neuernannten Nachfolger-Bischof Manfred Gottschalk SAC, wie auch der Tod von Pater Kentenich 1968 brachten einen tiefen Einschnitt in den Lebenslauf von Pater Weikamp. Er hielt seinen Auftrag in Südafrika für beendet (zwei der einheimischen Schwestern traten in die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern ein) und kehrte nach Deutschland zurück; er schloss sich der neuen Gemeinschaft der Schönstattpatres an.

Beichtvater in Schönstatt

Den vierten und zeitlich längsten Abschnitt seines Lebens verbrachte Pater Weikamp im Kreise der Schönstattpatres am Ursprungsort Schönstatt. Er widmete sich über 30 Jahre lang der Wallfahrt, und in ihrem Rahmen fast ausschließlich der Beichtseelsorge. Jahrelang sah man ihn mit dem Fahrrad durch Schönstatt fahren, nach allen Seiten lächelnd winken, wenn er zum Beichtstuhl oder vom Beichtstuhl unterwegs war, immer im Umkreis des Schönstätter Urheiligtums, das er wohl täglich besuchte. Erst als ihn mit fast 80 Jahren seine Kräfte verließen, mußte er aus seiner beratenden und verzeihenden Tätigkeit im Auftrage des Herrn ausscheiden; im Rest seines irdischen Lebens führte er noch sein Briefapostolat weiter und trug im Sionsheiligtum der Gottesmutter die Bitten der Menschen vor.

In den letzten Jahren seines Lebens hatte er vermehrt mit körperlichen und z.T. auch geistigen Beschwernissen zu tun. Er wunderte sich und verstand es selber nicht, warum vieles nicht besser lief. Erst allmählich musste er begreifen, dass man ihm ärztlicherseits nur begrenzt zur Verbesserung seiner Situation verhelfen konnte. Er wurde immer hilfsbedürftiger, so dass Mitte Dezember eine Verlegung in die stationäre Pflege notwendig wurde. Gott sei Dank wurde eine Einrichtung hier am Ort Schönstatt gefunden, was ihm diesen Übergang leichter machte. Allen, die ihm auf dieser letzten Wegstrecke beigestanden haben, sei herzlich gedankt!

Am Samstag, dem 26.6., musste wegen vermehrter Atemnot ein Notarzt gerufen werden, der ihn auf die Intensivstation des Bundeswehr-Zentralkrankenhauses in Koblenz einwies. Dort stellte man eine lebensbedrohliche Darmlähmung fest – vermutlich als Folge seiner Parkinson-Erkrankung. Eine Not-Operation wurde nötig, der sein geschwächter Gesamtzustand nicht mehr gewachsen war. Er verstarb während dieser Operation.

Möge der himmlische Vater Pater Johannes Weikamp lächelnd empfangen und ihn, der sich so kindlich und gerne feiern lassen konnte, an den himmlischen Freuden teilnehmen lassen.

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