Chile

Veröffentlicht am 2023-04-14 In Leben im Bündnis, Schönstätter

„Ich wünsche mir eine einfachere und offenere Bewegung“

CHILE, Susy Jacob (Zeitschrift Vínculo) •

Mit nur 41 Jahren und 7 Jahren seit der Priesterweihe hat Pater Gonzalo Illanes gerade mit Begeisterung und Freude die Aufgabe übernommen, das Leben der Schönstatt-Bewegung in Chile zu führen. Zuvor war er als Vikar in der Gemeinde San Cayetano de La Legua, als Berater der Mannesjugend in Temuco, als Berater der Familienbewegung in Valdivia und als nationaler Berater der Mannesjugend Chiles tätig.

Gonzalo Illanes

P. Gonzalo Illanes

Er gibt zu, dass er von seiner Ernennung überrascht war, da er sie nicht erwartet oder kommen sehen hatte. Selbst als er auf die Möglichkeit angesprochen wurde, war er sehr überrascht, denn er hatte weder damit gerechnet, noch war ihm klar, woraus die Aufgabe bestand. „Aber nachdem ich mehr darüber gelernt, darüber nachgedacht und vor allem darüber gebetet hatte, kam ich zu der Überzeugung, dass Gott und die Gottesmutter hinter dieser Möglichkeit stehen müssen. Und wenn das so ist, dachte ich, dann stelle ich mich gerne in den Dienst, mit dem, was ich habe und was ich nicht habe.“

Wie haben Sie die offizielle Ernennung erhalten?

– Als das Landespräsidium die Ernennung bestätigte, nahm ich die Nachricht mit großer Demut auf. Ich war mir meiner Grenzen und meiner Unerfahrenheit sehr bewusst, aber in der Überzeugung, dass Gott und die Gottesmutter mich auf meinem Weg leiten würden. Außerdem war mir immer klar, dass mein Ja zum Priestertum von dem Wunsch geprägt war, mich in den Dienst der anderen zu stellen. Und als mir klar wurde, dass der Herr mich bittet, hier zu dienen, wuchsen die Freude und die Begeisterung, bei dieser Mission zu helfen, immer mehr.

Was reizt Sie an dieser Aufgabe?

– Ich glaube, was mich am meisten motiviert, ist die Möglichkeit, die verschiedenen Realitäten der Schönstatt-Bewegung in Chile zu teilen und kennen zu lernen. Eines der schönsten Dinge am Priestertum ist es, ein privilegierter Zeuge von Gottes Weg durch das Leben der Menschen zu sein, und ich habe den Eindruck, dass mich das in diesem Dienst, in dem ich so unterschiedliche Gemeinschaften im ganzen Land begleite, sehr stark berühren wird. Ich bin sehr gespannt darauf, zu hören, was den Familien das Leben schenkt, von ihren Initiativen und Projekten zu erfahren und auch, wie sie mit den Herausforderungen umgehen, vor denen sie stehen. Ich denke, es wird ein Geschenk sein, all den Reichtum aufzusaugen, den wir in der Bewegung haben und den man normalerweise nicht kennenlernt.

Welche Realitäten haben Sie bei Ihren bisherigen Aufgaben als Berater einer Gliederung geprägt?

– In den letzten Jahren habe ich mich vor allem auf die Arbeit mit der Jugend konzentriert, besonders mit der Mannesjugend in Temuco und Valdivia, aber auch mit der Jugend im Allgemeinen. Es mag vielleicht etwas offensichtlich klingen, aber ich würde sagen, dass das, was mich am meisten geprägt hat, die Freundschaft ist, die sie dir anvertrauen. Diese wunderbare und tiefe Verbundenheit, die die Gottesmutter mir mit so vielen dieser Jugendlichen geschenkt hat, hat mich sehr geprägt. Ich habe die schönen Momente des Abschieds, die ich vor ein paar Wochen in Temuco hatte, noch ganz frisch in Erinnerung. Da merkt man mit etwas mehr Abstand, wie tief die Freundschaft ist, die Gott mit den Menschen schenkt. Und mit so vielen Menschen… Schönstatt ist eine Familie, hört man oft, und das stimmt auch. Man nimmt viele Menschen in sein Herz auf, und es ist schön zu sehen, wie die Gottesmutter auch einen Platz für einen in ihrem Herzen schafft.

Es gibt auch andere Dinge, die mir in Erinnerung bleiben, die mich zum Nachdenken und zur Dankbarkeit gebracht haben. Zum Beispiel bin ich jeden Tag mehr von Pater Kentenichs Worten überzeugt, wenn er sagt, dass das, was am meisten menschlich ist, genau das ist, was am meisten göttlich ist, und umgekehrt. Gott und die menschliche Natur konkurrieren nicht miteinander, sondern der Herr erhebt sie und zählt auf sie. Und das habe ich bei den Menschen, mit denen ich am Heiligtum zusammen war, sehr deutlich gesehen. Ich habe viele junge Menschen getroffen, die in ihrer Normalität großartig sind: tiefgründig, fröhlich, unterhaltsam, gute Freunde, Träumer, religiös, nah. Mit ihren Stürzen, Kreuzen und Ungereimtheiten, aber durchdrungen von der Liebe zu Gott und der Gottesmutter. Ich glaube, dass dieses wunderbare Gleichgewicht zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen aus dem Bündnis entspringt, aus dem göttlich-menschlichen Herzen, das die Gottesmutter uns schenkt.

Mich hat auch der Durst nach Gott beeindruckt, den ich bei den jungen Menschen gesehen habe, die Sehnsucht nach dem Transzendenten, die die Welt so oft mit Lärm, Ablenkungen und Bildschirmen zu übertönen versucht. Es gibt ein großes Bedürfnis nach Stille, nach Sinn und nach Geheimnissen. Deshalb glaube ich, dass Musik in Schönstatt und besonders in der Schönstatt-Jugend so wichtig ist, weil unsere Lieder normalerweise zur Innerlichkeit führen, um die Zartheit wahrzunehmen, mit der Gott in unseren Herzen wohnt, weil sie eine Gotteserfahrung vermitteln – eine Begegnung mit jemandem – mehr als ein selbstbezogener Diskurs voller Worte.

Kurz und gut. Es gibt viele Dinge, die mich geprägt haben, aber das sind einige der Dinge, die mir jetzt durchs Herz gehen.

Gonzalo Illanes

P. Gonzalo Illanes

Was ist das Besondere an der Realität, die wir als Schönstattfamilie in Chile heute erleben?

– Ich glaube, dass wir uns in einer Zeit großer Hoffnung befinden, voller Sehnsucht, die im Keim erstickt wurde, und voller Sehnsucht, unsere Fahnen wieder mit Kraft zu erheben. Wir haben viele Krisen durchgemacht, die uns auf die eine oder andere Weise betroffen haben: die kirchliche Krise wegen der Missbrauchsfälle, der soziale Aufstand, alles, was die Pandemie bedeutete, und in unserer eigenen Bewegung die Infragestellung der Figur des Gründers. Und obwohl diese Krisen und Prozesse noch lange nicht abgeschlossen sind, glaube ich, dass die Familie im Allgemeinen wahrnimmt, dass wir in eine ruhigere Zeit eintreten, die es uns erlaubt, unsere Köpfe zu erheben. Ich glaube, dass die Familie darauf brennt, aufzustehen, hinauszugehen und etwas aufzubauen. Sie will einen Beitrag zu dieser herausfordernden gesellschaftlichen Realität leisten, in der wir leben.

Was sollte heute die dringendste Aufgabe für unsere Familie sein?

– Eine Herausforderung, die sich ganz im Sinne der Zeichen der Zeit anhört, ist die Herausforderung, ein Liebesbündnis zu leben, das sich seiner horizontalen Dimension sehr bewusst ist. Es ist wahr, wir sind Verbündete der Gottesmutter, sie mit mir und ich mit ihr. Aber gleichzeitig schreien Zeit und Gesellschaft danach, dass wir auch im Bündnis mit der Schöpfung und unseren Brüdern und Schwestern leben. Nicht als wäre es ein anderer Bund, sondern als ein wesentlicher Teil desselben Liebesbündnisses mit Maria. Weil wir Kinder Gottes sind, sind wir auch Brüder und Schwestern in derselben Liebe, nicht wahr?

Im Jahr 2014, als Schönstatt sein 100-jähriges Bestehen feierte, fragten sich die verschiedenen Gemeinschaften und Pilger auf der ganzen Welt, was wir feiern wollen. Und überraschenderweise herrschte große Einigkeit: das Liebesbündnis! Natürlich sind wir jetzt, fast 10 Jahre später, nicht mehr überrascht, aber ich erinnere mich, dass damals viele kommentierten, es sei nicht selbstverständlich, so schnell eine solche Klarheit zu finden. Nun, ich denke, die Herausforderung, das Bündnis zu leben, ist auch heute noch sehr präsent und macht uns vor allem seine horizontale Dimension bewusst. Das ist einer der Aspekte, die der Pfingstkongress, der letztes Jahr in Schönstatt stattfand, sehr stark betont hat.

Eine weitere Aufgabe, die mir für unsere Familie dringlich erscheint, ist die Synode zur Synodalität, dieser Prozess, zu dem uns Papst Franziskus aufgerufen hat, in einem dreijährigen Prozess mit seinen diözesanen, kontinentalen und weltweiten Etappen zu leben. Wir können nicht außen vor bleiben! Ich habe den Eindruck, dass nicht nur die Schönstatt-Bewegung, sondern auch die gesamte chilenische Kirche Schwierigkeiten hatte und hat, sich darauf einzulassen. Es ist ein wahrer Lebensstrom der Weltkirche und es scheint, dass wir nicht einmal davon wissen. Wir haben noch Zeit… Es stimmt, dass der diözesane Prozess, an dem wir uns alle mit unseren Meinungen und Antworten beteiligen konnten – oder zumindest die Möglichkeit dazu hatten – nun hinter uns liegt. Aber ich habe den Eindruck, dass wir noch Zeit haben, und wie können wir einen wichtigen Beitrag zu diesem Prozess leisten? Nun, es liegt an uns, kreativ zu sein und nach Wegen zu suchen, die für uns aus unserer eigenen Spiritualität heraus Sinn machen.

Was erhoffen Sie sich von dieser Mission?

– Ich würde mir eine einfachere Bewegung wünschen, weniger kompliziert mit ihren vielen Strukturen und offener dafür, das Leben zu begleiten und willkommen zu heißen, wie es kommt. Ich würde gerne sehen, dass unsere Bildstöcke und Heiligtümer immer mehr zu einladenden Orten für Pilger werden, dass sie weiterhin zu einem missionarischen Schlüssel werden, wie der Papst es von uns verlangt hat.

Ich freue mich auch auf die Zusammenarbeit mit dem Gefühl, im ganzen Land eine Familie zu sein, zu wissen, dass wir im Bündnis und in der Mission vereint sind. Die digitalen Medien bieten uns eine großartige Möglichkeit, einander näher zu kommen, und ich glaube, dass wir diese Realität noch mehr nutzen können.

Und vielleicht ist es einer meiner größten Wünsche, dass die Bewegung überall weiter wächst, besonders in den bedürftigsten Bereichen, in denen wir bisher vielleicht weniger präsent waren. Es gibt so viele wunderbare Initiativen und Bemühungen, die die Welt des Bündnisses bereits den einfachsten Menschen näher bringen. Ich weiß, dass viele Schwestern, Priester und Laien unserer Familie in aller Stille und Einfachheit Schönstatt in diese existenziellen Randgebiete gebracht haben, die dem Papst so am Herzen liegen. Ich glaube, dass wir darin noch viel zu wachsen haben, und ich würde gerne bei dieser schönen Herausforderung helfen.

Gibt es etwas, das Sie an dieser neuen Aufgabe ängstigt?

– Die Tatsache, dass ich keinen festen Kontakt zu einer bestimmten Gemeinschaft habe, hat mich manchmal denken lassen, dass all die schönen Verbindungen, die das Apostolat bietet, in dieser Phase vielleicht nicht so präsent sind. Es macht mir auch ein wenig Angst, dass es viele Treffen und Sitzungen auf einer eher administrativen oder organisatorischen Ebene und mit weniger lebendigem Kontakt gibt. Aber gut, diese Befürchtungen sind vielleicht ein wenig unbegründet und sicher wird Gott mich, wie so oft, mit seiner Nähe und Neuartigkeit auf eine Weise überraschen, die ich mir nicht einmal vorstellen kann.

Welche Gaben und Talente werden Sie uns besonders schenken?

– Das erste ist mein Engagement und meine Lust, etwas zu tun. Schönstatt hat mein Leben – und das von uns allen – so schön gemacht, dass ich mich überall dort, wo der Herr mich zum Dienst berufen hat, mit aller Kraft dafür einsetze, dass andere diesem großen Geheimnis begegnen können. Das ist es, wozu ich mich von nun an verpflichte: „das Trikot durchzuschwitzen“, wie man im Fußballjargon sagt. Ich schätze auch die Rolle der digitalen Medien bei der Evangelisierung sehr und hoffe, dass ich in diesem Bereich, in dem sich schon viel getan hat, meinen Beitrag leisten kann.

Gonzalo Illanes

Mit dem Redaktionsteam von Vínculo

Quelle: Zeitschrift Vinculo März 2023. Mit Genehmigung.

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

Schlagworte: , , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert