Cristo

Veröffentlicht am 2023-03-06 In Leben im Bündnis

Was hätte Conchita getan?

SPANIEN, Luis Enrique Zamarro •

Führung im Bund wird durch den Dienst verkörpert. Wenn sie (wir) ein Elitekorps sind, dann im täglichen Kampf um Heiligkeit und in der großzügigen Hingabe an andere. —

Vor etwa drei Monaten wechselte ich an einen neuen Arbeitsort. Zwischen dem Parkplatz und dem Büro gibt es eine Kirche, die morgens (mindestens) um halb acht geöffnet ist. Seitdem gehe ich jeden Morgen dorthin und habe das Laudes-Gebet wieder aufgenommen, das ich immer sehr genossen habe; es ist eine wunderbare Art, den Tag mit den Psalmen zu beginnen und Gott zu loben.

Auf dem Weg nach draußen, gleich neben der Tür, steht eine lebensgroße Schnitzerei des gekreuzigten Christus. Die Füße, die von einem Nagel durchbohrt sind, befinden sich in einer Höhe, die es erlaubt, sie zu küssen oder zu berühren. Zuerst habe ich ihn gar nicht bemerkt. Nach und nach nahm ich Blickkontakt mit dem Bild auf und betrachtete es flüchtig. Schließlich bleibe ich einen Moment stehen und berühre die Füße (Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner). Dann gehe ich hinaus auf die Straße, um mich dem Tag zu stellen.

Auf dem Bürgersteig vor der Kirche treffe ich gewöhnlich einen Mann, der um Hilfe bittet. Er ist relativ klein, schmalschultrig, bärtig und sieht etwas über vierzig aus. Zu dieser Jahreszeit trägt er einen Hut von unbestimmter Farbe und einen tiefroten Mantel, dem man deutlich ansieht, dass er schon lange nicht mehr gewaschen wurde. Ich habe nie Bargeld bei mir, niemals. Also gehe ich gewöhnlich mit einiger Eile an diesem Mann vorbei, winke flüchtig, mit einer Geste der Entschuldigung dafür, dass ich ihm nicht helfen kann; fast ohne ihm in die Augen zu sehen. Wenn ich ihm nicht das Geld geben konnte, das er ganz offensichtlich brauchte, dann wusste ich auch nicht, was ich sonst noch hätte tun können.

Aber man kann nicht die Füße von Christus berühren und dann weglaufen

Letzten Donnerstag ging ich wie jeden Tag wieder in die Kirche, betete erneut die Laudes und ging beim Verlassen der Kirche wie jeden Tag zurück, um die Füße des gekreuzigten Christus zu berühren. An der Kirchentür wurde ich von diesem Mann empfangen. Es gab kein Entkommen. Ich sagte ihm guten Morgen und stammelte eine Entschuldigung, dass ich ihm kein Geld geben konnte. Ganz gegen meine Gewohnheit kam ich ins Gespräch und sagte ihm, wie kalt es doch sei. Er antwortete, dass es sehr kalt sei und fragte mich sofort, ob ich ihm einen heißen Kaffee kaufen könne.

Ein paar Dutzend Meter weiter gibt es ein Café, das Kaffee zum Mitnehmen anbietet. Wir gingen zu Fuß dorthin; es öffnet um acht Uhr morgens und wir kamen ein paar Minuten zu früh. Das Gespräch kam ganz natürlich zustande. Es erzählte mir, dass er vier Kinder habe, aus Rumänien kommt, dass er in einem Haus in sehr schlechten Verhältnissen lebt und dass er hier keine Arbeit hat, weil er keine Papiere hat. Er würde bald nach Italien gehen, um als Kartoffelbauer zu arbeiten. Das Gespräch wurde unterbrochen, als der Laden öffnete. Ich kaufte die Kaffees und verabschiedete mich.

Auf dem Weg ins Büro kam mir wie eine Eingebung des Heiligen Geistes ein spontaner Gedanke in den Sinn:

  • Was hätte Conchita wohl getan?
  • Sie hätte ihn nach seinem Namen gefragt.

Ja, Conchita hätte ihn nach seinem Namen gefragt, nach dem Namen seiner Kinder, und wenn sie sich von ihm verabschiedet hätte, hätte sie ihm gesagt, dass sie für ihn beten würde, dass es ihm in Italien gut gehen würde und er Geld für ein besseres Leben verdienen könnte. Ja, genau das hätte Conchita getan….

mendigo

Auf die Stimme Gottes im anderen, im Bruder oder in der Schwester hören

Wenn uns jemand fragt, was die charakteristischsten Merkmale des Bundes sind, sprechen wir von dem Gemeinschaftsgeist und der Führungsaufgabe seiner Mitglieder.

Die Gemeinschaft, die im Bund die Form der freien Gemeinschaft und der offiziellen Gemeinschaft annimmt (Gegenstand jener schöpferischen Spannung, die uns so sehr eigen ist), ist der Ort, an dem wir gebildet und erzogen werden.

Der Kurs, die freie Gemeinschaft, ermöglicht es uns, unsere Persönlichkeit freier zu entfalten und uns den anderen im Geiste der Brüderlichkeit zu öffnen. Die offizielle Gemeinschaft wäre der Ort für die Arbeit, aber auch für die Begegnung zwischen den Generationen und den Lebenserfahrungen.

Meine offizielle Gruppe ist ein Segen Gottes. Sie hat es mir ermöglicht, brillante und engagierte Menschen zu entdecken. Ihre Talente erleuchten mich, verbessern mich, inspirieren mich. Und was ich an ihnen am wenigsten leiden kann, konfrontiert mich mit meiner eigenen Persönlichkeit, mit dem, was ich in ihnen von mir selbst sehe, mit dem, was ich verbessern und korrigieren muss. Sie erziehen mich in dem Maße, in dem ich mich von ihnen geliebt fühle, in dieser Liebe der Selbsthingabe (agape).

Denn Führung im Bund wird durch Dienen verkörpert. Wenn sie (wir) ein Elitekorps sind, dann im täglichen Kampf um Heiligkeit und im großzügigen Geben an andere. Sie sind führend an den Fronten, an denen sie zu kämpfen haben: im Bildungswesen, in den Gefängnissen, bei den Bedürftigen, zu Füßen der Kranken, bei der Humanisierung der Wissenschaft und buchstäblich auf dem Schlachtfeld des Lebens.

Sie sind für mich bei so vielen Gelegenheiten eine Transparenz Gottes. Die Erfahrung des praktischen Vorsehungsglaubens zu leben bedeutet, sich zu öffnen, um die Stimme Gottes im anderen, im Bruder und der Schwester, zu hören.

Wenn sich also jemand fragt, warum ich dachte: Was hätte Conchita getan, und nicht: Was hätte Christus getan, ist die Antwort einfach: Für mich ist es dasselbe…


Veröffentlicht gleichzeitig auf federacionfamilias.schoenstatt.es

Original: schoenstatt.org. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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