Vater Sohn Begegnung Männerwerkstatt

Veröffentlicht am 2023-03-10 In Leben im Bündnis

Vater und Sohn – Erfahrungen der Begegnung

DEUTSCHLAND, Pedro M. Dillinger •

Jeden ersten Sonntagabend im Monat treffen wir uns zur Männerwerkstatt. So auch im März 2023 zum dritten und letzten Teil der Online-Trilogie zum Buch des amerikanischen Franziskaners Richard Rohr: „Der wilde Mann. Geistliche Reden zur Männerbefreiung”, das im Jahr 2000 auf Deutsch erschienen ist. —

Mit der Frage nach der Begegnung von Vater und Sohn in unserem Leben konfrontierte uns der Autor an diesem Abend.

Ohne Einleitung stand diese Frage im Raum. Stille, Nachdenklichkeit, Überraschung …

  • „Das ist etwas, worüber ich noch nicht nachgedacht habe. Der Vater in mir und seine Begegnung mit dem Sohn in mir – darüber muss ich erst nachdenken“.

Unsere Begegnungen mit dem Vater haben uns dann geholfen, miteinander ins Gespräch zu kommen.

  • Er gab Vertrauen, Verlässlichkeit …
  • Sein väterlicher Segen hat mich ermutigt, positiv nach vorne zu schauen.
  • In den verschiedenen Phasen meines Lebens hatte ich das Glück, die unterschiedlichsten Erfahrungen mit meinem Vater machen zu dürfen: Nähe, Ermutigung, Entfremdung, Enttäuschung… Gegen Ende seines Lebens durfte ich ihm noch einmal neu begegnen. Jetzt, nach seinem Tod, freue ich mich auf unsere Begegnung im Himmel … dort werden wir viel Zeit zum Reden haben.
  • Grenzerfahrungen als Vater … Ungeduld, Veränderungswünsche, Enttäuschungen über andere … In der Begegnung mit meinem geistlichen Vater wurde mir eine Sinnerfahrung geschenkt. Der eine Satz genügte: „Gott geht immer auf dich zu“ – ER schenkte mir Klarheit und Gelassenheit, Geduld mit mir selbst und mit anderen.
  • Nicht durch große Worte, sondern einfach, weil er da war, erlebte ich seine Güte und Großzügigkeit, sein Vertrauen.

Der Einstieg war gefunden. Der intensive Austausch führte uns zur zweiten Frage: In der Beziehung, wo Vater und Sohn sich gegenseitig annehmen, entsteht …?

  • Ich kann Verantwortung übernehmen, weil du mir vertraust, du gibst mir Kraft. Ich bekomme Dankbarkeit als Geschenk zurück.
  • Meine Krankheit macht mir sehr zu schaffen. In den Gesprächen mit meinen erwachsenen Kindern kam es zu einem „Rollentausch“. Sie waren mir bei der Einsicht behilflich, dass ich auf Grund meiner Behinderung nicht mehr Auto fahren sollte. Das Annehmen ihres Rates war für mich nicht einfach. Auf diese Weise wurde ich zum Kind und sie wurden für mich zum Vater und zur Mutter.
  • Als Sohn wurde ich zum Vater, als mein Vater hilfs- und pflegebedürftig wurde. Als ich ihm beim Duschen helfen konnte, als ich ihm im Gespräch mit Nachsicht und Einfühlungsvermögen begegnete, als ich ihn zärtlich umarmte, wurde er mir zum Sohn. Voller Dankbarkeit wuchs ich in meine neue Rolle als Vater ihm gegenüber hinein‘.

Wir ließen Richard Rohr gegen Ende unseres Austausches über unsere „Erfahrungen von Vater-Sohn-Begegnungen“ zu Wort kommen.

„In der Beziehung, in der beide Seiten einander annehmen, gibt es einen Überschuss an Kraft, eine Ausstrahlung, die wir „Heiligen Geist“ nennen.

Wenn wir das wissen, dann können wir Risiken eingehen, dann können wir auch mit Gott kämpfen, streiten und ringen. Wenn das klar ist, dann können wir Fehler machen, eigensinnig sein, andere Wege gehen und auch scheitern. Das ist der Kern jener „männlichen Spiritualität“, die ich immer wieder zu beschreiben versuche.

Sie erlaubt uns, Risiken einzugehen. Gott sagt uns mit Jesus: „Geh mit mir den Weg der solidarischen Liebe – aber habe auch den Mut, mit mir zu scheitern.“ Nur ein Sohn kann es sich leisten zu scheitern. Ein Sklave kann das nicht. Der Sohn weiß, dass am Anfang die Einheit (von Vater und Sohn) steht und dass diese Einheit unauflöslich ist.

Aus dieser Erfahrung der Einheit können wir große Väter werden, die dem Leben vertrauen“.

Männerwerkstatt

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