Madonna am Waldrand

Veröffentlicht am 2022-12-27 In Leben im Bündnis

Die Madonna am Waldrand

DEUTSCHLAND, Renate Siebenkäs / Maria Fischer • 

Als ich im kommunikationswissenschaftlichen Studium Storytelling und Oral History kennenlernte und dann erstaunt entdeckte, wie Pater Kentenichs Kommunikationskonzept auf dem Erzählen realer Geschichten aufgebaut ist, musste ich an die „Geschichte vom krummen Apfelbaum“ und die „Geschichte vom kleinen Beinchen“ denken, mit denen mein Großvater uns Kindern die Welt, die Geschehnisse und sogar so schwierige Wirklichkeiten wie körperliche Behinderungen erzählend vermittelt hat, spannend, persönlich, berührend. —

Für guten Journalismus braucht es nicht unbedingt Ereignisse oder Interviews. In allem steckt eine Geschichte. Es muss sie nur einer erzählen und im Erzählen immer neu entdecken. Wie die Geschichte der Madonna am Waldrand, die vor einigen Jahren schon einmal in einem Artikel auf schoenstatt.org eine Rolle spielte. Am ersten Weihnachtstag spazierte die Madonna am Waldrand in ein Gespräch mit Renate Siebenkäs über die Wirkungen ihres Artikels über den heiligen Josef… und hier ist sie, die Geschichte, die so nur Renate Siebenkäs erzählen kann.

Madonna am Waldrand

„Hier stand einmal eine Muttergottes“ 

Madonna am WaldrandAls Schönstattpriester Andreas Hornung unseren Seelsorgebereich übernahm und ich das Amt der Kirchenpflegerin, war es meinem Vorvorgänger ein großes Anliegen, uns beiden den „Pfarrwald“ zu zeigen. Er ist lediglich ein Hektar groß, war aber Voraussetzung, dass sich 1427 ein Pfarrer in Stöckach niederlassen würde.

Zu dritt schritten wir die Grenzen ab, die uns Willi Singer zeigte. Willi Singer war ca. 40 Jahre Kirchenpfleger. Unter seiner Zeit wurde sehr viel aufgebaut.

An einer Stelle am Waldesrand Richtung Igensdorf sagte er so nebenbei: „Hier stand einmal eine Muttergottes!“ (Eventuell wurde diese Muttergottes gestohlen?) und schritt weiter, ohne mehr darüber zu erzählen.

Dieser Satz arbeitete in mir. Was einmal stand, kann ja wieder neu erstehen.

Inzwischen war ich über unseren Schönstattpriester für die Schönstattmuttergottes (Pilgernde Gottesmutter) entflammt.

Mein Mann und ich suchten in unserem Urlaub im Bayerischen Wald nach Vorbildern, wie das MTA-Bild, das Pfr. Hornung mittlerweile in Schönstatt gekauft hatte, am besten als Bildstock zu gestalten wäre. Es traten Zweifel auf, ob so ein Bild nicht sehr schnell von der Witterung kaputt gehen würde.

In touch with Maria

Madonna am WaldrandKurzerhand versuchte ich, unserem Diözesanarchitekten Stefan Bergmann – der für unsere Liegenschaften zuständig war – diese neue Aufgabe schmackhaft zu machen. Er „biss“ an und gestaltete anhand des MTA-Bildes diesen Bildstock in Zusammenarbeit mit unserem Metallkünstler (er wohnt keine 100 m Luftlinie von mir entfernt) Stefan Vogel. Alle Entwicklungsprozesse konnten so ganz nah verfolgt werden.

Lange suchte Stefan Bergmann einen Namen für diese Stele, bis er sich für: „IN TOUCH WITH MARIA“ entschied.

Den Standort des Bildstocks hat Herr Bergmann ganz bewusst ausgewählt.

Wir gingen den Waldweg – etwa 100 Meter – entlang, wieder zurück und bei der Baum-Dreiergruppe

blieb der Architekt stehen. Das wäre der richtige Standort.

Die Baumgruppe erinnere ihn an die Kreuzigungsszene mit Jesus. Er wollte den Bildstock direkt in diese Baumgruppe integrieren. Aber Herr Schuster von der beauftragten Baufirma sagte damals, dass er dort keine Chance hätte, ein Fundament mit 80 cm Tiefe zu setzen. Deshalb auch näher am Waldweg, zum Anfassen nahe für die Wanderer. In touch. Zum Anfassen. Berührbar.

„Macht euch keine Sorgen…“

Madonna am WaldrandFür den Sockel wurde die Baufirma Schuster von Igensdorf beauftragt. Bei der Besprechung vor Ort hatte ich keine Chance, dem Chef zu signalisieren, doch bitte möglichst günstig den Sockel zu erstellen.

Eines samstags klingelte mein Handy. Herr Schuster (ein evangelischer Christ): „Der Sockel ist fertig. Er kostet nix!“ Ich war sprachlos.

Herr Schuster ist inzwischen ganz plötzlich verstorben und ich bitte die Muttergottes, ihm einen besonderen Platz im Himmel ausgewählt zu haben.

Übrigens: das konnte niemand ahnen. Das war das letzte Werk des Diözesanarchitekten für unsere Pfarrei, bevor er sich einen neuen Arbeitgeber zuwandte. Das Werk entstand ganz im Stillen – und wurde gänzlich über Spenden finanziert. Die Einweihung fand am 27.06.2015 statt.

Die Schneekönigin 

Und nun ist sie da. Und spaziert in Gespräche hinein und in Artikel auf schoenstatt.org und inspiriert zu Gedanken und zu Gebeten und Wünschen. Etwa, wenn der Schnee einmal so fällt, dass Maria zur Schneekönigin wird.

Dieses Foto der „Schneekönigin“ betrachte ich gerne. Sie gibt den Blick frei für vielerlei Deutung.

In dieser Darstellung des MTA-Bildes kommt die zentrale Stellung der mütterlich zärtlichen Hände, nahe an ihrem himmlischen Herzen, einmalig zur Geltung.

Maria fordert mich geradezu auf, mein ganzes Ich mit meiner Freude und Begeisterung, meinen Schwächen und Fehler, meine ganzen Nöte und Enttäuschungen, Verzweiflung bei IHR abzuladen.

All mein Schrott landet über ihren Sohn hinter IHR.

Sie deckt alles mit ihrem Gnadenmeer zu. Schneeflocke für Schneeflocke verzaubern den ganzen Ballast in hell strahlendem Weiß. Die goldenen Blätter schenken mir Mut, Vertrauen und Kraft, meinen Weg an der Hand der Mutter mit großer Freude, Zuversicht, Genugtuung, neuen Impulsen zu gehen.

Der Wegweiser am linken Baum zeigt mir, wie´s weiter gehen kann. Der rechte Baum trägt ganz offensichtlich tapfer seine große Verletzung….

Zu gerne verweile ich an diesem Kraft- und Gnadenort am Waldrand bei ihr.

In touch with Maria.

Meine Wünsche
Möge jede Schneeflocke,
die Platz bei Dir und Deinem Sohn gefunden hat,
einstimmen in den großen weihnachtlichen Lobgesang der Engel,
wie damals in Bethlehem.

Möge jede Schneeflocke,
die auf Deinem schützenden Dach Platz gefunden hat,
Gottes ewige Liebe, Güte, Herrlichkeit und Barmherzigkeit preisen.

Möge jede Schneeflocke,
die auf dem Jesuskind Platz gefunden hat,
dem Erlöser der Welt ein ewiges Danklied singen.

Möge jede Schneeflocke
mein Herz öffnen,
damit ich wie Du
Menschen Liebe, Hilfe und Geborgenheit schenken kann.

Madonna am Waldrand

Treffen der Pilgerkreise am Bildstock

 

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