Mahnmal Dachau

Veröffentlicht am 2022-11-08 In Leben im Bündnis

Gedenken an den KZ-Häftling P. Albert Eise SAC

DEUTSCHLAND, Sr. M. Elinor Grimm •

Nachdem am 3. September, dem Todestag von Pater Albert Eise, eine Veranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Dachau starken Zuspruch gefunden hatte, fand am Samstag, 5. November, auf Anfrage weiterer Interessenten nochmals ein Angebot statt. Fünfzehn Personen verschiedenen Alters und verschiedener Nationalität – darunter eine Reihe Schönstätter – fanden sich trotz Nieselregen und kühlem Wetter zum thematischen Rundgang durch das Lager ein. —

Albert Eise

Albert Eise

Sie interessierten sich für diesen Gedenkort, die KZ-Gedenkstätte – für einige war es die erste Führung -, manche hat das Thema „Geistliche im KZ“ angezogen, alle hatten Interesse für den Priester, der wegen seines Einsatzes für die Schönstatt-Bewegung und seines offenen Bekenntnisses gegen Hitler 1941 ins KZ Dachau eingeliefert worden war, ausgerechnet im Umkreis seines Namenstages.

Beim Rundgang an verschiedene Stationen in der KZ-Gedenkstätte kamen die Anwesenden der Persönlichkeit Albert Eises näher.

Albert Eise

Am Mahnmal. Foto: Kiess

Einsatz für Schönstatt bis zum Letzten

Schon als Jugendlicher hatte Albert Eise für Schönstatt Feuer gefangen. Er gehörte zur Gründergeneration der jungen Bewegung, motivierte die jungen Schönstätter in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges, gerade jetzt als Werkzeug der Gottesmutter zu arbeiten, und war ab 1931 als Pallottiner für die Arbeit in der Schönstattbewegung freigestellt. Pater Kentenich hatte ihn mit dem Aufbau einer Familienbewegung innerhalb Schönstatts beauftragt. Zugleich arbeitete er als Volksmissionar und in der Studentinnenbewegung Schönstatts. Bei einer Tagung für Studentinnen, zur Tarnung nach Koblenz verlegt, wurde er bespitzelt und während eines Vortrags von der Gestapo verhaftet. Nach Wochen im Gefängnis in Koblenz kam die Überstellung nach Dachau. Aber auch im KZ Dachau war er weiter für Schönstatt tätig, obwohl Seelsorge verboten war. Vom Mithäftling Pater Fischer übernahm er eine Priestergruppe, die sich für die Schönstatt-Spiritualität interessierte.

Zeuge und Mitarbeiter der Gründung

Beim Block 14 wurde an ein Datum erinnert, das sicher Höhepunkt für ihn war, der 16. Juli 1942. Er durfte Zeuge der Gründungen sein, die Pater Kentenich im Geheimen im KZ mit zwei Häftlingen vornahm: das Institut der Familien und der Marienbrüder. Albert Eise hatte für die Gründungsfeier getarnt hinter Strohsäcken ein Altärchen auf seinem weißen Taschentuch errichtet. Ein MTA-Bild und Kerzen fehlten nicht. Das Allerheiligste war in einem kleinen Gefäß dabei. Die Texte hatte er zusammengestellt. Das Samenkorn, unter widrigen Umständen im KZ ausgestreut, ging nicht unter. Heute sind beide Gemeinschaften international verbreitet.

Albert Eises Kräfte ließen aber immer mehr nach. In wenigen Wochen hatte er 20 kg abgenommen. Beeindruckend sind seine Briefe an die Angehörigen. Sie zeugen davon, wie er immer mehr in die Vollendung reifen durfte. Ähnlich Josef Engling bot er sein Leben und die Leiden als Häftling an für das Wachsen der Schönstatt-Bewegung. Der Himmel nahm ihn ernst. Er erkrankte an Hungerruhr. Nach Wochen des Leidens unter den schlimmen Verhältnissen im Krankenrevier, ist er am 3. September 1942 ganz erbärmlich gestorben. Dem Marienbruder Dr. Edi Pesendorfer ist es zu verdanken, dass er wenigstens noch in eine bessere Krankenstube verlegt wurde. Pesendorfer war als Häftling Oberpfleger in der chirurgischen Abteilung und hatte großen Einfluss. So konnte er auch vermitteln, dass Pater Fischer, der ebenfalls im Krankenrevier war, sich aber schon auf dem Weg der Genesung befand, Pater Eise heimlich die Krankensalbung spenden konnte.

Ein Zeugnis, das heute aktuell ist

Die Echos Einzelner beim Rundgang zeigten: Das Vorbild Albert Eises ist auch heute aktuell. Er kann uns zum christlichen Zeugnis in der heutigen Zeit inspirieren. Die Worte auf der Mauer des Mahnmals, vor dem sich die Gruppe versammelte, unterstreichen es:

Möge das Vorbild derer, die hier von 1933 bis 1945 wegen ihres Kampfes gegen die Nationalsozialisten ihr Leben ließen, die Lebenden vereinen zur Verteidigung des Friedens und der Freiheit und in Ehrfurcht vor der Würde des Menschen.“

Der Hoffnung Raum geben

Den Abschluss des Nachmittags bildete eine heilige Messe in der Kirche des Karmelklosters. Entsprechend dem Messformular „Mutter der Hoffnung“ stellte der Zelebrant P. Helmut Müller, München, in seiner Predigt dar, wie Maria, die so viel durchgetragen und gelitten hat, auch uns Hoffnung schenken kann, besonders angesichts des vielen Leids und der Kriege in der Welt. Auch heute kann Wandlung geschehen, wie damals in Kana. Wenn wir unser „Wasser“ – unsre kleinen Beiträge – schenken, kann Jesus „Wein“ daraus machen. Er betonte, wie wichtig und wertvoll das menschliche Miteinander sei: Ein gutes Wort, ein freundlicher, mitfühlender Blick. Jedes Gespräch hinterlasse Spuren. Damals war es Überlebenshilfe für Häftlinge. Er wies auch auf die Lagermadonna hin, eine schlichte Marienfigur, die heute ihren Platz in der Karmelkirche hat. Wieviel Trost und Hoffnung mögen Häftlinge auch durch diese Marienfigur erfahren haben. 1943 wurde sie vom Sudetenland heimlich ins Lager transportiert.

Hoffnungsvoll ist auch die Zusage von P. Eise:

Wenn ich nicht mehr lebe und in der Ewigkeit bin, und Sie große Schwierigkeiten haben, wenn Sie nicht wissen, wie Sie entscheiden sollen, dann rufen Sie mich an, ich helfe Ihnen.“

Urheiligtum mit Gräbern

Urheiligtum mit dem Grab von P. Albert Eise | Foto: Fischer


Wer sich mehr für Albert Eise interessiert: Am 16. und 20. November gibt es zu seinem Leben ein Online-Angebot.

Lebensbild P. Albert Eise – „ein Herold Mariens“ (Eugen Schmidt)
Mittwoch, 16.11. 20.00 Uhr, Sonntag, 20.11., 16 Uhr:
Gestaltet von Sr. M. Elinor Grimm, Referentin KZ-Gedenkstätte Dachau, und Team

Link für den Zoom-Zugang: https://us06web.zoom.us/j/84145308337?pwd=UjhRc0dVKzdDWUlHMUNoUDZaZ1Y5dz09

Schlagworte: , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert