Tuparenda

Veröffentlicht am 2022-10-25 In Leben im Bündnis

Heute müssen die Laien an vorderster Front stehen, sie müssen für das Christentum kämpfen

PARAGUAY, Roberto González / Maria Fischer •

Eine Vielzahl von Gläubigen nahm am 18. Oktober an der vom ersten Kardinal Paraguays, Erzbischof Adalberto Martínez Flores, geleiteten Messe im Heiligtum von Tuparenda bei Kilometer 35,5 in der Gemeinde Ypacaraí teil.

Die dritte der vier Messen, die an diesem Tag in Tuparenda gefeiert wurden, stand unter der Leitung des Erzbischofs von Asunción, Kardinal Alberto Martínez. Wir bringen hier in deutscher Übersetzung den vollständigen Text der Predigt.

Botschaft, Tupãrenda: „Was er euch sagt, das tut“

Schwestern und Brüder in Christus:

Jedes Marienfest erfüllt uns mit tiefer Freude, Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe. Und das ist eine sehr gute Sache, denn Christus nachzufolgen bedeutet auch Freude und Frieden, selbst in der größten Bedrängnis.

Im Leben der Kirche konnte der Heilige Geist im Laufe der Jahrhunderte Männer und Frauen dazu inspirieren, eine Familie zu gründen oder zu schaffen, die ein Charisma annimmt und so durch eine bestimmte Spiritualität zum Aufbau des Reiches Gottes inmitten seines Volkes beiträgt.

Alle Charismen sind ein Geschenk Gottes an die Kirche, denn sie helfen den Getauften, einen evangelischen Wert anzunehmen und zu leben, der zu ihrer Heiligung beiträgt, und missionarische Jünger des Herrn zu sein, um viele zu heiligen.

Die Rolle der Laien

Pater Kentenichs geistlicher Entwurf hat die Rolle der Laien in der Kirche wiederbelebt und hervorgehoben. In der Tat sagte er: Die totale Mobilisierung der Hölle (des Bösen, das in der Gesellschaft voranschreitet) verlangt, dass wir uns bewusstwerden, dass jeder von uns präsent sein muss, dass jeder ein Apostel und Soldat Christi sein muss. Heute müssen die Laien an der vordersten Front stehen, sie müssen für das Christentum kämpfen.

Für eine Laienspiritualität ist es daher wichtig, alles zu integrieren, was zur Laiensphäre gehört: die Welt, die Arbeit, die Familie, die Gesellschaft. All das soll den Laien helfen, auf dem Weg zur Heiligkeit zu wachsen.

Das Johannesevangelium, das wir heute verkünden, stellt Maria in den Mittelpunkt der Geschichte als Vermittlerin der materiellen und geistlichen Bedürfnisse des Gottesvolkes, der Kirche.

Der Kontext ist der eines Hochzeitsfestes, das das Sakrament der Ehe und die Gründung einer Familie betont. Jesus nahm an dieser Hochzeit teil und zeigte durch seine Anwesenheit, wie ehrenvoll die Ehe in den Augen Gottes ist. Wir sehen auch, wie wichtig es ist, Jesus in unsere Ehe einzuladen, vor allem wenn wir wollen, dass sie gut endet und die glückliche Erfahrung wird, für die Gott diesen Segen für Mann und Frau gegeben hat. Jeder Ehepartner muss sein Leben dem Herrn übergeben und die feste Entscheidung treffen, ein Zuhause zu bilden, in dem Christus den wichtigsten Platz einnimmt.

Begleitung auch von verwundeten Familien

Wir kennen die wichtige apostolische Arbeit der Schönstatt-Bewegung im Bereich der Familie und in der Begleitung von Ehepaaren.

Kein Familienereignis bewegt die Menschen so sehr wie eine Hochzeit. Ganze Familien kommen zusammen, um eine neue Familie zu gründen. Die Freude ist in jedem Zeitalter und jedem Volk, in jeder Kultur groß.

Das soziale und religiöse Ritual der Hochzeit ist auch heute noch sehr wichtig für Einzelpersonen und Familien. Es kommt jedoch immer häufiger vor, dass der Bund der Liebe, den Braut und Bräutigam einander versprechen, zerbrechlich ist und bricht. Die Zahl der Trennungen und Scheidungen, von denen so viele Paare betroffen sind, die mit großen Hoffnungen ihr Eheleben begonnen hatten, macht uns Sorgen.

Und angesichts dieser Realität erlangt die Spiritualität und das apostolische Wirken der Schönstätter große Relevanz und Bedeutung. Sie begleiten nicht nur Paare und Familien, die es verstanden haben, ihre Ehe treu zu führen und Zeugnis von der Liebe zu geben, die ein Spiegelbild der trinitarischen Liebe ist, sondern sie widmen sich auch der Begleitung und Stärkung des Glaubens und der Zugehörigkeit zur Kirche von verwundeten, von zerbrochenen Familien.

Das Ideal ist die Vollkommenheit und Treue zu Gottes Plan und Willen, dass diese heilige Vereinigung im Sakrament die Verpflichtung der Liebe übernimmt, bis der Tod die Eheleute scheidet. Doch „auch wenn sie stets die Vollkommenheit vor Augen stellt und zu einer immer volleren Antwort auf Gott einlädt, muss die Kirche ihre schwächsten Kinder, die unter verletzter und verlorener Liebe leiden, aufmerksam und fürsorglich begleiten und ihnen Vertrauen und Hoffnung geben wie das Licht eines Leuchtturms im Hafen oder das einer Fackel, die unter die Menschen gebracht wird, um jene zu erleuchten, die die Richtung verloren haben oder sich in einem Sturm befinden. Vergessen wir nicht, dass die Aufgabe der Kirche oftmals der eines Feldlazaretts gleicht“ (Amoris Laetitia, 291), wiederholt Papst Franziskus oft.

Verbunden mit Maria, Laien im Dienst der Nation Gottes

Wir kennen und schätzen auch die apostolische Arbeit Schönstatts bei der Ausbildung von Laienführungskräften, die ihren Glauben in den verschiedenen Bereichen und angesichts der vielen Herausforderungen der Gesellschaft leben und bezeugen.

Das für das Jahr 2022 vorgeschlagene Motto übernimmt die von den Bischöfen Paraguays festgelegte pastorale Priorität, das Jahr der Laien: Verbunden mit Maria, Laien im Dienst der Nation Gottes.

Das Liebesbündnis mit Maria ist ein sicherer Weg, um zu Jesus Christus zu gelangen, denn die Mutter lehrt uns, dass wir fügsame Werkzeuge von Gottes Willen sein müssen: „Tu, was er dir sagt“. Das ist der Schlüssel zu unserem Glauben und unserer Rettung.

In der Tat sagt Jesus: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten gewirkt? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Gesetzlosen!“ (Mt 7,21-23).

Gottes Willen zu tun, bedeutet, seine Gebote zu halten. Es gibt zwei große Gebote, die das Gesetz und die Propheten zusammenfassen: Die Liebe zu Gott und die Liebe zu deinem Nächsten wie zu dir selbst.

„Ich war krank und du hast mich besucht“

Am Abend des Lebens werden wir nach der Liebe beurteilt, sagt der heilige Johannes vom Kreuz. Der Herr sagt uns, dass wir dazu berufen werden, den Platz einzunehmen, der den Gerechten vorbehalten ist, wenn wir in der Lage waren, unseren Nächsten in seiner Not zu sehen und ihm zu helfen. Zu den Bedürftigen zählt er auch die Kranken (vgl. Mt. 25,34-40).

Heute feiern wir das Fest des heiligen Lukas, des Evangelisten und Verfassers der Apostelgeschichte, der der Überlieferung nach ein Arzt war. Wir nehmen dieses Fest zum Anlass, für unsere Kranken zu beten und die Fürsprache des Heiligen Lukas zu erbitten.

Die Kirche hat sich im Laufe der Geschichte schon immer um die Kranken gekümmert, indem sie Krankenhäuser, Pflegezentren und Suchtentzugszentren gegründet hat, um diejenigen zu rehabilitieren, die den Drogen zum Opfer gefallen sind. Die Präsenz der Kirche in den Krankenhauszentren, durch die Gesundheitspastoral, durch den selbstlosen Einsatz so vieler Priester und Diakone, Ordensmänner und -frauen und vieler Laien ist ein konkretes Zeugnis der Liebe Jesu, der unter uns weilte und weiterhin gegenwärtig ist, immer Gutes tut und Körper und Geist heilt und pflegt. „Die Kranken sind die Augen und das Herz Gottes“, sagt der heilige Kamillus.

„Ich war krank und ihr habt mich besucht“, bedeutet nicht nur, dass wir unseren kranken Nachbarn begleiten und ihm ein wenig Zeit an seinem Krankenbett schenken. Das ist wichtig und eine Geste der Barmherzigkeit und Nächstenliebe.

Nächstenliebe und Solidarität mit den Kranken müssen über ein paar sporadische Akte der Großzügigkeit hinausgehen. Sie impliziert und bedeutet auch eine neue Mentalität, die in Begriffen der Gemeinschaft und der Priorität des Lebens denkt, was sich in öffentlichen Maßnahmen für das Gemeinwohl im Bereich der Gesundheit niederschlägt. Dies erfordert einen entschiedenen Vorstoß für eine tiefgreifende Reform des Gesundheitssystems, um den allgemeinen Zugang zu Gesundheit in Paraguay als grundlegendes Menschenrecht zu gewährleisten.

Lasst uns für unsere Kranken beten und uns um sie kümmern, aber lasst uns auch die Verpflichtung nicht vergessen, für das Gemeinwohl zu arbeiten, damit alle rechtzeitig und qualitativ hochwertig in den Gesundheitszentren im gesamten Staatsgebiet versorgt werden.

Korruption, öffentlich und privat, beschädigt Vertrauen und vergeudet Ressourcen

Die öffentliche und private Korruption beschädigt weiterhin unser Vertrauen und vergeudet Ressourcen, die für die Verbesserung der Lebensbedingungen unserer Menschen, insbesondere der schwachen Bevölkerungsgruppen, gedacht sind. Wir brauchen und fordern weiterhin das Gemeinwohl: Gesundheit, Bildung, Ernährung, die Würde allen Lebens, Arbeit und ein faires Einkommen, Wohnraum, hochwertige öffentliche Dienstleistungen und eine entschlossene und nachhaltige Politik, die Gerechtigkeit und Entwicklung für alle stärkt.

Die Laien sind die große Mehrheit der Kirche und es ist an der Zeit, eine führende Rolle zu übernehmen, ein Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln und ihre Ausbildung zu vertiefen, die sie aus ihrem Glauben heraus verpflichtet, Sauerteig in den Massen, Salz der Erde und Licht für die Veränderung der Gesellschaft zu sein.

Die moralische Reinigung der Nation ist eine Mission, zu der wir als Kirche und als Gesellschaft berufen sind. Es ist dringend notwendig, dass Katholiken, die verantwortungsvolle Positionen in öffentlichen Einrichtungen innehaben oder zu besetzen beabsichtigen oder die eine Führungsrolle u.a. in den Bereichen Finanzen, Wirtschaft, Bildung und Kultur ausüben, mit ihrem Leben, ihrem öffentlichen und privaten Verhalten Zeugnis davon ablegen, dass sie dem Willen Gottes gefügig sind. Unsere Mutter lehrt uns: „Tu, was er dir sagt“.

Ich lade dich ein, dich nicht vor der direkten Verantwortung zu drücken, „Realitäten zu verändern und gerechte Strukturen nach den Kriterien des Evangeliums zu schaffen“ (DA 210).

Ich fordere euch auf, auf der Grundlage der Werte des Reiches Gottes dazu beizutragen, die sündigen Situationen zu verändern, die unser Volk unterdrücken: Korruption, Ungleichheit, die stille Gewalt der Armut, die die Schwächsten, Kinder und Alte, Indigene und Bauern, junge Menschen ohne Chancen und Perspektiven für ihr Leben ausschließt, zerrüttete Familien, Aggression gegen die Umwelt und andere Übel, unter denen wir in Paraguay leiden.

Ich mache mir die Worte von P. Óscar, dem Rektor dieses Heiligtums, zu eigen: Paraguay braucht mehr denn je gläubige Männer und Frauen, die von ihrer Taufberufung überzeugt sind, diese in allen Bereichen ihres Lebens leben und so von Herzen die Werte und Haltungen des Evangeliums ausstrahlen, die unser Land zu einer echten Nation Gottes machen werden.

Wir stellen uns unter den Schutzmantel der Gottesmutter und vertrauen die Gesundheit der Kranken der Fürsprache der Dreimal Wunderbaren Mutter an.

Möge die Heilige Jungfrau Maria uns helfen und uns leiten, damit wir dem Willen Gottes gefügig sind, damit wir Ja zu seinem Wort sagen können und so die Werte des Evangeliums in unserem Leben verkörpern, um das Reich Gottes, ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, in unserer Gesellschaft zu errichten.

Asunción, 18 Oktober 2022
+ Kardinal Adalberto Martínez Flores
Erzbischof von Santísima Asunción

Cardenal Adalberto

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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