Camino

Veröffentlicht am 2022-07-22 In Leben im Bündnis

Mein Weg – Dein Weg – Unser Weg!

SPANIEN, Johannes Frick (Deutschland/USA) • 

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. „Ich werde den Camino gehen!“ – So einfach es klingt, es ist weit mehr als das… Klar war, dass ich den Weg auf meine eigene Art und Weise gehen musste. Dies bedeutete, am Schönstatt-Heiligtum in Heroldstatt zu beginnen, in dessen Schatten ich so viel Zeit meiner Jugend verbrachte; Zeltlager mit der SMJ, Wochenendaktivitäten… Das Heiligtum und Pater Kentenich sind auch in besonderer Weise mit unserer Familie verbunden, da Heroldstatt der Heimatort meiner Großeltern mütterlicherseits ist. Dort über die Türschwelle hinaus, begab ich mich auf den Weg. —

Ich lief los und lernte. Manchmal lernen wir schnell und manchmal sehr langsam, doch der Camino und Gott können sehr geduldig und direkt sein… Mit jedem Schritt lernte ich loszulassen, loszulassen von zusätzlichem Gewicht in verschiedensten Formen. Gewicht, das einem andere auferlegt haben, Gedanken, die Vergangenheit, aufhören vorauszuplanen, meine größten Ängste, loslassen…

Fünf Zentimeter

Manchmal brauchte es eine Lektion: Eines Morgens in der Schweiz lief ich in Gedanken an Santiago eine hölzerne Rampe hinunter und dachte, wenn der Regen ausbleibt und ich 20 km vor dem Mittag laufen kann, dann könnte ich am Nachmittag weitere 20 km laufen und in drei Tagen könnte ich… dort sein! Genau in diesem Moment rutschte ich aus, fiel auf die Rampe. Als ich nach oben blickte, sah ich ein Schild „Rutschgefahr!“ Es passierte auf den letzten fünf Zentimetern der Rampe! Echt jetzt! Gott?! – Sich mit Gott über fünf Zentimeter zu streiten hilft nicht. Ich war am Boden! – Es waren doch nur fünf Zentimeter… Das war für mich eine schmerzhafte Erinnerung daran, in der Gegenwart zu leben, in diesem Moment zu leben. Nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft, JETZT! Jetzt in dieser Minute, präsent in Körper und Geist.

Camino

Santiago y Johannes en Beaumont, Francia

Es war Winter geworden

Mein Plan war von Anfang an, die Pyrenäen zu überqueren und den nördlichen Weg zu nehmen. Doch als ich in Saint-Jean-Pied-de-Port ankam, war der Weg über die Berge gesperrt, es war Winter geworden. Ich brauchte Tage, um mich von meinem Plan zu lösen. Dann akzeptierte ich zunächst, die Talroute nach Roncesvalles zu gehen und gab dann auf, von Pampolna nach Irun laufen zu wollen. Ich saß fest! Drei Tage lang lag schneite es ununterbrochen. Den gut ausgeschilderten Weg verlassen, um auf unbekannten, verschneiten Pfaden durch die Berge zu Richtung Norden zu wandern, auf Routen weit weg von der Zivilisation – Wahnsinn! Vor allem weil ich nicht auf eisige Temperaturen vorbereitet war und keine Campingausrüstung hatte. Schließlich gab ich auf und folgte Gottes Weg… Indem ich Ihm folgte, veränderte sich mein Camino und wurde zu unserem Weg. Ein Weg der Nächstenliebe, ein Weg von Jesus mit mir und von uns mit dir. Pilger wurden zu Freunden und Freunde wurden zu Pilgern. Mehr als einmal haben mir barmherzige Samariter eine helfende Hand gereicht. Ebenso hatte ich Gelegenheiten um zu helfen.

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Vertrauen

Als sich meine Sinne für seine Gegenwart, seine Zeichen und seinen Willen schärften, veränderte sich etwas… zunächst unbemerkt. Heute würde ich sagen, es war ein kleines Samenkorn das zu wachsen begann und zu einer Blume wurde, und als es aufblühte, wurde es zu einer unerschütterlichen Kraft in mir – Vertrauen! Vertrauen in Gott in einer Weise, wie ich es mir nie hätte vorstellen oder fühlen können!

Als ich nach 2763 km in Santiago vor der Kathedrale ankam, gab es nicht diesen großen emotionalen Moment. Da war dieser Gedanke: „Das ist es!?“ Ist es das? Und die Erkenntnis breitete sich aus, dass sich nichts geändert hat, dass ich Zeit brauchte um anzukommen, Zeit um zu verarbeiten… und dann wurde es klar! Santiago ist und war nie das Ende, es war und ist schon immer ein Meilenstein für einen neuen Anfang. Deshalb möchte ich euch ermutigen, „im Glauben und nicht im Schauen zu gehen“ 2 Kor 5:7. Beginnt heute!

Ultreia! Et suseia. Deus adiuvanos.

Lasst uns weiter gehen! Lasst uns höher gehen! Mit Gottes Hilfe!

Camino

Frente de la catedral de Santiago

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