St. Joostkapelle - ULF von der Ginnenkenstraat

Veröffentlicht am 2021-11-04 In Leben im Bündnis

Unsere Liebe Frau von der Ginnekenstraat

3MG, Maria Fischer •

Die Ginnenkenstraat ist eine belebte Geschäftsstraße in der niederländischen Stadt Breda, und diese laufe ich an diesem nieseligen Novembermorgen entlang, in der knappen Stunde zwischen Check-Out im Hotel und Meeting in der Firma. Auf der Suche nach einem schon offenen Geschäft oder interessanten Schaufenstern. Und dann trifft sie mich. —

ginnekenstraatDas unscheinbare Gebäude mit dem schlichten Turm, eingequetscht zwischen Backsteinmauern mit Graffitis, hatte ich schon vom Parkplatz aus gesehen. Doch jetzt stehe ich auf der anderen Seite, in der Ginnekenstraat, rechts und links Geschäfte und Bars, und dazwischen die Tür. Fest überzeugt, dass sie zugeschlossen ist, ziehe ich daran und stehe vor ein paar Bänken, brennenden Kerzen und einer einfachen, schlichten Statue der Gottesmutter mit dem Kind im Arm. Zwei Frauen knien in den Bänken. Und dann drei, denn ich knie mich dazu.

Eine der Frauen grüßt mich mit strahlendem Lächeln und ein paar herzlichen Worten auf Niederländisch. Ich verstehe etwas von Behüten und Beschützen, lächle zurück, habe ein Gefühl von Heiligtum im Herzen und  vergesse dabei, ein Foto zu machen.

Obwohl diese Kapelle immer noch St. Joostkapel heißt, ist sie seit 1947 der Muttergottes geweiht, finde ich später heraus. Im Jahr 1436 wurde in der damals unvollendeten Kapelle ein Altar zu Ehren des Heiligen Judocus (St. Joost), des Apostels Jakobus und des Evangelisten Lukas errichtet. Fast hundert Jahre später, im Jahr 1517, ist in Urkunden die Rede von einer neuen Kapelle. Vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat das kleine Gebäude eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Es diente als Lager für Heu und Torf und als Pferdestall, aber auch als Kaserne, Fechtschule, Puppentheater und Wohnhaus. Nur der Turm und die Uhr waren gut erhalten. Die Jahreszahl 1662 an der Fassade erinnert daran, dass der Turm in jenem Jahr gründlich renoviert wurde. Offenbar gehörte die Kapelle seit Anfang des 17. Jahrhunderts zum Eigentum der Stadt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Kapelle in ein Gärtnerhaus umgewandelt. Bis 1945 wurde das Gebäude von Privatpersonen genutzt.

Während des Zweiten Weltkriegs versprach der Bischof von Breda, P. Hopmans, im Namen der Bevölkerung von Breda, der Gottesmutter zu Ehren eine Kapelle zu errichten, wenn die Stadt von schwerer Kriegsgewalt verschont bliebe. Bereits im November 1944, unmittelbar nach der Befreiung von Breda, bot die Stadtverwaltung die St. Joost-Kapelle für diesen Zweck an. Nach einigen Renovierungsarbeiten wurde die Kapelle im Mai 1947 eingeweiht. Der Künstler Niel Steenbergen entwarf einen neuen Altar und schnitzte eine Statue der Mutter Gottes aus fünf Jahrhunderte altem Holz.

„Seitdem wacht Maria von hier aus über die Stadt und alle, die hierherkommen“, lese ich beim Herausgehen aus der Kapelle auf einer Plakette. Ich denke an Cassio Leal und sein Zeugnis, dass die Gottesmutter ihn auf seinen Reisen immer findet. Nicht umgekehrt. Die Gottesmutter von der Ginnekenstraat hat mich an diesem Allerseelentag an einem Ort gefunden, an dem ich nicht mit ihr gerechnet hatte.

 

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