Santa Cruz do Sul

Veröffentlicht am 2021-05-09 In Leben im Bündnis

Gottesmutter, komm zurück nach Hause! Und sie kommt zurück – vorerst

BRASILIEN, Luciana Rosas •

Nach monatelangen Gebeten, Gnadenkapital und Kämpfen um den Erhalt des Schönstatt-Heiligtums in Santa Cruz do Sul an seinem ursprünglichen Standort, nachdem es einseitig vom Institut der Schönstätter Marienschwestern geschlossen worden war, Kämpfe, die von schoenstatt.org begleitet und dokumentiert wurden, haben Schönstätter und mutige Pilger, die sich für die Sache des Heiligtums einsetzten, durch die Vermittlung der Staatsanwaltschaft einen ersten Teilsieg errungen. Sieg der Familie, Sieg der Gottesmutter! MPHCEV! ─

Am 29. April 2021 fand eine von der Staatanwaltschaft (Anm. d. Ü.: Ministério Publico – neben der Ausübung des Anklagemonopols (im Rahmen der Bundesgerichtsbarkeit) übernimmt die brasilianische Staatsanwaltschaft auch die Stellung eines „Defensor del Pueblo“ beziehungsweise „Ombudsmanns“ ein) vermittelte Anhörung über den Streit um das Schönstatt-Heiligtum in Santa Cruz do Sul, Rio Grande do Sul, statt, an der die beteiligten Parteien teilnahmen: Vertreter der Gemeinde Santa Cruz do Sul und des Instituts der Schönstätter Marienschwestern.

Verbindliche Vereinbarung

Santa Cruz do Sul, 2011

Santa Cruz do Sul, 2011, beim Besuch des Vatersymbols für das Urheiligtum

Bei der genannten Anhörung wurde eine Vereinbarung zwischen den Parteien unterzeichnet, die vorsieht, dass das Gelände, auf dem das Schönstatt-Heiligtum derzeit steht, ab dem 11. Mai 2021 an bestimmten Tagen und zu bestimmten Zeiten wieder geöffnet wird, wie es in der Verfügung vom 30. April 2021 nachzulesen ist, die vom Prozessbevollmächtigten Érico Fernando Barin unterzeichnet wurde: „Die Öffnung des Tores des Geländes an der BR 471 erfolgt mindestens dienstags und donnerstags sowie sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr. Die Kongregation der Schönstätter Marienschwestern hat die Möglichkeit, den Raum zusätzlich wann immer sie will für die Öffentlichkeit zu öffnen, an anderen Tagen und zu anderen Zeiten.“

Die rechtsverbindliche Erklärung legt fest, dass „ein Bild der Gottesmutter von Schönstatt und andere Symbole, die die Kongregation der Schönstätter Marienschwestern identifizieren, angebracht werden sollen.“ Wir haben immer noch keine Bestätigung, dass alles, was einseitig vom Institut der Marienschwestern entfernt und in ihrem Wohnhaus in der Stadt aufgestellt wurde, zum Heiligtum zurückgebracht wird, wie der Altar des Heiligtums und die Statue von Pater Josef Kentenich.

Der Vertrag sieht die Möglichkeit vor, den Standort des Schönstatt-Heiligtums zu ändern, doch muss das Institut der Marienschwestern diese Absicht unter Nennung des geplanten neuen Geländes samt Bauplan vorher den Behörden der Gemeinde Santa Cruz do Sul mitteilen, um die Aufrechterhaltung des rechtlich festgelegten Zwecks des bisherigen Standortes zu überprüfen, und kann dies nur mit der Zustimmung der Gemeinde Santa Cruz do Sul tun, unter Beachtung dessen, was in dem 1975 unterzeichneten Schenkungsvertrag des Geländes vorgesehen ist. Der von den Marienschwestern geplante Verkauf des Geländes ist ausgeschlossen.

Sanktionen bei Nichteinhaltung

Bei Nichteinhaltung kann die Staatsanwaltschaft sofort handeln, so der Text der gleichen Anordnung: „Im Falle der ungerechtfertigten Nichteinhaltung dieser Vereinbarung seitens der Kongregation der Marienschwestern von Schönstatt können die Staatsanwaltschaft und die Stadt Santa Cruz do Sul unmittelbar eingreifen und die folgend beispielhaft genannten Sanktionen verhängen: gerichtliche oder administrative Forderung nach Rückgabe des Geländes an die Stadt oder anderer Nutzungs- und Eigentumsverfügungen bezüglich des Geländes an der Straße BR 147.

Das Institut der Marienschwestern beharrt auf seinem Willen,  den Standort des Heiligtums zu ändern, mit der Begründung, dass die Sicherheit des Geländes nicht gewährleistet sei und das Heiligtum näher bei den Menschen sein solle. Laut der Lokalzeitung GAZ hat die Kommunikationsabteilung der Gemeinde Santa Cruz do Sul  ihrerseits den Wunsch der Stadt bekräftigt, dass das Heiligtum an seinem jetzigen Standort bleiben soll. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Helena Hermany (PP) nahm an der Anhörung teil und verpflichtete sich erneut, durch die Gemeinde die notwendigen Strukturen zur Verfügung zu stellen, um die Sicherheit der Schwestern, die im Heiligtum lebten, zu gewährleisten.

 

Santa Cruz do Sul

Gottesmutter, komm zurück nach Hause! Immer wieder standen Menschen mit dieser Bitte auf Transparenten vor dem verrammelten Tor zum Heiligtum.

ET VICTORIAM

Dies war ein erster Schritt in dem Versuch, die verfahrene Situation in Santa Cruz do Sul zu lösen, die entstanden war,  nachdem das Institut der Marienschwestern das Heiligtum endgültig geschlossen und alle Symbole in ihre Wohnung im Zentrum der Stadt gebracht hatte, wodurch der Zugang der Öffentlichkeit zum Schönstatt-Heiligtum versperrt wurde. Große Teile der lokalen Schönstatt-Bewegung, Pilger und die Stadt Santa Cruz waren dagegen vorgegangen. Grundlage dafür war nicht nur der ideelle Wert des Heiligtums, sondern auch die Tatsache, dass das Gelände eine Schenkung der Stadt an die Marienschwestern ist mit klarer Bedingung seiner pädagogisch-spirituellen Nutzung im Dienst der Bevölkerung.

Die nächste Diskussion steht allerdings bereits an,  da die Schwestern behaupten, es sei unmöglich, am 18. eines jeden Monats dort Messen zu feiern – ein wichtiger Tag für unsere Schönstattfamilie, an dem wir die Erneuerung des Liebesbündnisses feiern, der zentrale Punkt des Charismas unserer Familie. Laut Aussage der Marienschwestern gibt es keine Priester, die bereit sind, diese monatliche Messe zu feiern. Das allerdings sehen viele anders.

Die Angelegenheit ist noch lange nicht abgeschlossen, aber als Schönstätter verstehen wir diese Entscheidung als eine Bestätigung der Gottesmutter, an ihrem Platz weiterhin zu wirken und Gaben und Gnaden auszuteilen, an dem Ort, an dem sie eingeladen wurde, sich niederzulassen und zu bleiben.

Wir danken auch allen Beteiligten, die gebetet und sich zur Verfügung gestellt haben, um dafür zu kämpfen, dass die Gottesmutter in ihrem Heiligtum bleibt. Nach mehr als 40 Jahren ist es diesmal vielleicht die Gottesmutter, die  sanfte Gewalt antut und bleibt – mit allen Schwierigkeiten und Einschränkungen -, um hier in diesen Zeiten der Pandemie Menschen zu beheimaten und der Kirche zu dienen, indem sie die Sendung dieses unseres und ihres Heiligtums erfüllt: Tabor Immaculata Dilexit Ecclesiam.

 

Original: Portugiesisch, 08.05.2021. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

Santa Cruz do Sul: ein ausgeräumtes Heiligtum, dringender Dialogbedarf – und Absage der Teilnahme

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