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Veröffentlicht am 2021-02-08 In Leben im Bündnis, Santa Cruz do Sul

Santa Cruz do Sul: Neue Anhörung und Versuch einer Einigung

BRASILIEN, Luciana Rosas •

Wenn wir die Entwicklung der Situationen im Zusammenhang mit der Schließung des Heiligtums von Santa Cruz do Sul verfolgen, ist es unvermeidlich, sich zu fragen, wofür und für wen ein Schönstatt-Heiligtum gebaut wird. Die Errichtung eines Heiligtums ist eine apostolische Tat (so heißt es schon in der Gründungsurkunde), die eine ganze Gemeinschaft mit einbezieht, nicht nur diejenigen, die Rechtsträger sind. In diesem Fall kann man dem offenen Brief der Marienschwestern, den sie der Presse haben zukommen lassen und in dem sie behaupten, die von ihnen beabsichtigte und wenige Tage danach durchgeführte Schließung des Heiligtums sei damit begründet, dass es seine Sendung nicht erfülle, absolut nicht zustimmen. Wenn man die Mobilisierung der Gemeinde, die Erklärungen in der Presse, die Unterschriften so vieler Menschen aus der Stadt und aus anderen Orten und die direkte Einschaltung der Bürgermeisterin, des Stadtrates und der Staatsanwaltschaft beobachtet, dann merkt man, dass das Heiligtum seine Sendung erfüllt hat und weiterhin erfüllt. Das Heiligtum wird von der Gemeinde und von den Behörden der Stadt verteidigt, während von Seiten der Schönstatt-Gremien nur ohrenbetäubendes Schweigen zu hören ist.  —

No Google aparece: "Temporariamente fechado"

So sieht es bei Google aus. Geheiligte Stätte, vorübergehend geschlossen.

Um ein neues Kapitel dieser Diskussion aufzuschlagen, wird die Staatsanwaltschaft in diesem Februar eine neue Anhörung zwischen den beteiligten Parteien im Streit um die Schließung des Heiligtums von Santa Cruz do Sul, Rio Grande do Sul, durchführen, mit der Absicht, eine Vereinbarung zu unterzeichnen.

Neue öffentliche Anhörung im Februar

Nach einem Artikel der Lokalzeitung (GAZ) vom 27. Januar 2021 wird es am 11. Februar eine Anhörung zwischen der Stadtverwaltung von Santa Cruz do Sul (Rio Grande do Sul) und Vertretern des Säkularinstituts der Schönstätter Marienschwestern geben, die Rechtsträger des Heiligtums sind und die Krise verursacht haben, die die Familie von Santa Cruz do Sul nach der Schließung des Heiligtums und der Entfernung des MTA-Bildes, des Altars und der Statue von Pater Josef Kentenich, die in einem Haus im Stadtzentrum untergebracht wurden, durchlebt.

Zur Anhörung geladen ist auch eine Vertretung der Gruppe der Schönstattfamilie von Santa Cruz, die gegen die Schließung des Heiligtums und die Verlegung des Altars ins Wohnhaus der Marienschwestern in einem anderen Stadtteil ist.

Das große Ziel der Anhörung ist es, eine Einigung zwischen allen beteiligten Parteien zu erzielen, denn die ursprüngliche Absicht der Marienschwestern, das Grundstück zu verkaufen, das Heiligtum abzureißen und später an anderer Stelle, die von ihnen als Rechtsträgern zu bestimmen ist, ein neues zu bauen, wurde von der Staatsanwaltschaft bereits untersagt, da – laut demselben Bericht: „…die Fläche von der Gemeinde Santa Cruz do Sul gestiftet und die Kirche mit Hilfe der Gemeinde errichtet wurde (….), und die Überlassung des Geländes durch die Gemeinde an die religiöse Einrichtung ist an die Erfüllung einer sozialen Funktion gebunden, wie es in der Überlassungsurkunde heißt. Darum versteht es sich, dass der Verkauf dieses Areals der öffentlichen Hand durch die Empfänger der Überlassung verboten ist, ebenso die Abtretung an Dritte.“

Santa Cruz do Sul

Bedingungen der Schwestern zur möglichen Wiedereröffnung des Heiligtums

Laut demselben Artikel hätten die Marienschwestern zugestimmt, das Heiligtum an vorher festgelegten Tagen und Zeiten wieder zu öffnen, aber unter der Bedingung, dass „die Stadtverwaltung sich bereit erklärt, den Schwestern das Grundstück zu überschreiben, damit in der Zukunft das Gelände gegen ein neues ausgetauscht werden kann, ohne Verbot dass die Staatsanwaltschaft und die Stadtverwaltung im Wege stehen“, eine Bedingung, die nicht akzeptiert werden sollte, da sie in der Tat unsicher ist. Die Staatsanwaltschaft setzt sich für die sofortige Wiedereröffnung des Heiligtums ein, da es im Moment nicht den Zweck des öffentlichen Interesses an der Immobilie erfüllt.

Laut demselben Artikel hätten die Marienschwestern zugestimmt, das Heiligtum an vorher festgelegten Tagen und Zeiten wieder zu öffnen, aber unter der Bedingung, dass „die Stadtverwaltung sich bereit erklärt, den Schwestern das Grundstück zu überschreiben, damit in der Zukunft das Gelände gegen ein neues ausgetauscht werden kann, ohne dass die Staatsanwaltschaft und die Stadtverwaltung dies unterbinden können„, eine Bedingung, die in dieser Form inakzepabel ist. Hintergrund: Nicht nur ein Teil der Schönstattfamilie und der Menschen vor Ort, sondern auch die Staatsanwaltschaft fordert die sofortige Wiedereröffnung des Heiligtums, da es im Moment nicht den Zweck des öffentlichen Interesses an der Immobilie erfüllt.

Am 28. Januar gab Sr. Rosequiel Fávero, Kommunikationsbeauftragte für die Südprovinz des Instituts der Marienschwestern in Brasilien, ein Interview bei Radio Gazeta. In diesem Interview machte sie deutlich, dass die Entscheidung, das Heiligtum dort, wo es steht, abzureißen, von Seiten des Instituts nicht rückgängig zu machen ist, und betonte auch, dass die Gegenstände des Heiligtums, die abtransportiert wurden und jetzt in dem Haus im Zentrum der Stadt sind, nicht zurückgegeben werden, wenn das Heiligtum wieder geöffnet wird, und sei es nur für die Messen am Bündnistag.

Sie erklärte, wie schon im offenen Brief vom letzten Jahr, dass das „Heiligtum an dem Ort, an dem es steht, seine Sendung nicht mehr erfüllt“, ohne deutlich zu machen, was das genau bedeutet. Sie definierte dann, dass der Sinn der Existenz eines Heiligtums darin besteht, „eine Wallfahrt zu haben, ein Ort des Gebetes und eine Schule der Ausbildung für die Schönstatt-Bewegung zu sein.“ Noch einmal betonte sie, dass die Frage der mangelnden Sicherheit ein Schlüsselfaktor für die Entscheidung des Instituts ist, das Heiligtum zu schließen, ebenso wie die Tatsache, dass nur zwei Schwestern, die sehr nervös und besorgt über die Unsicherheit waren, an diesem Ort lebten.

Sr. Rosequiel sprach auch die Frage der verschiedenen juristischen Ansichten an und bekräftigte Überzeugung, nach gibt es eine juristische Liniein dem Sinne gibt, dass  „alles richtig ist, denn wir haben die Urkunde in der Hand und können tun und lassen, was wir wollen„, und darum gebe es Gesprächsbedarf.

Antwort auf das Interview

Am Freitag, 29. Januar, wurde in der Zeitung GAZ ein Kommuniqué der Gruppe gegen die Schließung und die Verlegung des Geländes veröffentlicht, in dem „Wort für Wort“ auf das Interview der Marienschwester eingegangen wird. In diesem Kommuniqué heißt es:

Wir haben Vertrauen in den Staatsanwalt, Dr. Érico Barin, und die Bürgermeisterin, Helena Hermany, die sicherlich die richtige und gerechte Entscheidung treffen werden, gemäß den Gesetzen, dem Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung von Santa Cruz do Sul und der Nachbarstädte… In anderen Städten, wo es auch Schwierigkeiten und Unsicherheit gibt, wie überall, geht das Volk mit Glauben, mit Frömmigkeit an die Sache heran, Schritt für Schritt – doch auf die Idee, ihr Heiligtum abzureißen und woanders ein neues zu bauen, kommen sie nicht.“

 

Keine Antworten auf viele (An-)Fragen

Schoenstatt.org hat im Sinne seiner Mission, alle Seiten des Dialogs und der Diskussion in Freiheit zu öffnen, den Nationalen Leiterder Schönstatt-Bewegung Brasiliens, Pater Vandemir Meister, angeschrieben, um seiner Sicht eines so wichtigen und sensiblen Thema für die Schönstatt-Bewegung, besonders in Brasilien, Raum zu geben. Die Kontaktaufnahme per E-Mail am 28. Dezember 2020 wurde bis heute nicht beantwortet.

Am 11. Januar 2021 wurde auf der offiziellen Webseite der Schönstatt-Bewegung in Brasilien eine offizielle Note veröffentlicht, die von den Vorsitzenden des Schönstatt-Familienrates von Santa Cruz do Sul unterschrieben war. Daraufhin legte ein Mitglied des Schönstatt-Familienrates von Santa Cruz do Sul, Herr César Ricardo Leuckert, Vertreter der Männer-Rosenkranz-Bewegung, seinen Sitz im Rat nieder, weil er mit der Art und Weise, wie die Angelegenheit mit der Schönstattfamilie geführt wurde, nicht einverstanden war. Aus seinem Brief kann man deutlich die Unzufriedenheit herauslesen:

Der Grund für meinen sofortigen Rücktritt ist, dass ich nicht einverstanden bin mit der Verlegung des Ortes und die Handhabung dieser Angelegenheit (…) Sie (die MTA) von dort wegzuholen wegen angeblicher mangelnder Nachfrage, Unsicherheit, Kosten und Verkehr lässt uns denken, dass der Zugang zu ihrem Haus von einigen Leuten eingeschränkt wird (…) Jetzt verlassen wir einen heiligen Ort, inmitten der am wenigsten Begünstigten, um uns an einem anderen, angenehmeren Ort zu präsentieren. Wer wird die Erziehung, Bildung und Evangelisierung in den Peripherien übernehmen, die Jesus sicher lieber wäre? (…) Es ist mein Gefühl und sicher das vieler anderer, die sich verraten fühlten, weil sie nicht an diesem Prozess teilnahmen, eifrige Teilnehmer, die sich dem Heiligtum widmeten, um es wachsen zu sehen, und die in den Prozess der Verlegung nicht früh genug einbezogen wurden.“

Schoenstatt.org hat sich mit den Vorsitzenden des Rates in Verbindung gesetzt und einige Fragen geschickt, mit dem Ziel, die in der offiziellen Note dargelegten Argumente klarer und greifbarer zu machen. Die Antwort war ein Dankeschön „für das Interesse“, und dass alles bereits in der offiziellen Notiz gesagt worden sei.

Wir nutzen nun diesen Raum, um die gestelltenund nicht beantworteten Fragen zu veröffentlichen, zur Kenntnis der gesamten Schönstattfamilie:

Angesichts der Erschütterung der internationalen Schönstattfamilie in Bezug auf die Verlegung des Schönstatt-Heiligtums von Santa Cruz do Sul, der verschiedenen gegensätzlichen Äußerungen über die Art und Weise, wie das Institut der Marienschwestern, rechtlicher Träger des Heiligtums, die Angelegenheit geführt hat, und der von Ihnen unterzeichneten offiziellen Mitteilung, die am 11. Januar 2021 auf www.schoenstatt.org.br veröffentlicht wurde, möchte schoenstatt.org Sie einladen, einige Fragen zu beantworten, um weitere Klarheit in dieser Angelegenheit zu schaffen, nicht nur für die Schönstattfamilie in Brasilien, sondern auch für die internationale Schönstattfamilie.

Der Inhalt der Fragen und ihre jeweiligen Antworten werden auf www.schoenstatt.org veröffentlicht und in weitere Sprachen (Spanisch und Deutsch) übersetzt, um den Zugang zu den Informationen zu erleichtern.

Unser Ziel ist es, allen an der Sache beteiligten Seiten Raum zu geben und so für Transparenz und den Geist der familiären Mitverantwortung zu arbeiten. 

  1. Wie auf der Facebook-Seite des Heiligtums von Santa Cruz do Sul gepostet, fand am 8. Januar um 22.39 Uhr ein Treffen mit dem Diözesanrat der Schönstattfamilie von Santa Cruz do Sul statt, an dem auch Pater Clodoaldo Kamimura, Leiter der Zentrale der Schönstatt-Bewegung, teilnahm. Von dieser Sitzung wurde am 11. Januar 2020 eine offizielle Verlautbarung veröffentlicht. Auf der Tagesordnung dieses Treffens stand den Angaben zufolge ein Diskussionspunkt über mögliche Lösungen für den Ort, der jedoch nicht stattfand. Was war der Grund dafür, dass eine solche Diskussion nicht geführt wurde? Wurden zu diesem Treffen auch diejenigen eingeladen, die Argumente vorbringen, die von denen in der offiziellen Verlautbarung abweichen?
  2. In der offiziellen Verlautbarung heißt es: „… die verschiedenen Lösungsvorschläge, die im Laufe der Zeit auftauchten, wurden jedoch einer nach dem anderen analysiert (einige wurden umgesetzt) und wir kamen zu dem Schluss, dass sie die komplexe Situation, die die lokale Realität unseres Heiligtums umfasst, nicht lösen würden. Gott hat uns um mehr gebeten…“. Welche Maßnahmen wurden effektiv analysiert und umgesetzt und nach welchen Messkriterien kam man zu dem Schluss, dass sie die komplexe Situation nicht lösen würden“?
    In derselben offiziellen Verlautbarung heißt es, dass: „Die Mitglieder der Schönstatt-Bewegung von Santa Cruz do Sul nahmen an den Gesprächen über die Änderung der Adresse des Schönstatt-Heiligtums in Santa Cruz do Sul teil. Dies geschah nicht nur in den Sitzungen des Diözesanrates, sondern auch durch Versammlungen, die für alle Mitglieder der Bewegung, die teilnehmen wollten, offen waren. An einigen dieser Treffen nahm auch der Leiter der Zentrale der Schönstatt-Bewegung, Pater Clodoaldo Kamimura, teil. Jeder hatte die Möglichkeit, seine Meinung zu äußern und Vorschläge zu präsentieren. Alle Meinungen wurden gehört und wertgeschätzt“.
  3. Wie ist es dann zum Beispiel zu rechtfertigen, dass ein Mitglied desselben Familienrates am 12. Januar 2021 um seinen Rücktritt bat und behauptete, dass er und  vieler andere „sich verraten fühlten, weil sie nicht an diesem Prozess teilnahmen, eifrige Teilnehmer, die sich dem Heiligtum widmeten, um es wachsen zu sehen, und die in den Prozess der Verlegung nicht früh genug einbezogen wurden“?
  4. Wurde in diesen Diskussionen die Möglichkeit der Verwaltung des Heiligtums durch eine Kommission von Laien angesprochen, da eines der großen Argumente das Alter der Schwestern, die beim Heiligtum leben, und der Mangel an Berufungen aus der Provinz wäre? Wenn ja, was ist der Grund für die Nichtannahme dieses Vorschlags?
  5. Wie sehen Sie als Vorsitzende des Familienrates das Fernbleiben der Rechtsträger bei der eigens angesetzten Stadtratssitzung am 14. Dezember 2020? Wäre das nicht der richtige Zeitpunkt, die Studien und die Schlussfolgerungen der Gemeinschaft der Schönstattfamilie und der Gemeinde Santa Cruz do Sul in einer transparenten Weise zu präsentieren?
Romaria 2018

Wallfahrt 2018

Die große Frage

Die Frage, die bleibt, ist:

Während für jeden Bau eines Heiligtums irgendwo auf der Welt ausdrücklich die Genehmigung des Generalpräsidiums erforderlich ist, scheint es, dass für seinen Abriss keine Zustimmung oder auch nur Beteiligung der Autoritäten der Schönstatt-Bewegung (außer den Interessenten selbst) erforderlich ist.

Wir erwarten die Anhörung am 11. Februar und bleiben als freie Presse aufmerksam für alle wichtigen Situationen unserer Schönstatt-Bewegung.

Santa Cruz do Sul

Original: Portugiesisch, 4.2.2021. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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