Veröffentlicht am 2020-05-22 In Leben im Bündnis, Schönstätter

Ein heiliger Priester ist von uns gegangen – P. Jorge Zegers

Madrid, 21. Mai 2020, der Tag der Himmelfahrt des Herrn, Barbara Anne De Franceschi •

Ein heiliger Priester ist von uns gegangen. Langsam, leise, im stillen Aushalten und Anbieten einer Krankheit, die ihm seine körperliche Kraft und Stärke genommen hat, ihn aber bis zu seiner letzten Todesnot wach gehalten hat. Umgeben von seinen Brüdern in der Gemeinschaft, umsorgt von der Palliativstation und getragen von den Gebeten zweier Länder, die er zutiefst liebte und die ihn ebenso liebten. —

In Chile, seinem Herkunftsland, seine große Familie: seine Gemeinschaft von Priestern, einige noch aus seinem Kurs, mit denen er ausgebildet, zum Priester geweiht wurde und viele Jahre eng zusammengelebt hat; sein Bruder Cristian und seine Frau Cristina, seine vielen Neffen, für die er jedes Jahr zu Weihnachten und bei sich bietender Gelegenheit die Messe feierte, mit denen er seine Ferien im Süden verbrachte und für die er immer sorgte. Er war sehr stolz auf seine Geschichte, auf seine Familie, auf die Art und Weise, wie der liebe Gott ihn geführt hat.

In Spanien, wo er seine Aufgabe als Guter Hirte in den zentralen Jahren seines Lebens erfüllt hat, sind die Kerzen der Hausheiligtümer so vieler Menschen, die ihn lieben, angezündet worden, um diesen langen und schwierigen Prozess dessen zu begleiten, der sich auf eine vielleicht wichtigste Reise seines Lebens vorbereiten musste, die ihn in den Himmel führen würde. Mission erfüllt.

Ich schreibe aus Spanien. Heute ist ein heller Tag, noch im Frühling. Wir kommen gerade aus einer langen Ausgangssperre, die es uns jedoch ermöglicht hat, einen gesunden Rhythmus, ein inniges Familienleben, saubere Luft, ein Erwachen zur Solidarität mit den Schwächsten wiederzufinden.

Ich weiß, dass sie in Chile einen schwierigen Herbst durchleben. Auf dem Gipfel eines COVID-19, der nicht verzeiht, und das nach einer weiteren sehr ernsten Krise des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Modells, aus der die Kirche nicht gerade gut hervorgegangen ist. Dies ist der Rahmen, in dem der Gute Herr beschlossen hat, den zu holen, der ein Abbild Seiner selbst war, ein Guter Hirte in seinen beiden geliebten Ländern Chile und Spanien.

Ein heiliger Priester ist von uns gegangen, ein Ritter Mariens, gebildet von ihr, der die Geschichte mit den Waffen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe geschmiedet hat. Er war jedoch der sozialen Gerechtigkeit, der Kultur, in der er lebte, nie fremd, er war sensibel für alles um ihn herum: persönliche Geschichten, kulturelle Strömungen, das Kommen und Gehen des Lebens, das sich jeden Tag aufbaut.

Mit absolutem Respekt vor der persönlichen Freiheit

Durch und durch gebildet, besonnen, einfach, fröhlich, fromm, barmherzig. Er hatte die Gabe des Ausgleichs. In der Tat behandelte er jeden mit dem gleichen Respekt und der gleichen Feinfühligkeit. Dabei spielte weder die soziale Klasse noch die wirtschaftliche Ebene eine Rolle. Nur eines war ihm wichtig: die Seelen ins Heiligtum zu bringen und Christus, den Guten Hirten, transparent zu machen. Aber Vorsicht! Mit absolutem Respekt vor der persönlichen Freiheit! Die Erfüllung von Gottes Willen mit jedem einzelnen schien seine Lebensregel zu sein, denn er hat nie eine Situation erzwungen, die der Würde der Person zuwiderlief.

Jeder, in Chile und in Spanien, bewahrt in seinem Herzen die Momente, die er an seiner Seite verbrachte, im Büro, in dem er beichtete, am Altar, wo er die Messe feierte, in den Häusern, in denen er die vielen Treffen begleitete, auf Spaziergängen am Meer oder in denen, die zu den höchsten Gipfeln führten. Wir werden viel Zeit haben, darüber zu sprechen und uns an die Momente zu erinnern, in denen er uns seine Zeit und Weisheit geschenkt hat. Heute kommt nur noch ein DANKE, in Großbuchstaben, von ganzem Herzen. Ein Dankeschön, Pater Jorge, für Ihr Leben.

Ihr Gnadenkapital eines ganzen Lebens, Ihre begrenzte Gesundheit, die Ihnen doch nie Ihre Kraft genommen hat, Ihre schlechte Durchblutung, die Ihnen manchmal Streiche spielte, uns aber immer ein Lächeln aufs Gesicht zauberte, die Krankheit auf der letzten Wegstrecke, das alles wird nicht im Sand verlaufen. Nein, Pater Jorge, nein. Sie werden dazu beitragen, Ihr Land aufzurichten, ihm seinen Ruf zurückzugeben. Sie werden helfen, eine heilige Kirche mit heiligen Berufungen wieder aufzubauen. Sie werden uns helfen, unsere Herzen zu öffnen und die Gnade dessen, der darin wohnen möchte, eindringen zu lassen.

Auf Wiedersehen, Pater Jorge

Und wir werden uns sehr bald wiedersehen, denn im Himmel gibt es weder Zeit noch Raum. Und wir werden mit Ihnen alles genießen, was uns dort erwartet. Genießen Sie heute, Pater Jorge, die Wiederbegegnung mit all denen, die vor Ihnen gegangen sind: Ihren Lieben, Ihren Weggefährten in der Gemeinschaft, Ihren geistlichen Kindern, und vor allem die Gegenwart des Vaters, zu dem Pater Kentenich Sie führen wird, der geliebten und heiligsten Jungfrau Maria, seiner dreimal wunderbaren Mutter und Christus, dessen Abbild er immer war.

Am Tag der Himmelfahrt des Herrn werden wir traurig sein, wie es die ersten Apostel waren, aber heute werden nur Worte der Dankbarkeit aus unseren Herzen kommen. Auf Wiedersehen, leben Sie wohl, Pater Jorge.

 


 

Beisetzung P. Jorge | 22. Mai 2020 | Bellavista

Link zur Liveübertragung aus Chile (11:30 Uhr Chile, 17.30 Uhr Spanien)

Original: Spanisch, 21. 05. 2020. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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