Veröffentlicht am 2018-11-19 In Leben im Bündnis

Frei und mutig, treue Zeugen zum Dienst an den Nächsten

SPANIEN, Juan Zaforas und Maria Fischer •

„Wir könnten bei diesen Gemeinplätzen stehen bleiben, bei unseren Schlagworten, die das Wesen unseres Priestertums berühren. Aber wie werden sie real, wirklich, konkret? Wenn sie durch das Herz der Berufenen gehen. Wenn sie konkret durch dein Herz gehen“, so P. José María García in seiner Predigt während der Primiz von P. Eduardo Segura Bueno am 4. November 2018 im Schönstatt-Heiligtum in Madrid, in der er ihn und alle ermutigte, „frei und mutig treue Zeugen zum Dienst an den Nächsten“ zu sein. —


Es war ein Moment voller Emotionen, am Tag nach der Priesterweihe in Gegenwart vieler Schönstatt-Patres, Angehöriger und Freunde des Neupriesters sowie Mitgliedern der Schönstattfamilie von Madrid. In einer sehr persönlichen, ganz an P. Eduardo gerichteten Predigt,vermittelte P. José María eine hoffnungsvolle Botschaft zum Priestertum und der Mission des Priesters, ausgehend vom Symbol des Brotes, das P. Eduardo für die Feier gewählt hatte: „Der Herr hat Brot in den Händen. Dieses Brot bist du.“

„Wir haben außerdem den Vorzug, dass dieses Priestertum, das wir erhalten und in dem Maria uns erzieht, ein Priestertum ist, hinter dem ein Zeuge steht, unser Vater und Gründer. Er ist ein mutiger und freier Mensch, weil er frei war. Bitte ihn, dir diese Freiheit zu geben für was auch immer im Willen Gottes ist, und diesen Mut, der es dir erlaubt, für alle zur Verfügung zu stehen, selbst für jenen Schrecken, den das Leben mit sich bringen kann.

Frei und mutig.

Treue Zeugen zum Dienst an den Nächsten.

Er nahm das Brot, sprach den Segen, brach es und reichte es.

Danke, dass du das verkörperst.“

 


Wir veröffentlichen hier den vollständigen Text der Ansprache von P. José María García bei der Primiz von P. Eduardo Segura Bueno.

Predigt von P. José María García bei der Primizmesse von P. Eduardo Segura (pdf)

 

Predigt von P. José María García Sepúlveda bei der Primiz von P. Eduardo Segura Bueno

Sonntag, 4. November 2018

Schönstatt-Heiligtum Madrid, Serrano

Evangelium: Mk 12, 28-34

 

Der Älteste hier vor Ort zu sein, hat tatsächlich seine Vorteile… aber auch Verantwortlichkeiten. Es war wirklich eine sehr angenehme und wirklich bewegende Überraschung für mich, als du mich so ganz beiläufig gefragt hast, ob ich es wagen würde, die Primiz zu übernehmen – oder ob du wolltest, dass du sie selbst sie halten solltest! Da hast du mich schon sehr besorgt gemacht … (Lachen).

Die Lesungen, die wir gehört haben, und das Evangelium des heutigen Tagessprechen von etwas, das dir während deines ganzen priesterlichen Lebens geschehen wird. Viele werden zu dir kommen, werden dich nach dem Weg des Herrn, nach dem Weg des Lebens fragen. Und du wirst vernünftige Antworten geben. Mit dieser Vernunft, keine Frage, in der du so viele Jahre erzogen worden bist. Mit dieser Vernunft, die auch aus deiner eigenen Reife als Person kommt.

Aber das, was uns dem Königreich des Himmels näher bringt, das wissen wir, ist nicht genug. Vernunft ist notwendig, aber nicht ausreichend, um in das Himmelreich einzutreten.

Um in dieser Fülle leben, für die Gott uns geschaffen hat, müssen wir einen Schritt weiter gehen. Diesen Schritt, zu dem der Herr uns am Gründonnerstag einlädt. Es ist der Schritt des neuen Gebotes: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ Das erlaubt uns, im Himmelreich zu sein, nicht nur in der Nähe, sondern im Himmelreich. Und dafür ruft der Herr seine Kirche, ruft er Priester, damit diese Liebe des Herrn sich in Verkündigung der Frohen Botschaft übersetzt, in Herausgehen zur Begegnung mit den Leidenden, wie du es in der ganzen Zeit deiner Ausbildung gemacht hast. Dieses Befreien der bedrückten Herzen, dieses Heiligen von Wunden… aber das ist nur möglich, wenn wir lieben, wenn wir lieben können, wie der Herr uns liebt.

Wir würden sagen, dass ist das Allgemeine des christlichen Priestertums. Das wissen wir alle und wir könnten bei diesen Gemeinplätzen stehen bleiben, bei unseren Schlagworten, die das Wesen unseres Priestertums berühren.  Aber wie werden sie real, wirklich, konkret? Wenn sie durch das Herz der Berufenen gehen. Wenn sie konkret durch dein Herz gehen.

Unser Vater und Gründer sagte immer, jede Generation müsse neu gründen, damit die jeweilige Gemeinschaft im Geist erneuert werden kann, damit sie wirksam ist, damit sie fruchtbar ist, aber dem Ursprung treu bleibt, indem das durch das eigene Herz geht und man sich den Menschen hingibt.

So geschieht Neugründung. Damit bleibt die Kirche immer frisch. Wir leben in herausfordernden Zeiten, wir leben in schwierigen Zeiten. Wir leben in Zeiten, in denen die Kirche gekreuzigt wird, in denen sie sogar in ihren eigenen Sünden gekreuzigt wird. Und wir können uns zurückziehen, können Komplexe bekommen, können uns in gewisser Weise klein machen aus lauter Angst davor. Und genau hier liegt unsere Stärke, um voran zu kommen.

Genau in dieser Annahme unserer Kleinheit, in der Annahme unserer Schwäche liegt die Möglichkeit, dass die Kirche sich erneuert; dass die Kirche dieses Werkzeug in den Händen des Herrn ist, das die Frohe Botschaft verkündet, wie die Jünger von Emmaus nach der Begegnung mit dem Herrn. Dass wir den Menschen Freude und Hoffnung geben, obwohl sie durch Momente von Unsicherheit, Scham, Schmerz gegangen sind, weil sie die Sünde des Petrus, die Schwäche des Thomas und so vieler anderer erfahren haben… die eines Judas! Und die doch die Frohe Botschaft verkünden.

Und das ist die Tür, die sie dazu bringt, unterdrückte Herzen zu befreien, Hoffnung und Freude zu bringen, wie ich schon sagte. Doch es ging durch ihr Herz. Und das ist unsere Berufung, darum geht es. Um täglich in dieser tiefen Erfahrung der Liebe Gottes zu leben, dieser Liebe Jesu zu uns, die uns ermöglicht, Hoffnung zu säen und diese unsere Kirche zu erneuern, die wir leidenschaftlich lieben bis zur Hingabe unseres Lebens für sie.

Kirche ist diese Gemeinschaft der Glaubenden, diese Leute, die sich um den Altar versammeln, um sich von Gott lieben zu lassen, sich von Gott verwandeln zu lassen, sich von Gott heilen zu lassen; um uns in unseren tiefsten Wunden berühren zu lassen, denn in diesem Annehmen unserer Wunden ist es auch, wo wir als Werkzeuge Gottes wachsen können. Darum geht es.

Wie lebt man das? Wie leben diese Priester diese Realität?

Du hast es uns deutlich gemacht. Heute morgen habe ich zu einigen gesagt, dass ich nicht ich die Predigt halte, sondern du. Du bist die Predigt, die der Herr uns schenkt. Du hast es benannt. Und gestern hast du es deutlich gesagt. Deine Predigt lautet: „Er nahm das Brot, segnete es, brach es und gab es ihm“. Das ist die Predigt, die der Herr uns heute gibt, am Tag deiner Primiz.

Was heißt das im Klartext? Aber um genau dieser Priester zu sein, der Hoffnung, Freude und Vertrauen in eine Kirche trägt, die in einer realen Welt lebt – wie machen wir das? „Er nahm Brot, segnete es, brach es und gab es ihnen“.

Und das ist das Geheimnis des Priesters. Dass Jesus von heute an in deinen Händen sein wird; aber dass auch du Brot in den den Händen Jesu sein wirst. Gestern hast du es bei der Danksagung beim Namen genannt: „Ich bin Brot in den Händen des Herrn“.
Das ist das Geheimnis des Priesters. Dieser Jesus in meinen Händen und ich in den Händen Jesu, um Brot zu sein. Und das ist es, was uns heute dazu bringt, dich mit tiefer Freude zu begleiten, weil du den Mut hattest, zu sagen: „Ich will Brot sein. Ich weiß mich berufen, Brot in den Händen des Herrn zu sein, weil der Herr Brot in meinen Händen ist.“
Und das Brot, das der Herr nimmt, ist ein ein Brot, die seit gut dreißig Jahren geschmiedet wurde. Ein Brot, das hier geformt wurde, in diesem … wie hat man früher gesagt, diesem ersten Seminar. Heute würden wir mit dem Bild des Brotes sagen, in der „Ur-Bäckerei“. Eduardo und Àngeles haben das Brot gemacht. Gestern haben wir eine sehr schöne Geste gesehen. Deine Eltern haben die priesterlichen Gewänder gebracht und dir überreicht. Die Gabe ist real und darum unser Dank an euch, dass ihr Euer Brot gebracht habt, und dieses Brot ist dieses hier. Es ist das Brot, das ihr angeboten habt, das Brot, das ihr jahrelang bearbeitet habt, das ihr erzeugt habt als Frucht eurer Liebe, das ihr in eurem Leib und in eurer Seele getragen habt, das ihr in eurem Herzen getragen habt. Dafür unser Dank. Denn ohne Familien, die das Brot erzeugen, die das Brot lieben, gibt es keine Priester, gibt es kein Brot, das angeboten werden kann. Darum unsere tiefe Dankbarkeit euch beiden gegenüber.

Offensichtlich ist Gnade dahinter, und diese Gnade ist es, die ihr beide euch gegenseitig in eurer Eheschließung geschenkt habt.

Und Frucht ist dieses Brot. Es ist das Brot, das sich anbietet.

Und dieses Brot wurde vom Herrn genommen.

Dieses Brot wurde gestern vom Herrn genommen. Und gestern habt ihr schließlich den Ruf gespürt, erfahren, gehört. Diesen Ruf, den man in einem Augenblick im Herzen spürt, diese innere Überzeugung, die aber immer im Helldunkel des Glaubens war. Und gestern hast du ihn gehört. “Eduardo Segura”. „Hier bin ich.“ Das ist der Ruf, den der Herr dir durch durch die Kirche gibt. Und es ist eine energische Aufforderung. Es ist ein deutlicher Ruf. Und du hast genauso geantwortet.

Das Brot wurde gerufen. Der Herr hat es genommen. Du hast ja gesagt. Und dieses Brot wurde zu Brot in den Händen Jesu. Und dieses Bild, das du hier hast. Dieses ganz originelle Bild auf deiner Stola hast; ich glaube, ich weiß, wer da dargestellt ist; doch das Zentrale, was klar und deutlich dort zu sehen ist, das ist der Herr mit dem Brot in den Händen.

Dieses Brot bist du.

Und das wird die Mystik sein, mit der du jeden Tag dein Priestertum leben wirst. Der Herr nimmt dich und wird dich jeden Tag nehmen, vom Morgen bis zum Abend. Brot, um geweiht zu werden. Er nahm das Brot und segnete es.

Wie segnet dich der Herr? Wie wird er dich jeden Tag segnen? Wie er es bisher getan hat, durch seine Kirche. Den Segen erhältst du durch die Kirche. Und diese Kirche, das ist nicht nur die offizielle Weihe, die dir gestern Kardinal Carlos erteilt hat, die Handauflegung, die ich dir gegeben habe, sondern dieser Segen, der dich dein ganzes Leben lang zum Priester macht. Denn dieses Brot, das du von deiner Familie bekommst, wird priesterliches Brot in dem Maße, in dem du Speise für uns alle wirst, in dem Maße, in dem du dich von uns berühren lässt.

Diese Gemeinschaft macht dich zum Priester, gestaltet dein Priestertum. Wie hat das die Gemeinschaft gemacht, wie hat sie dich an so vielen Orten „gebacken“? In Paraguay auf jeden Fall schon allein wegen der Gluthitze, da wurdest du gut durchgebacken! In Chile dann mit allem, was damit verbunden ist; an diesen Orten, wo du gedient hast, da wurdest du zum Brot gebacken. Doch das Brot, das der Herr backt, ist immer frisches Brot, ist immer Brot, das durch den Ofen des Segens geht, den du jeden Tag durch die Kirche empfängst. Aus diesem Grund die Bereitschaft, sich dem Segen zu öffnen.

Du hast eine Gabe, doch sie wird fruchtbar in dem Maße, in dem sie zum Segen wird für die, die der Herr dir anvertraut. Du wirst mein Priester der Kirche sein, aber der realen Kirche, der konkreten Kirche mit Gesichtern, Wunden, Segen, aber auch einer Kirche, die von ihren Ängsten befreit werden muss. Lass dich von IHM berühren, denn dort wirst du den Segen haben.

Er segnet dich nicht nur, der bricht dich. Warum? Weil der Segen geteilt werden soll. Darum bricht er dich auf eine Weise. Eine Macht wie die, die Gott dir gibt, kann und darf nicht gebraucht werden ohne das, was wir Aszese der Macht nennen. Das heißt, dich in irgendeiner Weise brechen lassen, um dich nicht allmächtig zu fühlen, sondern als das, was das innerste Wesen des Priesters ausmacht: Diener. Diener und Zeuge.

Doch dafür müssen wir uns jeden Tag brechen lassen. Uns brechen lassen in dieser Trockenheit, die uns umgibt, und uns brechen lassen aus der Demut heraus, daraus, dass wir am eigenen Leib Unrecht erfahren, am eigenen Leib Unverständnis erfahren und das annehmen.

Gestern hast du eine Geste gemacht, die du hoffentlich jeden Gründonnerstag wiederholen wirst. Es ist eine Geste, die uns definiert und die uns bewegt, weil sie so stark ist. Weißt du, welche es ist? Die Niederwerfung. Das ist sich brechen lassen. Das ist sich vernichten. Das ist die Vernichtung des lebendigen Christus in dir. Und dann, genau danach, dich geben. Denn wenn wir uns brechen lassen, können wir uns hingeben. Da können wir geteilt werden, da können wir Sensibilität für die Mitmenschen entfalten, vor allem mit den Leidenden.

Das ist immer ein Geheimnis gewesen, zumindest für mich, dass der Herr dich besonders in den Bedürftigsten liebt, doch es ist auch wahr, dass wir im Leiden den stärksten Realitätssinn haben. Auch in dem Leiden, das durch die Liebe Gottes geht, denn so liebt Christus uns, und dort liegt die Fruchbarkeit unseres Priestertums.

Du wirst jeden Tag genommen werden.

Du wirst jeden Tag gesegnet werden.

Du wirst jeden Tag gebrochen werden.

Du wirst jeden Tag geteilt werden.

Warum? Weil das genau das ist, was du mit Jesus tust.

Er wird in einer Geste völliger Demut Brot in deinen Händen.

Wofür? Damit du es segnest. Ja. Du segnest dieses Brot und bewirkst mit deinem Segen, dass dieses Brot zum eucharistischen Brot wird, das du brichst und verteilst.

Christus in deinen Händen, du in den Händen Christi.

Und es gibt zwei Momente, die dich hoffentlich immer berühren. In den Momenten, in denen diese Communio voll wird; ein Moment, in dem unser Priestertum seinen Sinn findet, wo es dieses Sein findet, das uns durchdringt und erfüllt, um den anderen zu dienen als Zeugen der Liebe Christi.

Und das ist der Moment, in dem du sagst: „Das ist mein Leib.“ Und es wird Christus sein, der in dir spricht, aber es wird auch Du sein, der in Christus spricht. Denn dieses Brot bist auch du. Wenn nicht, dann kann das Herz der Menschen nicht gewonnen werden. Du bist gerufen, deinen Leib für sie hinzugeben. Und die Überzeugung, die Liebe, die du da hinein gibst, wird Speise für viele sein. Das ist mein Leib.

Und der andere Momente, der vielleicht noch mehr berührt, ist der Moment der Vergenung: „Ich spreche dich los von all deinen Sünden.“ Dieses „Ich spreche dich los“ ist auch Christus, doch es geht auch durch deine Vergebung. Du als Priester musst vergeben. Du als Priester bist berufen, die Sünde des anderen anzunehmen, den Schmerz des anderen, der sich dir öffnet. Und zu deinem zu machen. Wenn nicht, fallen wir in Magie und das verwandelt nicht. Nimm es mutig an. Nimm es an mit etwas, das über Vernunft und Verstand hinausgebt, mit dem, wovon das heutige Evangelium spricht. Das Reich Gottes, das dich völlig einnimmt.

„Das ist mein Leib“ und „Ich spreche dich los“.

Die Gottesmutter begleitet uns in all dem, denn sie ist deine Königin, deine Erzieherin. Sie ist es, die sich darum kümmert, dass das Brot, das deine Eltern geschenkt haben, frisches Brot bleibt, leckeres Brot, glaubwürdiges Brot, attraktives Brot. Warum? Weil sie nie aufhört, uns zu erziehen, uns zu bilden.

Wir haben außerdem den Vorzug, dass dieses Priestertum, das wir erhalten und in dem Maria uns erzieht, ein Priestertum ist, hinter dem ein Zeuge steht, unser Vater und Gründer. Er ist ein mutiger und freier Mensch, weil er frei war. Bitte ihn, dir diese Freiheit zu geben für was auch immer im Willen Gottes ist, und diesen Mut, der es dir erlaubt, für alle zur Verfügung zu stehen, selbst für jenen Schrecken, den das Leben mit sich bringen kann.

Frei und mutig.

Treue Zeugen, um anderen zu dienen.

Er nahm das Brot, segnete es, brach es und gab es ihnen.

Danke, dass du das verkörperst.

Amen.

 

Bei der Priesterweihe, Handauflegung (P. José María).

 

Original: Spanisch: Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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