Veröffentlicht am 2018-10-16 In Leben im Bündnis, Schönstätter

100 Jahre später … Das Geheimnis geht weiter

FRANKREICH, Roberto M. Gonzáles •

Vom 4. bis zum 7. Oktober reisten Pilger aus vielen Ländern nach Cambrai (Frankreich), um sich an den 100. Todestag von Joseph Engling zu erinnern, etwas mehr als zwei Wochen nach dem 50. Jahrestag des Todes von Josef Kentenich.

 

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Die Feier war geprägt von vielen Neuheiten. Die wichtigsten waren, dass für die gesamte Organisation die Schönstattfamilie von Frankreich verantwortlich war, und die Anwesenheit des neuen Erzbischofs der Diözese Cambrai, Vincent Dollmann, der Schönstatt seit kurzer Zeit kennt.

Die beim Heiligtum erlebte Atmosphäre war wirklich außergewöhnlich, da alle dort Versammelten eine starke Verbundenheit mit Josef Engling und dem einzigen Filialheiligtum in Frankreich haben.

Für viele war die Rückkehr nach Cambrai aus Anlass dieses Jubiläums eine starke Erinnerung an all die Erlebnisse hier während ihrer Zeit in der Schönstattjugend. Hier muss erklärt werden, dass das Gelände, auf dem sich heute das Heiligtum befindet, schon vor dessen Bau ein Ort der Begegnung für die Schönstattjugend Deutschlands war, und zwar aus zwei Gründen: um dort den Spuren Josef Englings zu folgen und wegen der Schwierigkeiten bei der Entwicklung Schönstatts in Deutschland in den Jahren des Exils von Pater Kentenich, weshalb die Jugendlichen ihre Zeltlager ihre Frankreich hielten, wo sie in völliger Freiheit schönstättisch schalten und walten kpnnten.

Das Heiligtum der Einheit machte bei diesem Jubiläum seinem Namen alle Ehre; es zeigte sich, dass die Liebe zu Maria und Christus viel größer ist als unsere Nationalitäten und Sprachen. Unter ein und dem selben Zeltdach konnte man Französisch, Deutsch, Spanisch, Englisch, Kirundi unter anderen Sprachen sprechen.

 

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Sein letzter Weg

Am Donnerstag, dem 4. Oktober, dem Todestag von Josef Engling, gingen wir nachmittags den letzten Weg, den er 100 Jahre zuvor bis zum Ort seines Sterbens gegangen war. Vorangetragen wurde die Auxiliar für Europa – Königin der Neuevangelisierung -, die zum ersten Mal Frankreich besuchte. Der Tag endete mit einer Messe, dem „Englingfeuer“ und der Aufstellung eines weißen Kreuzes am Sterbeort von Josef Engling auf dem Feld gegenüber dem Gelände des Heiligtums.

Am folgenden Tag pilgerten wir an einige Orte, wo Josef Engling in den Monaten vor seinem Tod gewesen war, und zum Kanadischen Memorial auf der Vimy-Höhe, wo wir die Situation, die Josef Engling Tag für Tag im Schützengraben erlebte, hautnah beobachten konnten.

Der für alle offensichtlich beeindruckendste Moment war der Aufenthalt am Ufer des Baches, an dem Josef Engling sein Leben für Schönstatt aufgeopfert hat; als besonderes Geschenk war das Original-Tagebuch von Josef Engling dabei. Dieses Angebot war seine „letzte Maienblüte“ des Jahres 1918, und dort konnte er dies am 3. Juni in sein Tagebuch schreiben. Mitten im Krieg.

 

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Ein toller Austausch

Am Samstag, 6. Oktober, besuchten wir morgens den Militärfriedhof der Stadt Cambrai, auf dem es ein gemeinsames Grab gibt mit dem Namen von Joseph Engling (mit einem falschen Datum aufgrund eines Schreibfehlers). Dort könnte sein Leichnam sein, auch wenn es dafür keine absolute Gewissheit gibt, nachdem sein Name der dortigen Liste angefügt wurde, nach jahrelangen Suchen und Untersuchungen durch Mitglieder der Schönstatt-Bewegung.

Anschließend fand im Heiligtum eine Begegnung der Jugendgemeinschaften statt, es wurden Erfahrungen und Zeugnisse aus dem Leben Josef Englings und Schönstatts ausgetauscht. Schönstätter aus Ecuador, Mexiko, Chile, Paraguay, Deutschland, Burundi, Frankreich, Belgien und Spanien waren dabei. Um diesen schönen internationalen Moment abzuschließen, gab es ein Theaterstück zum Leben von Josef Engling, aufgeführt von einer französischen Theatergruppe, das uns darauf vorbereitet hat, den Tag mit einem Moment der Reflexion durch persönliche Zeugnisse und Anbetung zu beenden.

Zum Abschluss des Jubiläums gab es eine feierliche Messe der Kathedrale von Cambrai, unter dem Vorsitz des neuen Bischofs von Cambrai und Erzbischof em. Robert Zollitsch aus Deutschland, Mitglied des Instituts der Schönstatt-Diözesanpriester, bei das Internationale wiederum eine zentrale Rolle spielte unter Betonung von Gabe und Opfer Josef Englings vor 100 Jahren, wodurch er zu einem der schönsten Sterne auf der Europaflagge geworden sei, die uns zu Frieden und Einheit unter den Völkern führe.

 

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Eine Frage und eine Strömung

Während der Tage der Jubiläumsfeiern sind manche Fragen zu Leben und Tod von Josef Engling aufgetaucht. Die Hauptfrage war: Was ist mit seinem Leichnam passiert? Warum ist er nie gefunden worden, wenn doch sein persönliches Tagebuch nach seinem Tod aufgefunden wurde?

Doch im Licht der göttlichen Vorsehung muss die Frage andersherum gestellt werden: Wäre seine Leiche später in den dreißiger Jashren gefunden und hinter dem Urheiligtum beigesetzt worden, wo die sterblichen Überreste seiner Mitsodalen ruhen, wäre dann diese Lebensströmung um die Suche danach und den Wunsch, ihn mehr kennenzulernen, entstanden? Doch vor allem: Gäbe es das Leben rund um das Heiligtum der Einheit, das bei seiner Einweihung am 12. September 1965 (erinnern wir uns daran, dass unser Vater und Gründer am 13. September das Telegramm erhielt, das ihn aus Milwaukee nach Rom rief) von der Schönstattfamilie als Symbol der Einheit zwischen dem deutschen und dem französischen Volk nach zwei schrecklichen Kriegen geschenkt wurde und zugleich als Bitte um die Rückkehr Pater Kentenichs zu seiner Schönstattfamilie?

Heute, 100 Jahre nach dem Tod von Josef Engling kann man sagen, dass sein Beispiel und sein Opfer auf diesem Schlachtfeld gekeimt und zu Leben und Fruchtbarkeit um das Heiligtum der Einheit geworden sind.

 

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FOTOALBUM

Cambrai 2018

 

Fotos: Javier Lucin, Ecuador

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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