Veröffentlicht am 2017-07-09 In Leben im Bündnis

Von Wespennestern, Straßenkindern und dem Reich Gottes

Maria Fischer •

Ein Wespennest auf einem Balkon in Siegburg ist ärgerlich, aber sicher kein Thema für einen Artikel auf schoenstatt.org. Doch wenn das Wespennest in einer Begegnung mit Pfr. Josef Neuenhofer und seinem Projekt Arco Iris für Straßenkinder in La Paz endet, schon. Und es war da ja noch nicht zu Ende …

Der Chef der Schädlingsbekämpfungsfirma aus dem Nachbarort kommt am Samstagmittag kurz nach zwölf, im vollen Schutzanzug und allem, was man braucht, um so ein Wespennest zu entfernen, Papierkram einschließlich. Bevor er loslegt, danke ich ihm, dass er so schnell und am Wochenende gekommen sei, ich sei allergisch gegen Wespenstiche, füge ich etwas lahm hinzu, sonst wäre ich nicht so hysterisch, nicht mal bei den Moskitos in Paraguay… „Ja, die sind aber doch wirklich gefährlich, die können Dengue und Zika übertragen…“ Der Mann ist vom Fach, denke ich, und ehe ich es richtig zu Ende gedacht habe, fragt er: Waren Sie dort? Beruflich?

Urlaub, sage ich, aber aktiv, und dann geht es ihm wie fast allen anderen, die nicht schnell genug weg sind, weil ich anfange, von den 100 Häusern, vom Jugendgefängnis in Itaguá und von Haus Madre de Tuparenda zu erzählen… „So mach ich auch lieber Urlaub“, erklärt er mir, „das ist doch viel interessanter als am Strand rumzuliegen…“ Dann widmet er sich meinen Wespen, doch als es an die Papiere geht, sagt er: „Das finde ich echt stark, was Sie da von Paraguay erzählt haben.“

Und dann: „Ich war vor ein paar Jahren in Bolivien, da hab ich auch so etwas erlebt. Meine Tochter hat ihr freiwilliges soziales Jahr in La Paz gemacht, da habe ich sie dann mal besucht. Die war da in einem Projekt für Straßenkinder, da war so ein Priester, ein Deutscher…“ – „Arco Iris?“, frage ich ungläubig? „Ja, Arco Iris, Regenbogen“, antwortet er. „Und der Priester heißt Josef Neuenhofer?“ – „José, José Neuenhofer heißt der“, antwortet er. Der Bundespriester Josef Neuenhofer.

„Das was der da für die Straßenkinder macht, das ist richtig stark“, sage ich. „Das ist so ganz auf der Linie von Papst Franziskus, arme Kirche für die Armen!“ – „Aus der Kirche bin ich schon vor Jahren ausgetreten“, antwortet er mir. „Und dazu hatte ich allen Grund! Das soziale Engagement der Kirche, das ist das einzig Gute daran, und das muss ich Ihnen sagen, was der José Neuenhofer da macht, das ist gut, das ist sehr gut, und das bewundere ich aus ganzem Herzen.“ Ich auch.

„Ich auch“, sage ich. „Das soziale Engagement, das zählt.“  Es ist so einfach, jetzt zu sagen, dass ich praktizierende Katholikin bin. Es stört ihn nicht im Geringsten. Wir reden über Arco Iris und die 100 Häuser und das Jugendgefängnis und was seine Tochter jetzt in Benin in Afrika macht und wo unsere Welt brennt und wo sie dank Menschen wie Josef Neuenhofer ein bisschen heil wird.

„Ich schicke jeden Monat eine Spende nach La Paz“, sagt er. Und während wir uns herzlich die Hand drücken an diesem 8. Juli, dem Priesterweihetag Pater Kentenichs, danke ich für eine Begegnung mittendrin im Reich Gottes, wo zwei in seinem Namen (auch wenn einer davon es nicht wusste) zusammen waren und er mitten unter uns war.

Wenn in unserem maroden Weltgefüge nur ein Kind weniger weint, dann ist die Welt ein wenig besser.  Ich kann die Welt nicht verändern, aber menschlicher machen.

– Josef Neuenhofer

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