Veröffentlicht am 2016-05-22 In Leben im Bündnis, Seminar Kentenich-Kommunikation

Hundert Jahre Zeitschrift MTA – erstes Seminar zur Kentenich-Kommunikation

P. PARAGUAY, von  Sandra Lezcano •

13125030_592896947531541_1617176622486001758_nDas Tagungshaus „José Kentenich“ beim Heiligtum von Tupãrenda, zwischen den Städten Itauguá e Ypacaraí gelegen, war Ort des ersten Seminars zur Kentenich-Kommunikation, an dem Schönstätter aus Brasilien, Chile und Paraguay, die bereits an konkreten Kommunikationsprojekten arbeiten, teilnahmen.

Anlass für das Seminar war die Feier des 100. Jahrestag der ersten Ausgabe der Zeitschrift MTA, die Pater Josef Kentenich ins Leben gerufen hat, und fand statt auf der Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit von Maria Fischer an der Fakultät für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Münster. Das Seminar, das auf schoenstatt.org schon Spuren hinterlassen hat, fand vom 29. April bis 1. Mai statt.

Dieses Seminar war ein Traum, den viele seit Jahren hatten, und der nun ausgerechnet 100 Jahre nach Erscheinen der MTA Wirklichkeit wurde. Pater Juan Pablo Catoggio, Vorsitzender des Generalpräsidiums Schönstatts und vor Jahren einer der ersten, der ein solches Seminar angestrebt hatte, grüßte die Teilnehmer von Schönstatt aus und beglückwünschte sie zu diesem Seminar:

„Ich freue mich sehr, dass dieses Seminar Kentenich-Kommunikation stattfindet. Ich möchte alle, die daran teilnehmen und alle, die es ermöglicht haben, zu dieser Initiative beglückwünschen und ermutigen.

Es schmerzt oft, dass Schönstatt und die Botschaft Pater Kentenichs nicht bekannter sind. Und das muss uns tatsächlich schmerzen. Doch vor allem müssen wir die modernen Kommunikationswege reflektieren. Wir haben viel zu sagen und wissen nicht wie.  Die Geschichte des Glaubens ist die Geschichte seiner Weitergabe und Kommunikation: Jesus selbst ist das Wort des Vaters, das sich uns mitteilt. Es ist die „Gute Neuigkeit“, die die Evangelisten und Apostel – die „Botschafter“ und „Gesandten“ – in der ganzen Welt verbreitet haben. Deshalb hält der Hl. Paulus fest: „Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt? Wie soll aber jemand verkündigen, wenn er nicht gesandt ist?“ Röm 10,14-15a.

Zweifelsfrei muss man überzeugt sein, um unsere Botschaft weiterzugeben, man muss aber auch überzeugend sein. Das erfordert eine Haltung, aber auch ein Wissen, wie es geht.

Kommunikation hat viel zu tun mit Wissenschaft, ebenso mit Kunst und Technik. Kommunikation impliziert einen Raum der Freiheit, des Respekts und der Kreativität. Pater Kentenich beherrschte die Kommunikation seiner Botschaft: Er konnte das in der persönlichen Begegnung von Angesicht zu Angesicht, in kleinen Gruppen oder auch vor einem großen Publikum. Er konnte Junge und Alte führen, Männer und Frauen verschiedener Kulturen, in verschiedenen Lebensphasen und Lebenslagen. Er konnte ermutigen und trösten, er konnte inspirieren und anregen, er konnte mit Großen und Kleinen reden und immer die Wahrheit verkünden, auch wenn ihn dies prophetischen Mut kostete und er die Konsequenzen tragen musste. Sein Wort weckte jedoch Leben: Es weckte Leben, weil er vom Leben ausging, vom Leben geprägt und Träger des Lebens war. Und sein Wort knüpfte Bindungen, baute Netzwerke, stiftete Gemeinschaft, schuf Kultur.

Ich wünsche Ihnen, dass dieses Treffen fruchtbar und hilfreich wird für die Kommunikation unserer Botschaft, das heißt, dass es Leben weckt, Brücken baut und Netzwerke knüpft. Auf diese Weise möge die Kommunikation hilfreich sein für Gemeinschaft, für Bündniskultur und Kultur der Begegnung.

Die Gottesmutter möge Sie vom Urheiligtum aus segnen, Ihr

P. Juan Pablo Catoggio«

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P. Antonio Cosp, Initiator des Seminars

Leben kommunizieren

Maria Fischer gelang es, den Teilnehmern die Grundlagen der Kentenich-Kommunikation zu vermitteln. Sie erläuterte, dass es um ein neues Kommunikationsmodell gehe, das über das Vermitteln einer Idee hinaus vor allem Leben vermittelt und Leben weckt, ein Modell, das von der ansteckenden Kraft von Begeisterung, Erfahrung und Herzensanliegen ausgeht.

Es ging darum, dass der Kommunikator überzeugt und berührt sein muss von dem, was er kommuniziert. Seine eigene tiefe Begeisterung entscheidet darüber, ob seine Kommunikation Leben entzündet oder nicht. Dabei geht es nicht darum, Begeisterung zu kommunizieren, sondern aus der inneren BeGEISTerung im Anderen Begeisterung zu wecken. Pater Antonio Cosp nutzte dabei das deutsche Wort „Begeisterung“, das mit „Geist“ zu tun hat, wie das spanische „entusiasmo“, das sich von einem griechischen Ursprung herleitet und „in Gott sein“ bedeutet. Wichtiges Element der Kentenich-Kommunikation ist auch die Ehrfurcht vor der Freiheit des anderen, was bedeutet, dem anderen immer eine Möglichkeit zu geben, sich in voller Freiheit etwas zu eigen zu machen oder nicht. Der berühmte Dreischritt: Gut für die Erzähler, gut für mich, gut als Sprungbrett für etwas Ähnliches, Größeres, Neues.

Pater Antonio Cosp machte deutlich: „Begeisterung ist eine Form der Vergöttlichung, ein Geist der Freude, etwas Göttliches, das sich dem anderen spontan mitteilt.“

Um Begeisterung ansteckend zu machen, braucht es die eigene Erfahrung – und danach einfach das Know-How der Vermittlung. Eine Kommunikation, die dem Leben dienen will, deren Ziel ist, dass im anderen Leben wächst, muss diese dazu bewegen, selbst diese Erfahrung machen zu wollen. „Erfolg“ einer Kommunikation nach Kentenich ist die freie Entscheidung, sich selbst auf die in Form von realen Geschichten aus dem Leben kommunizierte Erfahrung einlassen zu wollen.

Mit einem Eiszapfen zündet man kein Feuer an. Ein  Wort Pater Kentenichs, das in einem Land, in dem es niemals unter Null Grad ist, etwas schwierig zu vermitteln war! Doch es wurde klar: Man kann nichts wirklich begeisternd kommunizieren, man kann im Herzen der anderen kein Feuer entzünden, wenn man nicht selbst davon motiviert und begeistert ist.

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Pater Kentenich: väterliche = lebenzeugende Kommunikation

Pater Kentenichs Motivation für die Herausgabe der Zeitschrift MTA war nicht zuerst die Verbreitung Schönstatts und noch weniger die mediale Präsenz Schönstatts; wie bei allen Schönstatt-Projekten war es eine Reaktion auf die Stimmen der Zeit, auf eine Not und Notwendigkeit in Zeiten eines radikalen Wandels.

Pater Kentenich entdeckte, dass es bei den Sodalen in der einen großen Begeisterung für die Mission unterschiedliche Herzensanliegen gab. Einige brannten besonders  für die Kommunikation, andere für das Missionarische, andere fürs Gebet oder die Selbstheiligung. Der Reichtum Schönstatts besteht darin, dass jeder die Freiheit hat, die eigene leidenschaftliche Arbeit für das, was ihn begeistert, einzubringen. Damals wie heute.

Während des Ersten Weltkrieges sah Pater Kentenich die Notwendigkeit, ein Werkzeug zu finden, das es den jungen Sodalen ermöglichte, weiterhin mit ihm, mit denen, die für die gleiche Sache brannten, mit Schönstatt und mit allen in lebendiger Verbindung zu bleiben. So begann er, Briefe an die Sodalen zu schreiben – und die Briefe, der er als Antwort erhielt, bilden die Grundlage dessen, was die Zeitschrift MTA ausmacht.

Aus einem Briefwechsel wissen wir, dass Pater Kentenich innerhalb von zwei Jahren 15.000 Briefe seiner jungen Sodalen erhielt. Und las. Und beantwortete.

Es ist die Erfahrung, die der schönstättische Kommunikator auch heute sucht: Leben wecken durch das Erzählen der realen Erfahrungen. Entfernungen verkürzen durch Artikel, die uns Erfahrungen von Schönstättern und Nicht-Schönstättern aus allen Gegenden der Welt nahebringen.

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Echos auf das Seminar

Bei der abschließenden Auswertung des Seminars ging es um den konkreten ersten Schritt, den die Teilnehmer tun wollen, und um das, was sie insgesamt aus dem Seminar in Tupãrenda mitnehmen. Hier einige der Echos:

„Die Herausforderung ist, Pater Kentenich zu ‚klonen‘! Er war die personale Mitte der Kommunikation, das Herz der Kommunikation. Er hat die Botschaft allen vermittelt, ohne dabei auch nur in irgendeiner Weise das Eigene oder die Freiheit der anderen anzutasten. Er hat die Herzensanliegen und die Begeisterung jedes Einzelnen respektiert.“

„Mich hat die Barmherzigkeit von Pater Kentenich beeindruckt. Da ist viel von Blankvollmacht. Er hat auch die Ideen seiner geistlichen Söhne, die nicht in der Linie seiner Lieblingsidee lagen, respektiert und nicht ständig korrigierend eingegriffen.“

„Ich habe in der Kentenich-Kommunikation eine Strategie der Freiheit und Liebe entdeckt. Da wird niemand ausgeschlossen.“

„Pater Kentenich hat aus der Zeitschrift MTA eine Liebkosung der Gottesmutter für alle gemacht, die sie erhalten haben.“

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Eine Kommunikation in Freiheit und Demut

Wenn wir in schoenstatt.org im Fließtext nichts in Fett schreiben, dann hat das einen Grund: Fett ist Schreien, und in der Kentenich-Kommunikation wird nicht gebrüllt, geschrien und getrommelt. Es ist ein leises, demütiges Angebot.

Es geht nicht darum, etwas als dogmatische Wahrheit zu verkünden, sondern um die Vermittlung von etwas, das ich oder jemand anders selbst erfahren hat und das deshalb echt und authentisch ist.

Wichtig ist dabei immer das persönliche Interesse, die Fähigkeit, in allem eine neue, wichtige Botschaft zu entdecken und voll und ganz überzeugt zu sein, dass hinter jeder Person eine Geschichte, eine Bündnisgeschichte Gottes steht.

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