Veröffentlicht am 2015-05-02 In Leben im Bündnis

Palmsonntag in Tupãrenda: Ja, es hat sich gelohnt

Von Maria Fischer, aus Tupãrenda, Paraguay •

„Jetzt sind wir ein paar Minuten vor dem Anlass Ihrer Reise“, sagt Pater Antonio Cosp, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Paraguay, während wir zur Pilgerkirche in Tupãrenda gehen. Ich bin über 10.000 km gereist, um in diesem Moment hier zu sein, weil er mich einige Monate zuvor eingeladen hat, Paraguay zu besuchen, und zwar so: „Mir würde es gefallen, wenn Sie zum Palmsonntag, am 29. März, hier sein könnten. Es ist einer der Tage mit den meisten Pilgern (so ist es immer, wenn sie etwas mitnehmen können, ihren geweihten Palmzweigt….).“ Und jetzt ist es so weit: Tupãrenda, Palmsonntag, und das große weite Gelände füllt sich mit Pilgern, und überall sind diese geflochtenen und kunstvoll mit Blüten in allen Farben geschmückten Palmzweige…

Leiterschule, Einkehrtage für Ehepaare…

150329_0001-tuparenda-domingo-de-ramosSie sind aber nicht die ersten in Tupãrenda. Die Leiterschule der Mannesjugend der Diözese San Lorenzo ist schon seit Freitag da und beginnt die Feier der Heiligen Woche mit einer Heiligen Messe im Heiligtum von Tupãrenda, konzelebriert von ihrem Standesleiter, P. Oscar Saldivar, und Pater Antonio Cosp. Im Exerzitienhaus ist eine große Gruppe von Ehepaaren, über 50, ebenfalls aus der Diözese San Lorenzo, bei ihrer ersten Tagung der Einführung in die Familienbewegung Schönstatts, „eine Tagung, die ihnen ganz viel für ihre Ehe gibt“, so Pater Antonio Cosp. Viermal im Jahr findet allein in der Diözese San Lorenzo diese Einführungstagung statt für Ehepaare, die sich für Schönstatt interessieren. Auf dem Weg zum Heiligtum und zur Messe mit der Mannesjugend sieht man an diesem Samstagabend in jeder Ecke Ehepaare, die zusammensitzen; andere gehen Arm in Arm miteinander spazieren und kümmern sich nicht um den Nieselregen. Sie schauen einander an, reden, und man sieht einen Glanz in den Augen wie bei frischverliebten Paaren… Später haben sie eine Gebetsvigil vor dem Allerheiligsten und dann die „Nacht der Liebe“ mit Musik und Tanz bis in den frühen Morgen…

Viel Bewegung herrscht rund ums Heiligtum von Tupãrenda, und viel selbstloser Dienst im Hintergrund, mit Liebe und Begeisterung verrichtet. Einschließlich des Umräumens all der geliehenen Stühle vom Gelände hinein in die Kirche „Maria von der Dreifaltigkeit“, weil der Regen nicht aufhört und das ganze Gelände aufgeweicht ist. In jeder Ecke der Kirche sind irgendwelche Gruppen bei der Arbeit, um alles vorzubereiten für das große Fest am Palmsonntag, dem ersten, der in der gerade erst am 28. Dezember eingeweihten Kirche gefeiert wird.

Segnung der Arbeitsteams

Früh am Morgen des 29. März geht P. Antonio Cosp Richtung Kirche, geht vorher noch in den Andenkenladen und die Kantine, um die Teams, die dort Dienst an den Pilgern tun werden, zu segnen und sich gemeinsam der Muttergottes von Tupãrenda, der Gottesmutter von Schönstatt, zu weihen. In der Kirche, lassen sich die Kommunionhelfer und das ganze große Liturgieteam, festlich gekleidet für die Feier, segnen, und weihen sich für ihren Dienst. Der Chor des Männer-Rosenkranzes bereitet sich auf die musikalische Gestaltung der Messe vor, Palmzweige werden um den Altar gerichtet, die Priester beginnen mit dem Beichthören, und die Kirche füllt sich mit Pilgern jeden Alters. Die Verantwortlichen der Heiligtumspastoral schätzen, dass es mindestens 2500 bis 3000 Menschen waren. 150329_0003-tuparenda-domingo-de-ramos

Der große Moment: Palmweihe

Trotz des Regens beginnt von einem Moment auf den anderen eine Strömung nach draußen, hin zum großen Kreuz der Einheit. Das Liturgieteam bereitet auf den großen Augenblick der Palmweihe vor, diesen Moment, in dem das Volk Gottes Jesus bei seinem Einzug nach Jerusalem begleitet, Jesus, der auf einem Esel als demütiger König, als dienender König, als König und Freund kommt, um sein Leben zu geben für dieses Volk. Alle heben ihre Palmzweige in die Höhe, während Priester und Laien durch die Menge gehen und die Zweige segnen. Ramón und Marité Marini, die Leiter des internationalen Familienbunds, schenken mir in einer Geste ihrer typischen Solidarität einen ihrer Palmzweige, damit ich an diesem Tag nicht ohne bleibe (denn vor lauter Schauen und Staunen habe ich verpasst, mir einen zu besorgen). Jeder der Anwesenden versucht alles, damit sein Palmzweig wenigstens einen Tropfen Weihwasser bekommt. Freude auf allen Gesichter, Lieder, Klatschen…

Pater Oscar Saldivar steigt auf den Esel, der schon geraume Zeit wartet, um zur Kirche zu reiten, mit einem riesengroßen Palmzweig in der Hand; er segnet die Menschen, die den Weg säumen und ihre Palmzweige schwenken. Irgendwann hat der Esel genug von all dem und bewegt sich keinen Millimeter mehr voran, „Jesus“ schaut etwas verzweifelt um sich, bis der kleine Jesus – der Junge, der den Esel begleitet, heißt wirklich so – diesem ein paar Worte in die langen Ohren flüstert und es weiter geht.150329_0005-tuparenda-domingo-de-ramos

Auf dem Weg mit der Kirche im Herausgehen

150329_0008-tuparenda-domingo-de-ramosMit Liedern und Lesungen, der Freude des Einzugs des Herrn in Jerusalem und dem Ernst der Passion entfaltet sich die festliche Liturgie, die vom Chor des Männer-Rosenkranzes mit Liedern in Spanisch und Guarani gestaltet wird: eine Liturgie, die hineinführt in das Kernstück der Erlösung, in Passion und Sterben Jesu, und die schon die österliche Freude der Auferstehung atmet.

„Gehen wir nicht nur in diesen heiligen Tagen mit Jesus. Unser ganzes christliches Leben ist ein Gehen mit und hinter Jesus, ein Gehen mit seinen Jüngern, ein Gehen mit der Kirche im Herausgehen. Und mit Jesus und seinen Jüngern gehen ist nicht nur ein Weg der Wandlung, sondern auch der Hoffnung und tiefer Freude“, sagt Pater Oscar Saldivar in der Predigt mit Bezug auf Evangelii Gaudium. „Denn das Gehen auf dem Weg der Wandlung weckt in unseren Herzen die Hoffnung und lässt Freude entstehen. So haben das diejenigen ausgedrückt, die Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem gefolgt sind und mit Freude und Hoffnung riefen: ‚Hosanna! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn‘ (Mk 11,9).

Diejenigen, die hinter Jesus hergehen, sind diejenigen, die sich wie er entäußert haben, sich von sich selbst gelöst haben, sich gelöst haben von allem, was ihnen nicht erlaubte, wie er und mit ihm und seinen Jüngern zu gehen.“

Wallfahrt zum Heiligtum

150329_0009-tuparenda-domingo-de-ramosDie Heilige Messe schließt mit der Einladung an alle, zum Heiligtum zu pilgern, während die neuen Missionare der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter ihre Bilder erhalten – und das in Gegenwart der „Peregrina del Padre“, jenes Bildes der Pilgernden Gottesmutter, das Don João Pozzobon am 19. März 1968 Pater Kentenich geschenkt hat – eine Pilgermadonna, die in den Händen von zwei Heiligen war und die aus ihrer Vitrine im Haus Marienau in Schönstatt herausgegangen ist, um zu ihren Missionaren in Paraguay zu kommen. „Ich habe an ihren Besuch gedacht, und ich wünsche mir, dass die Gottesmutter uns hilft, dass unsere Hände die dritten Hände von Heiligen werden, die sie tragen“, schrieb José Aníbal Argüello von der Jugend-Kampagne spät am Abend vorher, um die Peregrina del Padre für diesen Moment zu erbitten. Wer könnte dieser Bitte widerstehen?

Alle pilgern zum Heiligtum, wo sie das Liebesbündnis erneuern, und viele bleiben noch dort, um zu beten. Andere kommen zum Offenen Vortrag der Familienpastoral von Tupãrenda mit dem Thema: „Vom Heiligtum aus lebendiges Heiligtum“, und in jeder Ecke des wunderschönen Geländes sieht man Gruppen im Gespräch, beim Begrüßen, beim Austauschen von Erfahrungen… Menschen, die aus dem Heiligtum gehen, um zurückzukommen, und die zurückkommen, um erneut herauszugehen, so wie Pater Oscar am Schluss der Predigt gesagt hat:

„Möge Maria, unsere Mutter und Erzieherin, uns lehren, mit Jesus und wie Jesus zu gehen, und dass wir uns in diesen heiligen Tagen von ihm zum endgültigen Jerusalem führen lassen, zum endgültigen Heiligtum, indem wir tief teilhaben an seinem Tod und seiner Auferstehung. Amen.“

Ich bin 10.000 km weit gefahren, um diesen Palmsonntag in Tupãrenda zu erleben. Und ja, es hat sich gelohnt. Danke, Tupãrenda.

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

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