Veröffentlicht am 2014-11-02 In Leben im Bündnis

Ein Ort, an dem die Vision einer neuen Kirche Gestalt annimmt

ROM, mda. Die Südafrikaner kommen schon eine halbe Stunde früher – und sind die letzten, die Belmonte noch einmal ganz für sich allein haben. Denn vom frühen Morgen des 23. Oktober an setzt ein Strom von Pilgern ein, der erst am 27. Oktober wieder abreißt. „So menschenleer habe ich Belmonte nicht erlebt“, schreibt Edeltraud Hemetzberger als Kommentar zum Bericht über die ersten ruhigen Tage „zwischen Schönstatt und Rom“, als jede ankommende Gruppe das Gelände und die ehrenamtlichen Mitarbeiter für sich hatte. So menschenleer war es danach für fünf Tage nie mehr … Das Heiligtum, die Zelte mit den Krügen aus aller Welt, die Statue Pater Kentenichs, der kleine Bildstock als Zeuge des unscheinbaren Anfangs und ja, das Domus Pater Kentenich, in dessen weitem, hellen Foyer hemmungslos die „vierte Wallfahrtsgnade“ (Einkaufen) erlebt werden kann, sind Anziehungs- und Begegnungspunkte für angemeldete und nicht angemeldete Gruppen aus Südafrika, Neuseeland, Kenia, Argentinien, Chile, Italien, Mexiko, der Dominikanischen Republik, Italien, Costa Rica, Burundi, Nigeria, Paraguay, Spanien, Chile, Peru, Brasilien, Schweiz, Polen, Tschechien, Portugal, Schottland, USA, Kolumbien, Bolivien und wahrscheinlich noch viele andere …

Die erste Frage stellt an diesem sonnigen, warmen Morgen am Eingangstor von Belmonte, während die südafrikanischen Pilger die neuen Broschüren als Geschenk erhalten und auf Belmonte willkommen geheißen werden, ein Priester aus Kenia: „Können wir hier zelebrieren?“ Strahlend nimmt er das „Ja, nicht im Heiligtum, aber oben in Zelten!“ auf – und am Ende dieses Tages werden es sechs, am nächsten sogar neun heilige Messen gewesen sein, die in den einfachen Zelten mit Blick auf das Heiligtum gefeiert worden sind, in Spanisch, Deutsch, Englisch…  Pater Guillermo Carmona und Pfr. Alan Sosa aus Argentinien feiern mit ihrer Pilgergruppe die heilige Messe, während der Pater Carmona das Kirchenbild Pater Kentenichs zeichnet und deutlich macht, dass dieser Ort hier in Rom dafür steht, für diese Gabe und Aufgabe. Aloisia und Albert Busch sorgen mit Achtsamkeit und Engagement dafür, dass jede Gruppe die heilige Messe feiern kann, dass die Messbücher in der richtigen Sprache da sind und alles ruhig abläuft. Als am Freitagabend auch die Gruppe aus Trujillo, Peru, die sich über ihre Reiseagentur zur Messe angemeldet hatte, im Zelt ihre Messe feiert, ist nicht nur bei ihnen die Freude groß, sondern auch bei allen Mitarbeitern – diese Möglichkeit hätte nicht fehlen dürfen. „Belmonte macht‘s möglich“, sagt Cassio Leal aus Brasilien, der die Peruaner geführt hatte und am selben Abend gegen 20.00 Uhr noch eine unangemeldete Gruppe aus Brasilien über das Gelände begleitet.

Zur Einweihung die Krüge, jetzt ein Zimmer

In der Zelten am Eingang von Belmonte – die in der Nacht noch vom heftigen Wind durch die Luft gewirbelt wurden – sind die Krüge aufgestellt, die vor zehn Jahren zur Einweihung gebracht wurden. Die Pilger suchen „ihren“ Krug, hören die Geschichte vom Krug aus Chile, der im April diesen Jahres, in der Woche des Erdbebens,  ins Heiligtum gebracht wurde und in dem noch einige Zettel mit Beiträgen zum Gnadenkapital waren, „übrig“ von der Einweihung vor zehn Jahren. Die Australier erklären – mit leichtem Bedauern -, dass sie ihren Krug damals wieder mitgenommen haben. Aber dafür haben sie eine Mappe mit der Sendung ihrer Heiligtümer dabei, die im „Dokumentenschrein“ des Matri Ecclesiae-Heiligtums bleiben soll, und: Fotos vom Aborigine-Kreuz, das sie für ihr Zimmer im Tagungshaus bringen werden, sobald es fertig ist. Sie sind unendlich stolz darauf, die ersten zu sein, die sich für ihre Symbole entschieden haben. „Die haben es auch leichter, die sind weniger als wir“, sagt ein Ehepaar aus Paraguay, als sie die Geschichte hören. Und im Weitergehen fangen sie mit mehreren an zu überlegen, was sie denn für ihr Zimmer bringen… „Also etwas aus Palosanto müsste es sein“, so Estela Franco. „Und ein Bild von den Jesuitenreduktionen vielleicht…“ Die Pilger aus Tschechien, die am Samstagnachmittag kommen, als die meisten anderen in den Messen der Sprachgruppen sind und Belmonte dank der „verrückten Idee“ des internationalen Teams aus IKAF und schoenstatt.org geöffnet bleibt, erzählen davon, wie sie schon vor Jahren auf den Türstürzen „ihres“ Zimmers ihre Namen geschrieben haben und wie die Kinder dort Kapellchen gezeichnet haben. „Jeder Bischof, Politiker oder einfache Pilger, der einmal in unserem Zimmer übernachtet, soll teilhaben an der Bündnisgeschichte unseres Landes und den Gnaden unserer Heiligtümer“, so Pfr. Frantisek.  Eine Jugendliche aus Paris, die mit der australischen Gruppe unterwegs war, fragt: „Wenn Frankreich ein Heiligtum hat, hat es doch auch ein Zimmer. Wer kümmert sich denn darum?“  Und die Australier antworten schneller als die Mitarbeiterin von Belmonte: „Du! Du machst das, du fängst einfach an!“

Statt Fußballtrikots ein Beitrag für Belmonte

Tita Andras, Chilenin aus Österreich, sitzt eigentlich beim Übersetzen im provisorischen Büro von schoenstatt.org, als das Internet ausfällt. So geht sie aufs Gelände, obwohl sie gar nicht eingeteilt ist, und landet bei der Gruppe der Schönstattjugend aus Paraguay mit Pater Tommy Nin Nitchell.  „Pater Tommy hat nach meiner Erklärung zu den Jungs gesagt: Jungs, ihr habt so viele Fußballtrikots gekauft und so viel Geld für Kitsch und Krempel ausgegeben, aber hier lohnt sich die Investition wirklich! Also los…“ Und am Ende sind 130 € für Belmonte zusammen. „Ja, die Schönstatt-Mannesjugend von Paraguay ist in Belmonte präsent! Diese Jungen habe ich echt ins Herz geschlossen“, so Tita Andras.

Kultur der Begegnung

“Kultur der Begegnung ist Bündniskultur, und daraus entsteht Solidarität“, sagt Papst Franziskus der Schönstatt-Bewegung am Samstag in der Audienz. Kultur der Begegnung erlebt man in diesen Tagen auf Belmonte. „Es war ein riesiges Geschenk, zwei Tage auf Belmonte für die Pilger da zu sein, die zu ‚unser aller Heiligtum‘ kamen“, so Tita Andras. „Ich bin immer noch so ergriffen von diesen Momenten, als ich wirklich erlebt habe, dass ich Teil einer Familie bin; ich habe jetzt Familie in Costa Rica, Paraguay, Ecuador, Mexiko, Texas, Schottland, Burundi, Italien…“ Wiedersehen nach langer Zeit, Menschen kennenlernen, die man bisher nur als Namen oder aus Artikeln auf schoenstatt.org kannte, mit Händen und Füßen reden, Umarmungen, Erzählen, Einladungen… Auf Belmonte ist es möglich. „Hier ist so viel Platz, da hätte sich die ganze Familie treffen können“, meint jemand aus Chile. Aber auch so ist es Begegnung der ganzen Familie – wenn eine deutsche Gruppe aus dem Heiligtum kommt und Peruaner hineinströmen, wenn vor dem großen MTA-Mosaik  „Gib mir dein Gesicht“ Chilenen, Brasilianer und Argentinier gemeinsam nach den Gesichtern von gemeinsamen Freunden in diesem Bild suchen, wenn deutsche Verkäufer am Souvenirstand all ihr Spanisch zusammenkratzen, um auf die bei der Audienz gesegneten Rosenkränze aufmerksam zu machen, und der Kunde lachend antwortet: „Sie können ruhig deutsch mit mir reden, ich bin aus Stuttgart!“

Als eine Gruppe von Marienschwestern und Pilgern aus Deutschland mit gemessenen deutschen Liedern die Ur-Peregrina ins Heiligtum bringt, sind gerade noch zwei Auxiliares auf dem Gelände, denen innige, laute und herzliche Verehrung in Spanisch, Italienisch und Portugiesisch entgegenschlägt. Ganz sicher sind manche Pilger nicht, welche nun welche ist…  Auch das ist Begegnung.

Bücher, Tassen, Nudeln, Rosenkränze…

Pfarrer Zipfel hat die Grundregeln des Marketing offenbar im Schnellkurs gelernt. Mit sichtlicher Begeisterung preist er die „Petersdom-Nudeln“ an, die zum Renner bei den Einkäufen am Schluss der Führungen werden – vor allem, nachdem er in fast makellosem Italienisch behauptet, dass Papst Franziskus täglich diese „Pasta di Belmonte“ essen würde.

Maria Teresa Ramírez Canales, Geschäftsführerin des Patris-Verlags Chile, steht mit ihrem Mann hinter dem Stand in der Domus Pater Kentenich, als habe sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan, als in Rom Belmonte-Literatur in verschiedenen Sprachen zu verkaufen. Hin und wieder eine kurze Rückfrage mit Finger auf dem Titelblatt: „Ist das hier Englisch oder Portugiesisch?“, und dann geht es los. Viel zu schnell ist alles ausverkauft, was da ist. Bestellungen werden entgegengenommen für die Buchläden in Australien und Brasilien. Gegenüber gehen Tassen, Postkarten, Rosenkränze, Fächer, Kalender und vieles mehr weg. Viele Gespräche sind nicht möglich, dafür ist der Ansturm zu groß, doch abends erzählen die „Verkäufer“ einmütig von glücklichen und erstaunten Pilgern. Sehr zur Freude von Ulli Grauert und Norbert Jehle sind die Rosenkränze mit dem Gute-Hirten-Kreuz von Papst Franziskus innerhalb von wenigen Stunden vergriffen. Da die eigentlich bestellten Rosenkränze mit Belmonte-Logo auf der MTA-Medaille seit vier Wochen im Zoll festhingen, waren einige Mitarbeiter am Mittwochmorgen losgefahren und hatten bei Soprani eingekauft… und die beiden hatten mit wachsender Begeisterung die einfachen Kreuze an den Rosenkränzen abgemacht und die Papstkreuze befestigt. Und dass diese Rosenkränze am 22. Oktober bei der Audienz vom Papst gesegnet worden waren, macht sie noch kostbarer! Und am Nachmittag des 23. Oktober bekommt Maria Mieling ihr erwartetes Wunder. Die Rosenkränze, die seit vier Wochen im Zoll hängen, kommen an. Alle hatten die Hoffnung aufgegeben. Nur Maria Mieling hatte gesagt: „Wieso, da braucht es doch nur ein Wunder!“

Unser aller Heiligtum

Ja, dieser Ort gehört uns allen, sagt Tita Andras. „Wir alle müssen beten, Beiträge zum Gnadenkapital bringen und konkret mit unseren Spenden beitragen, dass das Geschenk, das die Schönstattfamilie unserem Vater vor über 50 Jahren gemacht hat, Wirklichkeit wird. Belmont, ich trage dich im Herzen!“

Pater Kentenich hat die Geschenke, die er erhalten hat, weitergeschenkt, sagt einer der argentinischen Pilger. „Wem wird er Belmonte schenken?“ – Die Antwort kommt sofort und einstimmig: Papst Franziskus. „Dann sollten wir uns aber beeilen, dass das Geschenk bald fertig wird!“

 

 

Belmonte

 

Mehr: www.roma-belmonte.info und www.offerta.roma-belmonte.info

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