Veröffentlicht am 2013-08-07 In Leben im Bündnis

Schnitzeljagd mit dem lieben Gott – das XIV. Engling-Treffen in Prositten

POLEN, Alicja Kostka, Lambert Schroedter. Die erste Spur: Das alte Foto. Als der erste Teilnehmer des diesjährigen Englingtreffens, Pfr. Balthasar Blumers das Haus von Josef Engling betritt, erwartet ihn ein Foto. Es zeigt ihn als jungen Priester vor 22 Jahren, der auf den Spuren Josef Englings in Prositten weilte. Viele Jahre hat es gedauert, bis die Besitzerin des Fotos und des Albums mit den verschiedenen Prositten-Pilgern, Alicja Kostka, ihn identifiziert hat und nun im Engling-Haus als Gast begrüßen konnte. In der feierlichen Predigt erwähnt Pf. Blumers diese erste Begegnung mit der Engling-Heimat. Heute kommt er mit einer Gruppe von Pilgern und ihn erwartet ein offenes Haus. In seiner Gruppe ist auch Frau Alicja Ramus, die auf seine Anregung hin die Broschüre über Josef Engling von K. Lukasek, „Gott braucht keine Reklame“ übersetzt hat. Heute gehört diese Publikation zu den beliebtesten in Polen, wenn es um Josef Engling geht.

Frau Ramus freut sich, nun im Engling-Haus zu sein und Autogramme auszuteilen: „Der Gewinn vom Verkauf des Buches kommt dem Engling-Haus zugute!“, sagt sie stolz.

So führen die Spuren der Vergangenheit in die Zukunft. Gott führt nach seinem Plan.

Die zweite Spur: Das Ziborium in der Heimatkirche von Prosity und „Das Gleis 8“

Vor 40 Jahren hat der Frauenbund in Ostdeutschland das Ziborium für die Heimatkirche Englings geschenkt. Den Deckel des Ziboriums schmückt eine Krone, mit der die Bundesschwestern damals die Gottesmutter gekrönt haben mit der Bitte um Verbreitung Schönstatts in der Heimat Josefs. Jahrzehnte hat das Ziborium im Stillen des Tabernakels der Dorfkirche gewirkt. Als es erarbeitet wurde, ist Alicja Kostka, die heutige Verwalterin des Hauses und Trägerin Schönstatts in Ermland, gerade erst geboren. Gott hat andere Dimensionen, wenn es um Zeit geht. Als sie als Schülerin des Gymnasiums von Allenstein nach Hause fuhr, hörte sie täglich eine Durchsage am Bahnhof: „Der Bus nach Bisztynek via Tulawki, Jeziorany fährt vom Gleis 8. (Es war die Strecke nach Prosity). Ihr Bus fuhr vom Gleis 7 zur derselben Zeit. Noch heute kann sie sich erinnern, wie sie über die ungewöhnlichen Namen der angesagten Dörfer gelacht hat. Sie konnte nicht ahnen, dass ihr einmal diese Strecke zum Schicksal wird, zum Inhalt ihres Lebens. Aber erst wird sie noch zum Studium geschickt, nach Lublin. Dort lernt sie Schönstatt und den Frauenbund kennen.

In der Messe beim Engling-Treffen krönt sie nun mit Dankbarkeit erneut die Gottesmutter mit dem Ziborium und erwähnt das Zeugnis ihrer Berufung für Prositten. Ein Nachdenken über die Führung Gottes im eigenen Leben wird fast vernehmbar in der Stille der Anbetung. Die Gottesmutter nimmt erneut die Krone.

Die dritte Spur: Eheweg beim Bildstock

Ein Wunsch nicht nur von Josef Engling, sondern auch von der jetzigen Schönstattfamilie in Ermland ist das Heiligtum in ihrer Heimat. Ein langer Weg! Die letzte Vereinbarung mit der Gottesmutter beim Bildstock in Kudypy war: Wenn die Gottesmutter den Eheweg am Ort genehmigt, der am Bildstock vorbei gehen wird, dann will sie auch das Heiligtum haben. Gerade im Umkreis des Treffens wurden die letzten Vereinbarungen mit dem Oberförster in Kudypy im Blick auf den Ort des künftigen Eheweges getroffen, sowie mit dem Schnitzer, der die Tafeln für die Stationen des Eheweges anfertigen soll. Der Weg geht weiter. Die Gottesmutter bleibt treu.

Die 4. Spur: Die Krönung und die Männerbewegung

Lambert M. Schroedter, der Initiator des Engling-Treffens, dieses Jahr ausnahmsweise nicht anwesend, hat 1987 die Gottesmutter in Swider bei Warschau gekrönt mit der Bitte um Männerberufe für Schönstatt. Bei diesem Treffen kamen Vertreter von 2 Gruppen von Männern, bei deren Entstehung er tatkräftig mitgewirkt hat. Sie vereinbaren gemeinsame Exerzitien und finden zu einander, die jüngeren Männer aus Bydgoszcz und die erwachsenen Männer aus Warschau. Lambert darf sein Abwesend-Sein – aus gesundheitlichen Gründen – und sein Gebet dafür schenken. Auf diese Weise ist er noch mehr anwesend. Sein Impuls über Josef Engling regt zu einer heißen Diskussion an: Es geht nicht darum, Josef zu kopieren, sondern einen eigenen Weg in der Eroberung des unbekannten Landes, „das eigene Ich“, mit der Gottesmutter zu suchen und ihn zu gehen. Josef steht für unübertreffliche und verlockende Fruchtbarkeit dieses Weges.

Die 5. Spur: Die Ernennung des Relators und das Gebet um das Wunder

Kurz vor dem Treffen wurde bekannt, dass im Mai dieses Jahres, in der Zeitspanne zwischen dem Heimgang von Herrn P. Hannappel und dem Geschenk des Urheiligtums ein Relator im Seligsprechungsprozess von Josef Engling in Rom ernannt wurde. Somit geht der Prozess weiter. Der Dogmatiker aus Polen, Prof. Zdzislaw Kijas OFM Cap wird nun die Positio über den heroischen Tugendgrad Josefs und über das Wunder vorbereiten. Prof. Joachim Schmiedl wird ihn darin kräftig unterstützen. Im August trifft er sich in Rom mit dem Postulator des Prozesses, Dr. Jan Korycki SAC, um Näheres zu besprechen. Auch Korycki schickte einen Gruß an die diesjährigen Teilnehmer des Treffens mit der Bitte um das ausdauernde Gebet für das Wunder.

Seit einem Jahr beten viele Freunde Josefs um ein Heilungswunder. Die Person, für die wir beten, war zum ersten Mal als Pilger und Gast im Engling-Haus. Gemeinsam und ausdrücklich baten wir Josef in seinem Haus um diese Heilung. – Es ist ein heiliges Haus, weil da ein heiliger Mensch gewohnt hat – so das Fazit einiger Gäste dieses Treffens. Der Kranke, für den wir beten, und seine Frau schreiben das Zeugnis ihres Glaubens und Vertrauens in der Hauschronik Englings nieder. Wir glauben!

Wir glauben und schalten uns ein! Auch in den Glauben von Pater Kentenich, der in der baldigen Seligsprechung Josefs ein Schlüssel-Ereignis zu sehen glaubte. Seine Worte klingen ebenso rätselhaft, aber wir glauben ihnen: „Lass bald auch Josef Engling heiligsprechen und dadurch alle Widerstände brechen“

Die 6. Spur: Der 30. Juli geht weiter

Am 30. Juli 1918 verabschiedet sich Josef von Schönstatt. Pater Kentenich hat ihn noch an der Marienau entlang hinausgeleitet bis zu dem Ort, an dem die Gedenktafel aus diesem Anlass steht und an diesen eigenartigen Abschied erinnert. Josef schreibt davon an Pater Kentenich: „Der Abschied von zu Hause fiel mir schwerer als der von Schönstatt, aber die Trennung von letzterem empfinde ich schmerzlicher als die von Eltern und Geschwistern“ (1.8.1918). Josef geht, weil ihm die Gottesmutter und ihr Vorhaben mit Schönstatt wichtiger sind als sein Leben. Dafür lohnt es sich Schönstatt für immer zu verlassen, damit Schönstatt weiter lebt. Damit SIE wirken kann.

Auch an einem 30. Juli, genau vor 20 Jahren, begann der Weg von Alicja Kostka in der Gemeinschaft des Frauenbundes. Damals waren ihr die Zusammenhänge um das Datum keineswegs bewusst, da sie schlicht und einfach Josef Engling noch nicht kannte! Heute schaut sie dankbar auf die Wunderwelt Schönstatts in ihrem Leben und schließt das Bündnis der Liebe dankbar neu. Josef macht sich erneut unübersehbar in ihrem Leben. Zum 100. Jahrestag seiner Ankunft in Schönstatt schickt er sie zu seiner Schule nach Vallendar, heute PTHV, damit sie dort, wie er damals, in der Nähe des Gründers Schönstatt in sich aufnehmen kann. Auch dank eines Stipendiums, wie er damals! Präziser geht es nicht! Gottes Vorsehung hat Freude daran, unübersehbare Zeichen der Liebe zu setzen.

Gott führt seine Schnitzeljagd weiter. Es bleibt für beide Seiten spannend. Er kennt die Zeit und die Wege. Ihm macht es Freude, mit den Mitspielern im Liebesbündnis das Spiel weiterzuspielen. Aufgabe der Mitspieler bleibt es, staunend die Spuren zu erkennen und ihnen mutig zu folgen. Wohin dieses heilige Spiel führt, wird sich ja noch zeigen.

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