Suspendiert

Veröffentlicht am 2022-07-03 In Kentenich

Dekret über die Aussetzung des Seligsprechungsverfahrens für Pater Josef Kentenich veröffentlicht

Maria Fischer •

Das Bistum Trier hat das Seligsprechungsverfahren von Pater Josef Kentenich nun auch mit einem offiziellen Erlass des Bischofs, veröffentlicht unter der Nummer 176 im Kirchlichen Amtsblatt des Bistums Trier, ausgesetzt. —

Im aktuellen Amtsblatt (Juli) wurde das auf den 3. Mai datierte „Dekret über die Aussetzung des Seligsprechungsverfahrens für Pater Josef Kentenich“ veröffentlicht. Das vorläufige Ende des Verfahrens wurde am selben Datum vom Bistum Trier wie auch vom Geberalpräsidium des Internationalen Schönstattwerkes auch öffentlich bekannt gegeben, bis jetzt war das formale Dekret aber noch nicht veröffentlicht worden. Auch wenn dies eine Formsache ist, macht es die Entscheidung nun zur „harten Tatsache“, wie wir Journalisten sagen.

Im Dekret wird bekräftigt, dass mit der Entscheidung „kein abschließendes Urteil über Leben und Wirken“ Kentenichs gefällt werde. Es sei nicht ausgeschlossen, dass das Verfahren zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen wird, „sollten neue, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse vorliegen, die all die offenen Fragen zufriedenstellend beantworten“, so das von Ackermann und einer Kirchennotarin des Trierer Offizialats unterzeichnete Dekret. Eben diese Erkenntnisse sollen und können aber nicht im Rahmen eines Seligsprechungsverfahrens, sondern durch unabhängige, ergebnisoffene Forschung gewonnen werden.

Einige Schönstätter und Schönstattgemeinschaften wünschen sich eine Veröffentlichung des Berichtes, den Bischof Ackermann in Milwaukee beauftragt hatte im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gegen Pater Kentenich. Eine entsprechende Anfrage beim Bistum blieb bisher unbeantwortet.

Und was jetzt?

Gilt nun die Parole: Retten, was zu retten ist – also weiter wie bisher bei der Suche nach Wundern, Gebetserhörungen, Beten für die Seligsprechung und Möglichkeiten der Verehrung, nur etwas dezenter?

Versprechen an Papst Paul VI.

Versprechen an Papst Paul VI. – unretuschiertes Foto

Oder öffnet die Aussetzung des Prozesses uns nicht auch neue Möglichkeiten? Möglichkeiten, uns stärker auf das Charisma Schönstatts und seine Umsetzung in unserem Dienst in der Kirche und in den Bereichen des Lebens, in denen wir stehen – Umwelt, Politik, Bildung, Wirtschaft, Familie, Pflege, Armut – zu widmen? Uns mit dem Versprechen Pater Kentenichs an Papst Paul VI. zu befassen, uns die nachkonziliare Sendung der Kirche zu eigen zu machen und an ihrer Umsetzung und Entfaltung entscheidend mitzuarbeiten – und das in allen Bereichen, die das Konzil angesprochen hat, vom Kirchenbild und der Liturgie bis zu den Beziehungen der Kirche mit der Gesellschaft, anderen Konfessionen und Religionen, der Welt der Arbeit, der Kommunikation und so vielem mehr.

Hat das Bemühen um die „Heiligsprechbarkeit“ Josef Kentenich nicht oftmals in ein Schema gepresst, das viel zu eng und zu klein ist und das manche verleitet hat, nicht nur am Foto links von der Audienz bei Papst VI., sondern überhaupt an seinem Bild etwas zu retuschieren?

Gibt die „Ent-Konzentrierung“ auf die Seligsprechung des Gründers uns nicht Chancen, uns weniger mit uns selbst und mehr mit der Welt, für die wir da sind, zu befassen, und können wir dabei auch den Menschen Josef Kentenich mit seinen Erfahrungen, Grenzen, Verletzungen, seiner Selbsterziehung, seiner Größe, seinem Einsatz und seiner Werkzeuglichkeit zu nähern, nicht so sehr als Verehrer, sondern als Verbündete? Die hat er nämlich Zeit seines Lebens gesucht.

 

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