Dachau

Veröffentlicht am 2022-03-16 In Kentenich

Am 13. März 2022 in Dachau

DEUTSCHLAND, Schw. M. Elinor Grimm •

Ein Taborerlebnis war der Sonntag, 13.3.22 für alle aus der Schönstattbewegung, die nach Dachau gekommen waren, um an die Ankunft von Pater Kentenich vor 80 Jahren zu erinnern. Das Wetter – ein strahlend blauer Himmel – stimmte dazu ein. —

Ganz anders die Situation aktuell in der Ukraine und in anderen Kriegsgebieten – ganz anders vor 80 Jahren, als Pater Kentenich am 13.3.1942 als Häftling Nr. 29392 ins Konzentrationslager kam.

Weihbischof Dr. Josef Graf, Regensburg, ging in seiner Predigt genau auf diesen Kontrast des zweiten Fastensonntags – Taborereignis – auf der einen Seite und der Realität des Konzentrationslagers auf der anderen Seite ein. Erst wenn man tiefer schaut, meinte er in der Predigt, wenn man mit gläubigem Blick schaut, kann man erkennen, wie auch die liturgischen Lesungen dieses Sonntags zur Ankunft von Pater Kentenich im Konzentrationslager passen.

Dachau

We shall overcome…

Kurzfristig war der Gottesdienst wegen der Kälte und dem gesperrten Durchgang in die Kirche des Karmel verlegt worden. Dort gab es wegen der Covid-Maßnahmen nur 20 Plätze. Maßarbeit, es passte genau. Niemand musste vor der Türe sein. Die ganze Schönstattfamilie war vertreten mit Institut, Bund, Liga und Volksbewegung / unorganisiertem Schönstatt. Nach der heiligen Messe hat eine Karmelitin uns kurz das Durchgangstor geöffnet für einen Moment des Gebetes an Block 13. Am Block 26 erinnerten wir an die Lagerkapelle, die dort war und in der die inhaftierten Priester beinahe täglich die heilige Messe feiern konnten. In der Todesangst-Christi-Kapelle beteten wir intensiv um Frieden und sangen auf Wunsch eines Teilnehmers voll Vertrauen: „We shall overcome …“

Abends gab es noch das digitale Filmangebot „Arche und Leuchtturm“ (Dokumentarfilm über Pater Kentenich im KZ Dachau). Danach war ein reger Austausch – „Begegnung“ innerhalb der Schönstattfamilie, international. Viele, die nicht dabei gewesen waren, wollten hören, wie es vormittags in Dachau war. Anton Pfaffenzeller und Sr. Elinor berichteten.

Am Freitag zuvor wurde man bereits durch das digitale Kreuzwegangebot eingestimmt. Im Jahr 1942 war es ein Freitag, als Pater Kentenich in Dachau ankam. Der Mithäftling Heinz Dresbach ist als Zeitzeuge mehrmals zu hören, wie er Jahre später eine Schönstattgruppe in Dachau anhand des Kreuzweges durch die Gedenkstätte führte.

Nachdem es am Samstag eine technische Panne gab, wird das digitale Kreuzwegangebot (Zoom) wiederholt am Sonntag 27.3., 20-21 Uhr und am 6.4., 15-16 Uhr.

Auch der Film „Arche und Leuchtturm“ wird am 6.4. nochmals gezeigt: 20 Uhr (25 Min) – ebenfalls über Zoom.

„Der herrliche Berg der Verklärung und die Erniedrigung der Häftlinge“

Gerne greife ich nochmals die Predigt von Weihbischof Dr. Josef Graf auf:

„Im Evangelium das Lichterlebnis auf dem Berg der Verklärung und für Pater Kentenich die Ankunft hier in der Hölle des Konzentrationslagers. Der herrliche Berg der Verklärung auf der einen Seite und die Erniedrigung der Häftlinge hier in Dachau … Vor seinem Weg auf einen anderen Berg, nämlich vor seinem Weg hinauf auf den Kalvarienberg zu seiner Kreuzigung, soll den Jüngern noch einmal ein Licht aufgehen, damit sie nicht irre werden an Jesus.“

Mehrmals zitierte Weihbischof Graf aus „Ein Leben am Rande des Vulkans“ von Dorothea Schlickmann, so z.B. von der Einführungsrede des Blockältesten Hugo Gutmann am Abend des 13. März 1942, bei der dieser ganz bewusst Pater Kentenich provozierend ansprach: „Ihr Pfaffen, ihr redet vom Herrgott! Mir ist der hier noch nie begegnet!“ Dabei blickte er Pater Kentenich herausfordernd direkt ins Gesicht: „Dir vielleicht?“ – Die Antwort von Pater Kentenich: „Wenn Ihnen hier der Herrgott noch nicht begegnet ist, dann aber sicher der Teufel.“ (S. 186 ff)

Weihbischof Graf fährt in der Predigt fort: „Ja, ein Konzentrationslager musste von den Häftlingen eher als Herrschaftsbereich des Teufels denn als Ort der Gottesbegegnung empfunden werden. Eine Hölle auf Erden statt ein Vorauskosten des Himmels, wie es der biblische Berg der Verklärung ist. Welch ein Gegensatz zwischen dieser gleichsam himmlischen Szene und der Hölle eines Konzentrationslagers. Auf den ersten Blick ist das, wie gesagt so… Und dann erst die machtvolle Stimme aus der Wolke, dem Symbol der Gegenwart Gottes. Sie verkündet Jesus als den Sohn Gottes … Die Jünger brauchen dieses Zeugnis so sehr. Und ist es nicht tröstlich für uns? Obwohl ihnen so ein Licht aufgeht auf dem Tabor, werden sie dennoch an Jesus zweifeln, wenn es auf den Kalvarienberg geht … Trost für uns, denen auch die Zweifel an Gott kommen können. Trost für uns, wenn auch in uns die Angst aufsteigt und unser Leben zu einem Kreuzweg wird …“

Dachau

Russisch orthodoxe Auferstehungskirche. Hier beten wir besonders um den Frieden.

Der Kreuzweg der Häftlinge

„Der Kreuzweg der Konzentrationslager-Häftlinge. Es war auch Pater Kentenich nicht erspart. Dann gibt es aber bei ihm noch eine andere Seite, sozusagen die geistliche, die Innenseite: Pater Kentenich ist auf seinem harten Kreuzweg hier im Konzentrationslager in Dachau immer mehr in die Ergebenheit in den Willen Gottes und in die Christusnachfolge hineingereift … So konnte er dann für andere auf ihrem Kreuzweg im Konzentrationslager von Dachau zum Helfer werden. Im leiblichen und im seelischen Bereich. Vor allem den dort mit ihm inhaftierten Priestern“.

„Pater Josef Kentenichs Leidensweg in Dachau ist fruchtbar geworden. Sein Kreuzweg im Konzentrationslager ist zu einem Heilsweg geworden für viele. Fast könnte man an das Pauluswort denken: Ich „ergänze … in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt. (Kol 1,24)“

„Wir dürfen voll Zuversicht glauben, dass der vorbildliche Priester Pater Josef Kentenich mit seiner unsterblichen Seele bereits Anteil hat an diesem Ostersieg. Er hatte nicht nur während seiner mehr als drei Jahre im Konzentrationslager hier in Dachau einen Kreuzweg zu gehen. Dachau war wohl für ihn die von den leiblichen Qualen her härteste Zeit. Doch da war dann später noch das Kreuz des Missverstandenwerdens. Verdächtigungen der mangelnden katholischen Rechtgläubigkeit, das langjährige Exil in Milwaukee in den USA, wo er allerdings auch fruchtbar als Seelsorger wirkte.

Mögen alle Kreuzwege, die Pater Josef Kentenich erlitten hat und tapfer gegangen ist, weiterhin zum Segen werden für seine Gemeinschaft und so für die ganze Kirche. Und möge er bald zum Seligen unserer Kirche erklärt werden.“

Dachau

Das jüdische Mahnmal ist neu renoviert; die Inschrift über dem Eingang regt aktuell noch mehr an. Foto: Grimm


Fotos: Kiess, Grimm

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