Jorge González

Veröffentlicht am 2020-11-30 In Kentenich, Schönstätter

Wenn ein Sohn des Heiligtums von La Plata Weihbischof wird…

ARGENTINIEN, P. José María Iturrería und María Fischer •

Am 18. November hatten wir als Schönstattfamilie von Argentinien die Gelegenheit, die Bündnismesse im Heiligtum der Befreiung von La Plata zu begleiten, mit Weihbischof Jorge González von La Plata als Hauptzelebranten. —

Es war ein ganz besonderer Anlass, denn Weihbischof Jorge González ist der erste argentinische Bischof, der dem Bund der Schönstatt-Presbyter und einer Schönstatt-Priestergemeinschaft angehört. Bei dieser Gelegenheit, einige Monate nach seiner Bischofsweihe und ganz in der Nähe des Jahrestages seines eigenen Liebesbündnisses (am 17. November), wollte er eine Danksagungsmesse vom Heiligtum aus feiern, im Umkreis des Geburtstags von Pater Kentenich (16. November).

 

Mons. Jorge González en el Santuario de La Plata

Weihbischof Jorge González bei der Bündnismesse im Heiligtum von La Plata

Das Heiligtum im Schatten der Kathedrale

Das Heiligtum von La Plata hat seit seinem Ursprung eine besondere Sendung in Bezug auf die Kirche, so dass die Anwesenheit eines Schönstatt-Bischofs, der den Bündnistag feiert, eine tiefe Bedeutung hat. Erbaut im Schatten der Kathedrale, im Garten des Erzbischofs von La Plata, als Symbol für die „tiefe Einfügung des gesamten Werkes in die Kirche“, und 1965 von Erzbischof Antonio Plaza von La Plata, der die ersten Schönstatt-Patres geweiht hat, eingeweiht, hat es eine ganz besondere Beziehung zur Erzdiözese und zur Zeit der Befreiung Pater Kentenichs aus dem Exil. In seinem eigenen Namen wird es ausgedrückt: „Heiligtum der Befreiung des Vaters und der Liebe zur Kirche“.

Heute ist die Liebe zur Kirche näher und konkreter, wenn die argentinische Schönstattfamilie das bischöfliche Amt von Bischof Jorge Gonzalez begleitet und die Botschaft aufnimmt, die er an diesem Bündnistag vermittelte.

 

Mons. Jorge González en el Santuario de La Plata

Vor dem Heiligtum oder vor dem Bildschirm: dabei!

„Wir haben die Bündnismesse von Bischof Jorge online verfolgt. Aufgrund unseres Alters, beide über 70, passen wir auf und haben auf die Teilnahme verzichtet“, so Lilita und Carlos Ricciardi vom Familienbund und große Protagonisten der Familienmissionen. „Das Zeugnis, das der neue Weihbischof über das Leben Pater Josef Kentenichs gab, hat uns sehr gefallen. In dieser für Schönstatt sehr komplizierten Zeit ist sein Zeugnis als kirchliche Autorität sehr wertvoll. Hier in diesem Heiligtum ist der Priesterbund von Argentinien entstanden, sagte er, hier haben wir als Schönstätter von La Plata die Aufgabe, das Charisma Pater Kentenichs für die Kirche und die Welt frei zu stellen, hier feiern wir heute gemeinsam den 18., den Bündnistag. Aber nicht irgendeinen Bündnistag, wir feiern auch den Geburtstag Pater Kentenichs vor ein paar Tagen, ein Bündnistag inmitten der Erschütterungen zum Leben Pater Kentenichs, die aber helfen werden, sein Charisma als Mensch, Priester und Prophet im Ringen um eine neue Gesellschaftsordnung klarer werden zu lassen. Das haben wir mitgenommen aus der Predigt.“

Bischof Jorge González verknüpfte in seiner Ansprache den Geburtstag Pater Kentenichs mit dem Bündnistag. „Auch wenn wir ja längst wissen, dass er zwei Tage früher geboren wurde“, so sein Kommentar beim Weitergeben des Predigttextes.

Mons. Jorge González en el Santuario de La Plata

Ansprache von Weihbischof Jorge González am 18. November 2o2o

Vollständiger Text

Wie so viele andere Bündnistage sind wir im Heiligtum und feiern die Eucharistie, in dem tiefen Wunsch, unser Liebesbündnis mit der Gottesmutter zu erneuern. Im liturgischen Gedenken an die Einweihung der Basiliken St. Peter und St. Paul, und wir haben in diesen Tagen mehrmals den Weihetag einer Kirche gefeiert: St. Johannes im Lateran, unsere Kathedrale La Plata, heute St. Peter und St. Paul. Das Geheimnis des Tempels, der seine Vollkommenheit in Christus Jesus erreicht, Gottes Wohnung unter den Menschen. Maria, Tempel des Herrn, Bundeslade. Die Kirche ist ein Tempel des Geistes, jeder Christ ist ein Tempel des Geistes.

Die Texte: von der Erhabenheit des Salomonischen Tempels bis zur Einfachheit und Armut der Krippe: „Tempel Gottes“. MariaTempel Gottes… Sie behält alles in ihrem Herzen!

Heute ist Bündnistag

Aber nicht irgendein Bündnistag…

  • Die Pandemie, die uns alle erschüttert, die plötzlich kam und uns überraschte und ein großes Gefühl der Orientierungslosigkeit und Ohnmacht hinterließ, hat monatelang verhindert, dass wir den Bündnistag in unseren Heiligtümern von Angesicht zu Angesicht feiern konnten, wie wir es gewohnt waren. Doch dabei entstanden so viele andere Initiativen, die unseren geistlichen Weg förderten. Heute nun können wir diesen Moment als nationale Schönstattfamilie vom Heiligtum der Befreiung aus miterleben, und das ist schön und eine Quelle der Gnade!

Nicht irgendein Bündnistag…

  • Ich bin sehr dankbar für die Einladung von Pater Pablo, dem Bewegungsleiter in Argentinien, diese Eucharistie mit Ihnen allen, liebe Schönstattfamilie, zu feiern. Er beharrte darauf, dass wir als nationale Familie Gott danken müssten für die Berufung zum Bischofsamt, die Papst Franziskus einem Verbündeten der Gottesmutter, einem Sohn des Heiligtums, zuteil werden ließ… Es schien mir, dass dies ein günstiger Moment sein könnte, am Jahrestag meines Liebesbündnisses und von diesem Ort aus, dem Heiligtum von La Plata, meiner Kirche, wo ich als Weihbischof die Sendung zum Hirtendienst habe; im Schatten der Kathedrale, deren Pfarrer ich noch ein paar Tage lang bin; vom Heiligtum der Befreiung aus, wo die Gemeinschaft des Priesterbundes, meiner Schönstattgemeinschaft, entstand und wuchs, in meiner Heimatstadt…

Nicht irgendein Bündnistag…

  •  In einer Zeit großer Verwirrung, eines Mangels an positiver Führung, hat uns unser Papst Franziskus seine Enzyklika Fratelli Tutti geschenkt: über Brüderlichkeit und soziale Freundschaft, eine klare Botschaft, die das Evangelium atmet, die Botschaft Jesu, die uns ermutigt, uns als Brüder und Schwestern zu erkennen und so im gemeinsamen Haus zu leben, das der Vater uns anvertraut hat. Inspiriert vom Heiligen Franz von Assisi und dem seligen Charles de Foucauld Franziskus schlägt er vor, dass wir „auf eine soziale und politische Ordnung hinarbeiten, deren Seele die soziale Liebe ist“, d.h. eine Liebe, die fähig ist, „soziale Prozesse der Brüderlichkeit und Gerechtigkeit für alle hervorzubringen“ (Nr. 180). Der Papst besteht darauf, dass diese neue Ordnung, die die Menschheit verbindet, keine „bloße Utopie“ (Nr. 180) ist, sondern die Frucht einer persönlichen Bekehrung, die schließlich alle Institutionen, Gemeinschaften und Kulturen erreichen wird. Es ist ein Fahrplan, den wir aus erster Hand gut kennen und an dem wir hart arbeiten müssen… Leider sind viele journalistische Kommentare richtig bösartig und oberflächlich! In Fratelli Tutti präsentiert uns der Papst leibhaftig ein Panorama der heutigen Welt, mit ihren Problemen und Herausforderungen, die von der zerfetzenden Pandemie des Covid-19 bis zu den Wunden reichen, die die Missstände bei der Einwanderung, Rassismus, Arbeitslosigkeit, Diskriminierung der Frauen, Sklaverei und Menschenhandel, Abtreibung, Populismus, Kriege, Finanzspekulation, der technologische Machtmissbrauch oder die Todesstrafe verursachen…

Nicht irgendein Bündnistag…

  • Es ist ein neuer Jahrestag der Geburt unseres Vaters und Gründers, der Geburtstag Pater Kentenichs, wie wir in unserer Familie sagen… in einem Jahr, das in der Öffentlichkeit ein starkes Echo gefunden hat und in dem die Prüfung wieder einmal gegenwärtig ist: Wir sollten lernen, das Geschehene als eine erneute Prüfung zu lesen, die das Charisma unseres Vaters und Gründers durchlaufen muss, um zu einem genauen, gesunden Wissen über seinen Beitrag zur Kirche zu gelangen… was wir von La Plata gewöhnlich „die Befreiung seines Charismas“ nennen.

Mons. Jorge González en el Santuario de La Plata

Lassen wir uns nicht verwirren

In diesem so gezeichneten Rahmen danken wir Gott an diesem Bündnistag für einen Mann, einen Priester und einen Propheten unserer Zeit: Pater Josef Kentenich. Er wurde am 18. November 1885 in Gymnich (Deutschland) geboren, starb am 15. September 1968 in der Anbetungskirche (Schönstatt), wurde am 8. Juli 1910 zum Priester geweiht und übte sein Amt 58 Jahre lang ununterbrochen aus.

Seine große Aufgabe – und Leidenschaft – seines ganzen Lebens war der neue Mensch in der neuen Gemeinschaft, war, die Fundamente einer neuen Gesellschaftsordnung in der ganzen Welt zu legen.

Er begnügte sich nicht mit einer genauen Diagnose der gegenwärtigen Krise, sondern konnte sich mutig an die Arbeit machen und im kleinen Rahmen eine globale Antwort auf die Probleme der Gegenwart geben. Als charismatischer Pädagoge wurde sein System nicht abstrakt oder vom Schreibtisch aus entwickelt. Im Gegenteil, es entstand im täglichen Kontakt mit Männern und Frauen, mit dem Leben, inmitten ständiger Schwierigkeiten und Kämpfe.

Und das ist einer Zeit, die einen beispiellosen Wandel erlebt hat: Erster und Zweiter Weltkrieg, Russische und Chinesische Revolution, wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, das II. Vatikanische Konzil. Mit prophetischem Blick schrieb er 1941 aus dem Gefängnis in Koblenz: „Am Horizont zeigen sich – langsam deutlich erkennbar – die großen Strukturlinien einer neuen Weltordnung; eine alte Welt ist am Verbrennen…“ Wir können also sagen, dass Kentenich ein Grenzgänger ist, der die Dämmerung einer Epoche, die zu Ende geht, und die Morgenröte der Zukunft sieht und zu gestalten sucht. Damit erhält die Aufgabe seines Lebens auch säkulare Dimensionen. In Bezug auf die Vergangenheit bemühte er sich, in seinem Werk alles Große und Schöne, das die letzten vier Jahrhunderte über die noch verborgene Pracht der göttlichen Idee – des Menschen – enthüllt haben, sorgfältig zu erfassen und lebendig zu halten (vgl. Oktoberbrief 1949), und in Blick auf die Zukunft richtet sich sein Blick auf die kommenden vier oder fünf Jahrhunderte: „Die Besten aller Nationen fühlen instinktiv, dass wir vor einer geschichtlichen Wende von säkularem Ausmaße stehen, dass jetzt die Würfel fallen, die über das Los der Welt für die nächsten vier bis fünf Jahrhunderte entscheiden, sie spüren, dass alle ohne Ausnahme aufgerufen
sind zu schöpferischer Mitarbeit am neuen Weltbild – wenn nicht als Architekt und Baumeister, so doch als Handlanger“ Oktoberbrief 1949). Dies erklärt, warum er bekräftigte, dass seine Mission nicht so sehr darin bestand, eine Lanze für die gegenwärtige Wirksamkeit der Kirche zu brechen, sondern sich tiefgreifend für ihr künftiges Schicksal und ihre Vitalität einzusetzen (vgl. Brief 1955).

Lassen wir uns nicht verwirren …

Sein Heiligsprechungsprozess wurde am 10. Februar 1975 im Bistum Trier von demselben Bischof Stein eröffnet, der ihn Jahre zuvor nach Milwaukee geschickt hatte. Ich erinnere daran, denn es ist ein Zeichen, das uns bereits viel sagt… Wir sind auch Zeugen dafür, dass sein Ruf der Heiligkeit außerordentlich weit verbreitet ist. Menschen aus allen Kontinenten bezeugen, dass sie in ihm ein überzeugendes Beispiel dafür gefunden haben, wie das Evangelium gelebt wird, dass sie sich in ihrem Glauben unterstützt fühlen und sich seiner Fürsprache vor Gott anvertrauen. Hunderte von Schönstattheiligtümern, verstreut in so vielen Ländern, sind Orte der Begegnung mit Gott.

Lassen wir uns nicht verwirren …

An diesem Bündnistag, dem Geburtstag Pater Kentenichs, ist es für die Schönstattfamilie Argentiniens an der Zeit, unser JA VATER, wir gehen mit zu erneuern, weil wir wissen, dass Pater Kentenich ein Mensch war, mit allem, was das bedeutet – nicht ein himmlisches Wesen. Wir sind kindlich, ja, aber wir sind keine unreifen Erwachsenen oder naive Kinder… Das bedeutet aber auch nicht, dass wir die sexuelle moralische Integrität des Vaters in Frage stellen, das wäre aufgrund aller Erfahrung eine Dummheit.

Ich bin sicher, dass viele der Schönstätter von La Plata wissen werden, auf wen ich mich beziehe, denn mir fällt ein, was ein großer Philosophieprofessor zu sagen pflegte, den wir im Seminar hatten und der auch in anderen Gegenden der Stadt und von Buenos Aires lehrte, einer von denen, denen die Stadt und die Kirche von La Plata mehr hätte Ehre erweisen sollen als wir getan haben… er sagte immer: „Eine Lüge ist eine Wahrheit, die in einem falschen Kontext erzählt wird, oder eine Falschheit, die in einem wahren Kontext erzählt wird“. Es ist ganz einfach… Wenn ich sage, dass die Schönstätter von La Plata sechs Monate lang keinen Fuß ins Heiligtum gesetzt haben, dann sage ich die Wahrheit. Aber wenn ich den Kontext nicht kläre, wenn ich den Eindruck erwecke, dass der Kontext die Mittelmäßigkeit des Glaubens der Schönstätter ist, dann lüge ich. ICH LÜGE UND VERLEUMDE. Wir haben es mit Situationen zu tun, die Pater Kentenich bereits erlebt hat.

Aber es steht mir, der ich gerade meine ersten Schritte als Weihbischof unternehme, aus einer Diözese, die so weit von den Ereignissen entfernt ist, die 72 Jahre später wieder in Frage gestellt werden, nicht zu,  zu diesen sehr heiklen Angelegenheiten etwas zu sagen… Darum kümmert sich bereits die Diözese, in der Schönstatt liegt, die Diözese Trier. Dort hat der Heiligsprechungsprozess begonnen und dort ist somit ein möglicher Ort, um wieder über Ereignisse von vor so langer Zeit zu sprechen.

Auf der anderen Seite, und es ist wichtig, dass wir alle das wissen, hat das Generalpräsidium der Bewegung eine Untersuchungskommission ins Leben gerufen, nicht um in irgendeiner Weise mit der Diözese zu konkurrieren, sondern um alle Gesten, Haltungen und Worte Pater Kentenichs in einem eigenen psychologischen, pädagogischen und religiösen System zu erklären und einzurahmen, das auf der Tradition der Kirche gründet, die wir Schönstätter sicher genossen haben, die wir aber wissenschaftlich nicht ausreichend erklärt haben. Das Generalpräsidium der Bewegung setzt sich dafür ein, und Landsleute, Kinder eben dieses Heiligtums der Befreiung, arbeiten dort an verantwortlichster Stelle hart mit.

Legen wir all dies in die Hände der Gottesmutter… begleiten wir diesen Weg mit unserem ständigen Gebet, mit unserem Gnadenkapital und mit unserem JA VATER, WIR GEHEN MIT.

 

+ Jorge E González

Weihbischof von La Plata – Argentinien

PDF La Plata

 

Ansprache von Weihbischof Jorge González La Plata 18. November 2020 (pdf)

 

 

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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