Veröffentlicht am 2018-09-28 In Kentenich

15. September: Ein Fest der ganzen Familie in Tupãrenda

PARAGUAY, 15. September 2018, Maria Fischer •

Mit einem breiten Lächeln und dieser für Paraguay so typischen Herzlichkeit empfängt eine „Hüterin des Heiligtums“ von Tupãrenda in dem hellblauen Überwurf des Heiligtumsdienstes uns drei Pilger – zwei aus Ciudad del Este, eine aus Deutschland – an der Tür des Heiligtums. Sie reicht uns ein einfaches weißes Blatt Papier und erklärt: Auf diesen Zettel können Sie schreiben, was Sie an diesem Tag schenken möchten und was Sie erbitten, und dann legen Sie ihn in den Krug des Heiligtums …Wir wissen es und wir tun es seit Jahren. Aber diese herzliche Einladung, so froh, so überzeugt, lässt uns im Heiligtum knien, nach Kugelschreibern kramen und uns lange Zeit nehmen, um aufzuschreiben, was wir anbieten, was wir heute, an diesem 15. September, am  50. Todestag Pater Kentenichs, erbitten. In diesen wenigen Minuten bringe ich der Gottesmutter von Tupãrenda und Pater Kentenich mein Lebens-Netzwerk, dieses ganze große Netz von schoenstatt.org, all meine Freunde und einige ganz besonders, bitte, schenke und fordere (ja!) mit Vertrauen und (nicht ganz) sanfter Gewalt…

Heiligtum von Tupãrenda, 15.09.2018

Ein Klima von Fest und Feier ist schon Stunden vor dem Beginn der Feier des 15. September, des Abschlusses des Kentenich-Jahres und dem Gedenken des 50. Todestages Pater Kentenichs zu spüren. Schönstätter aus dem ganzen Land sind gekommen, aus Encarnación, Ciudad del Este, Villarica, Concepción, Asunción, San Lorenzo, einige mit mehrstündigen Fahrten. Begegnungen, Wiedersehen, Grüße und Geschichten zwischen Jugendlichen und Leuten der ersten Stunde, zwischen Schönstättern aus verschiedenen Städten  und Projekten. Pater Kentenich ruft die ganze Familie zusammen zum Fest in Tupãrenda. Viele sind mit T-Shirts oder Halstüchern mit den Symbolen ihrer Diözesen gekommen, alle haben Zeichen ihrer Beiträge zum Gnadenkapital dabei. „Wir sind aus Encarnación und haben die Pläne für unser zukünftiges Heiligtum dabei“, sagt  Sonia Zaracho.  „Wir schenken Pater Kentenich das Heiligtum des Südens.“

Schönstätter aus Encarnación mit ihrem Bischof Francisco Pistilli

Ein Fest und eine Herausforderung

Impressionen vom Vor-Programm:  ein folkloristischer Tanz voller Lebensfreude, herzlicher Applaus bei der Begrüßung der Städte, Videobotschaften von Paraguayanern im Ausland oder von mit Paraguay besonders verbundenen Personen wie Schw. Andrea,  P. Ángel Strada, P. Juan Pablo Catoggio, ein Video-Übersicht der Aktivitäten in diesem Jahr, eine zauberhafte Darstellung der Kindheit von Josef Kentenich durch kleine Missionare der Kampagne zwischen vier und sechs Jahren … und natürlich Musik, viel Musik aus verschiedenen Epochen, verbunden mit den jeweiligen Erinnerungen und Gefühlen.

Mit der gleichen fröhlichen Festlichkeit entfaltete sich danach die Heilige Messe mit den Lesungen des Sonntags und der herausfordernden Predigt von Bischof Francisco Pistilli über Macht und Bündnis mit der einzig wahren Macht, der Macht Gottes, über Macht, die sich als Dienst versteht, über die Kirche (und Schönstatt) ohne Macht aber voller Leben: Unsere Macht, die im Charisma gelebt wird, ist die des Liebesbündnisses. Es ist die Kraft derer, die sich in ihrer Kleinheit geliebt wissen und ihre Schwäche Gott zur Verfügung stellen, damit der Herr gemeinsam mit Maria Großes schafft zur Ehre des Dreieinen und Dreifaltigen Gottes. Es ist die Stärke der von Gott gewollten Bindung, die Kraft der Sohnschaft, in der die Hilflosigkeit des Sohnes zum Segen des Vaters wird. Unsere Stärke ist die Verpflichtung zur Nachfolge Christi mit Maria, mit der bescheidenen Macht des Gnadenkapitals, der Kraft des Konkreten, das unser christliches Leben gestaltet, damit Maria als Verwalterin der Gnaden der Beheimatung, Wandlung und apostolischer Sendung uns hilft, zur Fülle der Gnade der erlösten Gotteskinder zu gelangen.

 

Ciudad del Este, Asunción…

Eine große Zahl aus allen Völkern und Nationen

Schon beim Betreten der Kirche, und noch mehr beim Verlassen nach dem Segen nach draußen, Richtung Heiligtum, war der Anblick einer so großen Zahl von Menschen, die von der Gestalt Pater Kentenichs zusammengerufen worden waren, eine riesige Überraschung. Und während wir in mehr oder weniger geordneter Prozession über das von Hunderten von Kerzen erleuchtete Gelände zur neuen Statue von Pater Kentenich gehen, denke ich daran, dass wir Teil jener großen Schar aus so vielen Völkern und Nationen sind, die während dieses Tages mit und zum Vater pilgert, um uns hinaussenden zu lassen an die Peripherie, um seine Person und sein Charisma zu verkörpern und gegenwärtig zu setzen, um es und uns in den Dienst von  Kirche und Gesellschaft zu stellen. Wir gehen über das große Gelände von Tupãrenda in seiner vollen Frühlingspracht, während sich in Deutschland, Costa Rica, Brasilien viele bei ebenfalls großen Feiern versammeln und viele andere bei kleinen, einfachen Feiern in Kapstadt, Bragado, La Plata, Santa Cruz de la Sierra, Florencio Varela, Santa Fe… Die Predigt von Bischof  Pistilli klingt nach:

„Für wen halten wir Pater Kentenich?  Wir möchten ihn manchmal nach menschlichen Maßstäben, wie es der Öffentlichkeit gefällt, präsentieren und seine Größe durch seine vielen Schriften und die weite Verbreitung seines Charismas zeigen.  Das wirklich Große an Pater Kentenich ist, dass er das richtige Bündnis gelebt hat als Weg, um ganz zu Christus zu gehören. In diesem Bündnis hat er sich von sich selbst gelöst, damit sich der vorsehende und erbarmungsreiche Gott zeige, der Herr der Geschichte und Meister des Lebens.  Seine Biographie ist für uns Zeugnis für diese Schule, in der wir von seiner Kindheit bis zu seiner Rückkehr nach Schönstatt sehen, wie er immer wieder jeglicher Macht beraubt wurde, um seine Hilflosigkeit einzig und allein den richtigen Händen anzuvertrauen. Gymnich, Oberhausen, Dachau, Milwaukee, da zeigt sich die Antwort auf die Frage: Für wen halten die Menschen Pater Kentenich?

 

Statue von Pater Kentenich

Heraus an die Peripherie – Kentenich im Herausgehen

Während die von dem lokalen Künstler Juan Pistilli gefertigte Statue gesegnet wird, während Fotos gemacht werden und die ganze Freude dieses Festes sich im bunten Feuerwerk über dem Heiligtum entlädt, denke ich an das, was im am Tag darauf tun werde mit dem Besuch im Jugendgefängnis, und auf einmal verstehe ich, dass mein erster Tag der Zeit nach dem 50. Todestag von Pater Kentenich geprägt sein wird vom Herausgehen an die Peripherie, und dass das nur möglich ist in jenem Bündnis, das uns dazu bringt, eine Kirche ohne Macht und voller Leben zu sein, in jenem Bündnis, das Pater Kentenich uns mit seinem Leben und seiner prophetischen Botschaft geschenkt hat.

Vater, in uns geh durch unsere Zeit

 

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

Die Kirche ohne Macht, aber voller Leben

Tuparenda, 15.09.2018

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