Veröffentlicht am 2018-04-29 In Kentenich

Mutig sein wie Pater Kentenich

PARAGUAY, José Argüello •

Im Rahmen des Pater-Kentenich-Jahres hielt Bischof  em.  Claudio Giménez vor Kurzem einen Vortrag, in dem er von der Entstehung Schönstatts in Paraguay und der Beteiligung Pater Kentenichs in dieser Etappe erzählte. Dabei sprach er auch von seinen persönlichen Begegnungen mit Pater Kentenich, auch vom Tag seines Todes vor nun bald fünfzig Jahren. —

 

“Im Kentenich-Jahr kann sich niemand den Luxus gönnen, nicht wenigstens täglich ein Ave Maria für seine Heiligsprechung zu beten“, so der ehemalige Bischof von Caácupé; er erinnerte zugleich an den schon fast legendären Ausspruch von Papst Johannes Paul II., den eine Gruppe von Schönstättern bei einer Audienz lautstark um die Heiligsprechung von Pater Kentenich bat und der darauf kurz und knapp antwortete: „Sprecht ihr ihn heilig.“ Das sein ein Satz, den wir uns an die Stirn schreiben sollten, so der Referent.

Eine der ersten Geschichten, die er erzählte, reichte zurück in die sechziger Jahre; damals entstand in der kleinen Gründungsgruppe der Schönstatt-Bewegung in Paraguay die Idee, Pater Kentenich einen Brief zu schreiben, in dem sie ihn baten, eine „Stunde der geistigen Verbindung mit ihm“ zu haben, und sie würden dafür neun Uhr abends vorschlagen. Sie möchten sich gerne verpflichten, sich egal wo sie sich aufhielten, in der Schule, in der Universität, in diesem Moment dem Gründer zu übereignen und seinen Segen zu erbitten. Sie schickten den Brief nach Milwaukee und erhielten nie eine Antwort. Was sie damals nicht wussten: Pater Kentenich war es verboten, Briefe an Mitglieder der Bewegung zu schicken.

 

 

„Der dicke Kopf auf dem Foto, das ist meiner“

Dann erzählte er von seiner ersten Begegnung mit dem Gründer. Er zeigte ein Foto (siehe oben), auf dem man Pater Kentenich sieht, neben ihm einen jungen Mann (Esteban Uriburu) und den Kopf eines weiteren, der fast die Hälfte des Fotos einnimmt. „Der dicke Kopf auf dem Foto, das ist meiner“, so stolz und freudig Bischof Claudio. Das Foto sei ihm eher zufällig in die Hände gefallen, und er habe es Pater Kentenich geschickt. Der habe es ihm zurückgegeben mit einem handschriftlichen Gruß, datiert auf den 29. März 1966, in dem er schreibt: „Möge Ihr Vaterland ein heiliges, marianisches Schönstattland werden.“ Das sei der Wunsch Pater Kentenichs an einen Seminaristen aus Paraguay gewesen. „Dieser Satz gilt für uns alle.“

Eines Morgens habe er Pater Kentenich bei der Feier der heiligen Messe begleiten dürfen. Er habe Pater Kentenich als einen „ganz natürlich übernatürlichen Menschen“ erlebt.

Nach dieser Messe lud Pater Kentenich Bischof Claudio, damals Seminarist, zum Frühstück ein. Trotz der Sprachschwierigkeiten vermittelte Pater Kentenich ihm damals den folgenden Rat: „Seien Sie dem Liebesbündnis mit der Mutter Gottes, der Mutter Jesu, treu, und es wird Ihnen in allem gut ergehen.“

Inscriptio auf den Knien

Einige Zeit später, so erzählte er, begannen die beiden ersten Seminaristen der Schönstatt-Patres aus Paraguay, Claudio Gimenez und Antonio Cosp, sich Gedanken zu machen um die Zukunft der Schönstatt-Bewegung in Paraguay zu machen, denn da beide außerhalb des Landes waren, stockte die Entwicklung der Bewegung. In dieser Situation beschlossen sie, ihre Insciptio[1]  in die Hände des Gründers zu legen,und als sie ihn baten, mit ihnen zu beten, fragte er sie: „Welches Gebet?“ Die Inscriptio, antworteten sie… Woraufhin Pater Kentenich sich sofort niederkniete, woraufhin die beiden jungen Seminaristen sich mit erstaunten Blicken ebenfalls hinknieten und gemeinsam mit ihm beteten.

Nach diesem unbeschreiblichen Moment gaben beide ihm ihr Gebetbuch „Himmelwärts“, in das Pater Kentenich für jeden eine persönliche Widmung schrieb. In das Himmelwärts von Pater Antonio schrieb er: „Geht und entzündet die Welt“, und in das von Bischof Claudio: „tecum sum in aeternun. mphc[2]”.  “Ich bin immer bei dir. Die Mutter wird vollkommen sorgen.“

„Vater, ich werde auf jeden Fall für deine Familie sorgen“

Am 15. September 1968 war Claudio Gimenez gerade in Schönstatt, als er von einem deutschen Schönstatt-Pater die Nachricht erhielt: „Pater Kentenich ist gerade verstorben.“ Sofort machten sich die beiden auf zur Anbetungskirche, wo sie den Leichnam Pater Kentenichs sahen. Einige andere Priester waren dort im Gebet, auch einige Marienschwestern mit Tränen in den Augen, als ob sie sagen wollten: „Machen Sie doch etwas.“ Bischof Claudio erzählte, dass er sich neben dem Körper von Pater Josef Kentenich niederkniete, seine Hand ergriff und ihm sein Gebetbuch „Himmelwärts“ unter die Hände legte. In diesem Moment versprach er ihm: „Vater, ich werde auf jeden Fall für deine Familie sorgen“

Bischof Claudio schloss sein wunderbares Zeugnis mit der Einladung an alle, dieses Kentenich-Jahr voll zu leben und unser Leben so zu gestalten, wie er es von uns erwarte.

Und nun – was sagt Pater Kentenich Ihnen, was sagt Pater Kentenich dir mit diesem Zeugnis? Wie kann ich in meiner Umgebung Pater Kentenich verkörpern? Wie lebe ich das Kentenich-Jahr?

Mich persönlich hat Pater Kentenich angeregt, dieses Zeugnis von Bischof Claudio zu schreiben. Es ist so wertvoll, dass es nicht nur bei den etwa 200 Leuten bleiben darf, die es gehört haben. Der Gründer sagt mir, dass er immer von seiner Familie abhängig ist, und dass er immer bei uns ist und im Gebet Fürsprache für uns einlegt. Doch er sagt mir auch, dass wir uns anstrengen müssen, um ihn gegenwärtig zu haben, und das nicht nur auf fromme Art und Weise, auch nicht nur in Bewunderung und schönen Bildchen und Sprüchen, die nicht weh tun, sondern mutig wie er. Ich bin überzeugt, dass er eine mutige Familie will. Ich hoffe, dass ich in diesem Kentenich-Jahr mein Wissen über ihn vertiefen werde, aber vor allem, dass ich ihm in seinem Wagemut ähnlicher werde.

[1] “Lass allezeit an uns geschehen, was du hast für uns vorgesehen.” Der Auscruck „Inscriptio“ stammt vom hl. Augustinus, der vollkommene Liebe als “inscriptio cordis in cor” als gegenseitige Herzenseinschreibung, beschreibt. Pater Kentenich übernahm diesen Ausdruck erstmals im Jahr 1941, um damit ein Wachstum im Liebesbündnis bezeichnete, in dem man nicht nur den Willen Gottes annimmt, sondern sich positiv auch auf Kreuz und Leid einstellt, wenn es so dem Willen Gottes entspricht, um zur größten inneren Freiheit zu gelangen. Wer den Super-Gau des Lebens offen anschaut, verliert die Angst und erreicht jene Leichtigkeit, die vollkommen verfügbar macht als Werkzeug Gottes.
[2] Mater perfectam habebit curam: Die Mutter wird vollkommen sorgen

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