Veröffentlicht am 2015-03-01 In Kentenich

Fastenzeit 2015 – Die Fruchtbarkeit des Samens – II

Sarah-Leah Pimentel. „Die Fruchtbarkeit des Samens hängt – wie wir aus der Erfahrung wissen – von der natürlichen Keimkraft des Samens, von der Beschaffenheit des Bodens und von den äußeren Gegebenheiten ab; von Sonne, Regen und Wind. (…) Was von der Saat in der Natur gilt, lässt sich auch auf die Samenkörner unserer Spiritualität übertragen. Die innere Keimkraft drängt zu einer eigengearteten Spiritualität und zum universellen Apostolat. Das nötige gute Erdreich ist die natürliche und übernatürliche Bereitschaft zur Hochherzigkeit, vor allem der Keuschheit und Liebe. Normalerweise sind dazu nur diejenigen fähig, die hochherzig sind. … Keuschheit ist nötig entsprechend dem Wort unseres Herrn Jesus Christus: „Selig die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ Die nützlichen äußeren Wachstumsbedingungen sind Schwierigkeiten verschiedenster Art und verschiedenen Grades, sind dauernde innere und äußere Kämpfe.“ (P. Josef Kentenich, 1954/1955, Kentenich-Reader Bd. II, S. 26)

In der letzten Woche haben wir darüber nachgedacht, dass unsere Spiritualität wie ein Same ist, der eine natürliche Keimfähigkeit hat, wenn wir im Einklang leben mit dem Plan Gottes für unser Leben, dem natürlichen Rhythmus unserer einzigartigen Persönlichkeit, der charakterlichen Veranlagung, der Art, wie vertraut wir mit Gott sprechen und wie wir zu anderen in Beziehung treten.

Guter Boden

Die zweite Bedingung, die ein Same zum Keimen braucht: der richtige Boden, in dem er wächst. Pater Kentenichs Worte hier erinnern uns an das Gleichnis vom Sämann (Mk 4, 1-20). Jesus beschreibt, wie viele Samen ausgestreut werden. Einige überlebten nicht, denn sie landeten auf felsigem Grund oder wurden von den Vögeln gefressen. Einige Samen wuchsen sehr schnell, aber weil sie keinen Raum fanden um tiefe Wurzeln zu schlagen, verwelkten sie und starben. Nur der Same, der auf guten Boden fiel, war fähig zu wachsen. Und der Same, der wächst, sagt Jesus uns, das sind jene, die „das Wort hören, es annehmen und eine Ernte hervorbringen“.

Ebenso wächst unsere Spiritualität am besten, wenn wir im Einklang sind mit Gottes Willen und uns selbst annehmen wie wir sind und wie Gott uns gemacht hat. Wenn wir versuchen, die „Form“ der geistlichen Einheitlichkeit anzupassen, dann sind wir wie der Same, der auf felsigen Grund fiel – wir beginnen zu wachsen, werden aber enttäuscht beim Versuch, in einem unfreundlichen Boden Wurzel zu schlagen, und oft werden wir entmutigt und geben auf unserer spannenden Reise auf, zu entdecken, wer wir in Gott sind.

Wir müssen uns auch erinnern, dass es nicht nur eine Definition von gutem Boden gibt. Verschiedene Arten von Pflanzen beanspruchen verschiedene Arten von Boden. Ein Kaktus würde nicht gut in einem Feuchtgebiet wachsen, und ebenso würde die Rose nie in der Wüste überleben. Jede Art von Samen braucht Boden, der zu ihm passt.

Reflexion: Was ist mein guter Boden?

Geistige Mineralien

Unabhängig von der Art des Bodens, in welchen der Same gelegt ist, enthalten alle Bodenarten notwendige Mineralstoffe, die für das Wachstum der Pflanzen erforderlich sind. So auch wir. Pater Kentenich identifiziert drei Mineralien, die jede „gute Erde“ besitzt: Großzügigkeit, Keuschheit und Liebe.

Großzügigkeit – geben was wir haben und was wir nicht haben

Der Boden, in dem der Same am besten wächst, kann nicht egoistisch oder selbstsüchtig sein. Der Same kann auch nicht wachsen in der Isolation. Eine Spiritualität, die Kraft aus sich selbst schöpft, wird wie der Same, der auf flachen Boden fiel. Er schießt sehr schnell auf, möglicherweise schneller als ein Same, der zuerst tiefe Wurzeln treibt. Wenn er aufschießt, wird er stolz auf seinen Erfolg, seine scheinbare Kraft. Unfähig, Nahrung aus dem Boden zu ziehen, beginnt er sich selbst aufzuzehren, bis er verwelkt.

Eine gesunde Spiritualität, wenn sie auch in dem ruhigen und verborgenen Teil der Seele geformt wird, muss notwendigerweise nach außen ausgerichtet sein. Wenn wir in Großzügigkeit geben, was wir haben und was wir nicht haben, beantworten wir Gottes Ruf, unseren Familien, unserer Gemeinschaft und Gesellschaft zu dienen. Es ist ein „Ja“ zu Gottes Stimme. Es ist das furchtlose „Fiat“ der Gottesmutter.

Großzügigkeit ist das Vertrauen, dass der Boden bieten wird, was wir Tag für Tag brauchen. Es ist das letzte Stück Brot, das die Witwe für den Propheten Elija bereitete. Gott belohnte ihren Glauben, indem er sicherstellte, dass sie und ihr Sohn genug zu essen hatten bis die Hungersnot endete (1Kg 17,7-15). Wenn wir großzügig antworten, verspricht Jesus uns, dass unsere Quelle nie versiegen wird. Wenn wir Segen für andere werden, werden wir im Gegenzug gesegnet.

Reflexion: Was sind die Grenzen meiner Großzügigkeit? Welchen praktischen Schritt kann ich tun, um großzügiger zu werden mit meiner Zeit und meinen Mitteln?

Liebe gibt einfach

Liebe ist auch erforderlich für gesundes geistliches Wachstum. Pflanzen wachsen gut, wenn der Gärtner sie liebevoll pflegt. Wir brauchen nur einen Blick auf Kinder, die aus einem liebenden Zuhause kommen, um zu sehen, dass sie wachsen, um heile, gesunde, fröhliche Erwachsene zu werden. Im Gegensatz dazu finden Kinder, die umgeben sind von Unsicherheit, Angst, Konflikten und Misstrauen es viel schwerer, sinnvolle Beziehungen einzugehen. Sie wissen nicht, was es bedeutet, zu lieben und geliebt zu werden.

Spiritueller Same wächst am besten in dem Boden, der die lebensspendende Kraft der Liebe enthält. Liebe ist eine Reaktion auf Großzügigkeit, ist aber auch ein Katalysator für Großzügigkeit. Liebe ist die Fähigkeit, auf den anderen zu schauen und die egoistischen Wünsche des Ich zu vergessen. Liebe gibt einfach. Sie erwartet nichts zurück. Sie ist ein Ausdruck der bedingungslosen Liebe Gottes zu uns. Wenn der junge Same mit Liebe versorgt wird, erwidert er diese bedingungslose Liebe. Durch unsere Antwort der Liebe können wir wachsen und wie die Erdbeerpflanze breitet sie sich in alle Richtungen aus. Es ist die Liebe Jesu, die in der heutigen Welt lebendig wird, wenn wir einander lieben.

Jesus hat alle Gebote zusammengefasst indem er sagt: „Es gibt kein anderes Gebot, das größer ist als dieses: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.“ (Mk 12,30-31)

Die Familie ist der erste Ort, an dem wir berufen sind, bedingungslose Liebe zu geben – auch denen, die nicht in der Lage waren, uns vollkommen zu lieben. Auch die Fremden und die Ausgestoßenen müssen wir lieben, die um Hilfe rufen und keine Möglichkeit haben, uns für unsere Liebestaten etwas zurückzuzahlen. Wir lieben einfach: weil es uns gibt, weil es sie gibt.

Reflexion: Wo sind Menschen in meiner Familie und an meinem Arbeitsplatz, die schwierig zu lieben sind? Wie kann ich mir mehr Mühe geben, sie bedingungslos zu lieben, auch wenn ich sie nicht immer leiden kann? Wie kann ich die Ausgegrenzten in meiner Gemeinde in Liebe erreichen, meine Liebe zu ihnen durch praktische Hilfe zum Ausdruck bringen?

Keuschheit – der Schatz eines gesunden Geistes und gesunden Körpers

Pater Kentenich sagt, dass Keuschheit ein weiteres wesentliches Mineral in gutem Boden ist. Der Leser mag sagen: Hör auf, Pater Kentenich hat zu einer Gruppe von Priestern gesprochen. Ja, hat er. Aber Keuschheit gehört nicht nur zu Priestern und den Personen im gottgeweihten Leben. Keuschheit hat einen wichtigen Platz im Leben jedes Christen. Keuschheit bedeutet „Reinheit in Verhalten und Absicht“, „Zurückhaltung“, und ein Lexikon fügt noch „persönliche Integrität“ hinzu als eine der Definitionen für Keuschheit.

In einer Gesellschaft, die so viel Wert legt auf Befriedigung durch Vergnügen aller Art – Essen, Geld, Sex – und in einer Kultur, die uns sagt, dass uns alles zusteht, was wir wünschen, ist Keuschheit auch ein Edelmetall.

Keuschheit ist die Fähigkeit ‚Nein‘ zu sagen. Nicht alles, was ich mir wünsche, ist gut für mich. Keuschheit ist die Selbstdisziplin, fähig zu sein, unsere Fantasie zu kontrollieren, unsere Wünsche zu zügeln und anzuerkennen, dass andere – Ehepartner, Kinder, Mitarbeiter – nicht da sind, nur um unsere unmittelbaren Bedürfnisse nach sexueller Lust zu befriedigen, unsere zerschlagenen Träume zu erfüllen oder unser Gefühl der eigenen Selbstgefälligkeit zu speisen.

Keuschheit ist eine Frucht des Heiligen Geistes, die uns möglich macht, in allem rein zu bleiben, in unseren Gedanken und Worten. Keuschheit ist der Schatz eines gesunden Geistes und eines gesunden Körpers. Im Boden der Keuschheit gedeiht unsere Spiritualität, denn sie ist nicht mehr gebunden durch selbstsüchtige Wünsche und Leidenschaften. Stattdessen orientiert sie sich nach oben zu Gott und nach außen in Richtung zu den anderen.

Reflexion: Welche Bereiche in meinem Leben rufen mich auf, Keuschheit zu üben? Wie kann mir Selbstbeherrschung auf meinem geistlichen Weg helfen?

Der gute Boden der Gemeinschaft

Guter Boden erzeugt neues Leben, für den Samen ebenso wie für jeden anderen Organismus, der auf der Erde lebt und seine Existenz aus der symbiotischen Beziehung unter diesen unterschiedlichen Organismen schöpft. Der Boden wird zu einer Art von Gemeinschaft. Der Same der Spiritualität wächst nur gut in einer Gemeinschaft mit anderen, vorzugsweise einer Gemeinschaft, in der jedes Mitglied gibt und nimmt in gleichem Maß, so dass alles zu voller Kraft heranwachsen kann, jeder in seinem eigenen Tempo.

Gebet:

Lieber Jesus, wenn wir mit dir in die zweite Fastenwoche wandern, möchten wir mehr wie du werden. Wir möchten deinem Beispiel der vollkommenen Großzügigkeit und Liebe folgen. Die Welt, in der wir leben, sagt uns, wir sollen alles nehmen, was immer wir wünschen, und es wird sehr schwer, ihr nicht zu erliegen. Gib uns die Kraft, Selbstbeherrschung zu üben, und wir bieten dir unsere Opfer an als Liebesgabe für die bedingungslose Liebe, die du uns am Kreuz gezeigt hast. Amen.


Original: Englisch. Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland

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