Veröffentlicht am 2013-02-25 In Kentenich

Du, kleines Heiligtum dort unten im Tale, bist keineswegs eines der geringsten Plätze im Reiche Gottes

org. Februar 2013. Eine junge Frau  betritt die Bank, in der Hand ein etwas älteres Sparbuch. „Ich habe das zufällig in einer Schachtel gefunden, die ich ewig lange nicht mehr aufgemacht hatte“, sagt sie. Es war ein Sparbuch, das ihre Großeltern für sie angelegt hatten, als sie noch ein Kind war. „Ist das überhaupt noch gültig?“, fragt sie. „Aber ja, und es hat ein ganz stattliches Guthaben”, so die Antwort. Lächelnd, ein wenig verlegen und sichtlich bewegt, sagt die junge Frau: „Du kleines, vergessenes, vernachlässigtes Sparbuch da unten aus der Schachtel, du erfüllst mir jetzt meinen Traum …“. Am 18. Oktober 1914 sagt Pater Kentenich zu den Jugendlichen, die in jenem Heiligtum sitzen, „das seit Menschengedenken mehr oder weniger verlassen, öde und leer dastand“ etwas von der „größten apostolischen Tat“, die für immer mit diesem Ort verbunden sein soll. Etwas vom armen Stall von Bethlehem, in dem der Erlöser der Welt geboren wurde, schwingt mit in seinen Worten; schwingt mit in der Überzeugung, dass so oft „in der Weltgeschichte das Kleine und Unansehnliche die Quelle des Großen und Größten“ gewesen ist.

In einem Vortrag mitten im Zweiten Weltkrieg (9.3.1941), im Zusammenprall der Mächte, spürt man fast noch stärker seine Ergriffenheit angesichts der Einfachheit und Größe dieses kleinen Heiligtums, wenn er sagt:

„Du Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter Judas Fürstenstädten … (Mt 2,6).

Was von Bethlehem gilt, das wendet unser Herz ganz unwillkürlich an auf unser kleines Heiligtum: Du, kleines Heiligtum dort unten im Tale, bist keineswegs einer der geringsten Plätze im Reiche Gottes, von denen der Geist Gottes ausstrahlen möchte, um die Welt im Heiligen Geiste zu erneuern.“

Schönstatt, du kleines heiliges Land, magst weit und breit unbekannt sein, magst klein, magst geringfügig sein

Als Schönstattfamilie erleben wir einen Moment, in dem „alle Hoffnungen und Erwartungen, die in den vergangenen Monaten aufgekommen sind, ins Nichts zu fallen scheinen  und wir fürchten müssen, dass zum Jubiläum unseres Liebesbündnisses unser Haus weiterhin nicht „unser“ Haus ist.“

Und dahinein sagt Pater Kentenich:

„Ist es nicht so, ist nicht dieses kleine Heiligtum buchstäblich der Mittelpunkt und der Sammelpunkt unseres Denkens und Fühlens am heutigen Tage? Und weil dieses gesegnete Plätzchen nach Gottes Absicht offenkundig fruchtbar, gesegnet, überreichlich gesegnet werden soll, deshalb sehen wir im Geiste ungezählt viele edle Menschen, die sich um diesen Platz gruppieren, die in dem letzten Jahre durch Blankovollmacht Leib und Leben dem ewigen Gott angeboten haben zur Erhaltung und Fruchtbarwerdung dieses heiligen gesegneten Ortes.

Und wie klingt das Wort in unseren Ohren, das wir seit 1929 so oft gehört haben, das uns, je älter wir werden, umso mehr mit Erzittern und Erbeben erfüllt: Im Schatten dieses Heiligtums, da sollen die Geschicke der Kirche auf Jahrhunderte wesentlich, ja wesentlich beeinflusst werden.

Wie klingt jetzt das Wort: „Du Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter Judas Fürstenstädten …?“ – Schönstatt, du kleines heiliges Land, magst weit und breit unbekannt sein, magst klein, magst geringfügig sein, und trotzdem, wie stark ruht Gottes Segen auf dir, wie stark ist Gottes Heilsabsicht mit diesem kleinen Plätzchen verknüpft.“

Wir tragen Segen in die Welt

„Ich pilgere im solidarischen Bündnis zu unserem Urheiligtum“ – ein Leben gewordenes Motto in diesen Wochen, in denen Hunderte von Menschen die Aufgabe annehmen, „zu zeigen und lebendig und apostolisch deutlich zu machen, dass dieser kleine Ort unsere gemeinsame Heimat ist und unsere Quelle spezifischer Gnaden, ohne die wir weder sein noch handeln können, nicht als Familie des Vaters und nicht als Apostolische Bewegung im Dienst an der Kirche und Gesellschaft.“

Und so sagt Pater Kentenich in eben diesem Vortrag mitten im Weltkrieg:

Wir benutzen die Gelegenheit, um unsererseits auch zu bekennen, dass aller Segen, der bisher über uns ausgestreut worden ist, aller Segen, der ausgegangen ist von diesem heiligen Fleckchen Erde, unserer Königin, unserer Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt zu danken ist. Sie soll auf dem Triumphwagen einher geführt werden. Wir schreiten demütig zu Fuß vor diesem Wagen, seitwärts dieses Wagens.

So sieht diese Gemeinschaft aus. Und die soll gesegnet sein? Ja, erleben wir denn heute nicht diesen Segen? Ist es nicht ein ständig flutender Gnadensegen, der heute über uns hereinbricht? Wenn ich einmal alles aufnehme, was heute durch den Saal, durch das Schönstattland hindurchzittert und wenn ich es in Form gießen darf, dann möchte ich sagen: Wir alle, die wir heute hergekommen sind, wir bringen Segen, wir holen Segen und wir möchten Segen hinaustragen in die Welt.

Wir bringen Segen!

Ja, wie häufig habe ich mir das heute Morgen und in den folgenden Stunden sagen dürfen. Wie viel Segen flutet heute wiederum zurück in unser kleines Heiligtum, in die Quelle, aus der dieser Segen geflossen ist.

Wir holen Segen!

Wir kommen aber nicht bloß, um Segen zu bringen, nein, nein, wir holen auch Segen von diesem Platze. Unwillkürlich denken wir an das reiche Gnadenkapital, das die ganze Familie, so glauben wir schlicht und demütig, hier zusammengetragen, in die Hände der lieben Gottesmutter gegeben hat. Wir holen Segen. Wir möchten gesegnet, reich, überreichlich gesegnet, tief gesegnet hinausgehen.

Wir tragen Segen hinaus in die Welt.

Wie soll denn dieser Segen aussehen, den wir hinaustragen? Auch hier darf ich wohl einen großen dreifachen Segensstrom unterscheiden.

Das mag zunächst einmal der Segen eines in Gott gegründeten Seins sein. Ein zweites Mal frage ich: Welchen Segen wollen wir hinaustragen? Den Segen eines von Gott entzündeten Wortes! Ein schlichtes Wort, ein warmes Wort, ein überzeugungsvolles Wort, von innerer Glut getragen, wie viel Segen mag das ausstreuen! Wir haben uns vielleicht alle nicht geträumt, dass wir einmal eine Zeit durchkosten dürfen, wie wir sie heute vor uns haben, und doch sind wir von Anfang an so beweglich gewesen, dass eine Umstellung uns nicht schwerfällt. Segen möchten wir holen und hinaustragen.

Und endlich der dritte große Segensstrom, den wir alle mit hinausnehmen wollen, den Segen eines in Gott gegründeten und von Gott entzündeten Lebens der Tat. Taten wollen wir setzen, Taten des kleinen Alltags, im gewöhnlichen alltäglichen Leben Gott künden, Christus künden.

Als alles unmöglich erschien

In einem Moment, in dem menschlich gesehen alles verloren scheint, schauen wir auf Bethlehem und auf 100 Jahre Liebesbündnis. „In der Gründungszeit der Familie wurde das Liebesbündnis in gegenseitiger Solidarität gelebt auf den Schlachtfeldern und  in den Schützengräben … im Exil in Solidarität mit Pater Kentenich und als Familie auf den Schlachtfeldern der Kirche und der eigenen Familie … Heute sind wir eingeladen, das solidarische Bündnis auf den Feldern der Neu-Evangelisierung zu leben und Bündniskultur zu schaffen, ein nicht weniger radikaler Einsatz für die geistige Eroberung einer missionarischen und pilgernden Familie, unseres lebendigen Heiligtums, unseres Urheiligtums.“

Der Prophet des Heiligtums spricht

„Du, Bethlehem im Lande Juda …“ – Du, Schönstatt in der großen weiten Welt -, bist keineswegs einer der geringsten Plätze! Wie viele Menschen tragen heute den Namen der Dreimal Wunderbaren Mutter auf den Lippen! Wie viele Menschen kreisen und gruppieren sich heute um unser Heiligtum! Es ist für sie das Symbol des Göttlichen, des echt Christlichen.

Meinetwegen sollen die Stürme noch gewaltiger werden, meinetwegen soll das Schifflein, in dem wir uns aufhalten, von Wind und Wogen hin- und hergeschaukelt werden, so stark, dass wir meinen, wir wären dem Untergang nahe. Und doch, wir alle, die wir hier beieinander sind, halten immer unerschütterlich fest an dem einen großen Wort, das uns auch Vinzenz Pallotti gelehrt, das er in einer ähnlichen revolutionären Zeit gesprochen hat: Mater habebit curam! Oder an dem anderen Wort, das aus der Feder des heiligen Alfons von Liguori geflossen, das uns drüben in unserem Heiligtum entgegen leuchtet: Servus Mariae nunquam peribit.

Wenn wir einmal hineinschauen in das Leben der Gebenedeiten unter den Weibern, dann spüren wir eine Zeit ähnlich der heutigen, alles erwartet den Befreier, den Erlöser. Und er ist so nahe. Als man in Israel glaubte, sein Kommen wäre unmöglich, hat die Gottesmutter in der heiligen Stille zu Nazareth die heilige Begegnung mit dem Engel. Sie will jungfräulich bleiben und trotzdem, sie soll Mutter werden. Ja, wo es schier unmöglich scheint, dass sie die Mutter des Ewigen werden soll, steht das Ereignis unmittelbar bevor. So wird es auch sein, so wird es auch für uns kommen, im rechten Augenblicke heftet sich ein glorreicher Sieg an die Ferse der Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt.

Und nun lassen Sie uns, was ich als Dolmetsch Ihnen sagen, interpretieren durfte, hinaussingen durch unsere Familienhymne: „Breit um uns deinen Mantel …“

Und darum: „Vielleicht ist es Zeit, der Gottesmutter erneut und im Geist unseres Wallfahrtsgebetes 2014 zu sagen: „Ich pilgere im solidarischen Bündnis zu unserem Urheiligtum und bitte, dass du dich dort neu niederlässt mit deiner Familie.“


Texte von Pater Kentenich: Auszüge aus einem Vortrag vom 9.3.1941

Zwischentexte aus:
Ich pilgere im solidarischen Bündnis zu unserem Urheiligtum

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer



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